TikTok-Sperre in den USA

TikTok-Nutzer flüchten auf chinesische Plattform Rednote

Kurz vor der drohenden TikTok-Sperre am Sonntag deutet Donald Trump einen möglichen Aufschub an. Währenddessen suchen US-Nutzer bereits nach Alternativen – und strömen in Scharen auf eine chinesische App.

Viele User registrieren sich auch aus Protest bei der App Rednote.

© imago/Andre M. Chang

Viele User registrieren sich auch aus Protest bei der App Rednote.

Von Isabelle Vees

Die Kurzvideo-Plattform TikTok steht in den USA vor dem Aus: Bereits am kommenden Sonntag könnte der Zugang zur App für US-Nutzer gesperrt werden. Nun denkt der designierte Präsident Donald Trump darüber nach, TikTok nach seinem Amtsantritt einen Aufschub von zwei bis drei Monaten zu gewähren. Ein von Präsident Joe Biden unterzeichnetes Gesetz sieht vor, dass TikTok aus den App-Stores verschwindet, falls der chinesische Mutterkonzern ByteDance die App nicht verkauft.

Mit Trumps Eingreifen könnte dieses Verbot vorerst gestoppt werden. Sollte das Gesetz jedoch in Kraft treten, plant TikTok, seinen Betrieb in den USA komplett einzustellen. US-amerikanische Nutzer stellen sich schon auf das Verbot ein – und haben prompt eine Alternativ-App im Visier. Mit klarer Message an die Regierung.

Hunderttausende Neuanmeldungen auf Rednote

Während die Zukunft von TikTok in den USA weiter ungewiss ist, suchen viele Nutzer bereits nach einem neuen virtuellen Wohnzimmer– und scheinen dieses gefunden zu haben. Die chinesische App Rednote erlebt derzeit einen massiven Aufschwung in den Download-Charts.

Wer jedoch ein Pendant zu TikTok erwartet, wird überrascht: Zwischen den beiden Plattformen gibt es deutliche Unterschiede. Xiaohongshu, wie Rednote ursprünglich heißt, bedeutet übersetzt „Kleines rotes Buch“. Im englischsprachigen Raum hat sich jedoch der Name Rednote etabliert.

Die App, die sich als Chinas Antwort auf Instagram versteht, wurde speziell für den chinesischen Markt entwickelt. Der Großteil der Inhalte ist auf Mandarin, und die Mehrheit der Nutzer stammt aus China.

Doch jetzt sorgen TikTok-Flüchtlinge aus den USA für Wirbel. Medienberichten zufolge registrierten sich seit vergangenem Montag rund 700.000 neue Nutzer, die meisten davon aus den USA – als Reaktion auf das drohende TikTok-Verbot.

Wie TikTok, nur ganz anders

Rednote wurde bereits 2013 entwickelt und startete ursprünglich als Shopping-Plattform, bevor sie sich als Social-Media-App etablierte. Die Plattform bietet Bilder, Videos, schriftliche Inhalte sowie integrierte Shopping-Funktionen und ist damit eher mit Instagram vergleichbar.

Auf Plattformen wie Reddit wird die chinesische Alternative kontrovers diskutiert. „Die App entfernt regelmäßig Inhalte, die LGBTQ-Rechte thematisieren, als ‚unsittlich‘ angesehene Beiträge oder Kritik an der Kommunistischen Partei Chinas – einer Partei, die aktiv einen Völkermord an den Uiguren verübt“, schreibt ein Nutzer.

Während einige die strikte Zensur kritisieren, empfinden andere sie als angenehm. „Es ist wirklich sehr positiv und komplett unpolitisch (es sei denn, wir bringen unser eigenes Drama dorthin). Wenn wir das tun, fliegen wir raus!“, berichtet eine amerikanische Nutzerin. Die Plattform sei wie eine Mischung aus Pinterest, Shopping, Blogs, Musik und Kunst, ergänzt sie. Politische oder sozialkritische Inhalte sucht man dort vergeblich.

Warmer Empfang für neue User

Der plötzliche Ansturm amerikanischer Nutzer sorgt in China für Überraschung – und überwiegend positive Reaktionen. Chinesische User heißen die Neulinge willkommen, bringen ihnen Mandarin bei und erklären in Englisch die Regeln und Netiquette der Plattform.

Die App erlebt einen regelrechten Boom. Auch in Deutschland steigen die Downloadzahlen rasant. Ob der Hype anhält, bleibt jedoch fraglich. Viele sehen den Andrang auf Rednote eher als symbolischen Akt gegen die US-Regierung. Ein Nutzer schreibt: „Ich denke, es geht mehr darum, ein Zeichen zu setzen: Verbietet unser geliebtes TikTok, weil es China gehört, und wir rennen direkt in Chinas Arme, lol.“

Der Ansturm auf die chinesische App dürfte der US-Regierung nicht gefallen. Ob Trump kurz vor Ablauf der Frist am Sonntag tatsächlich einen Aufschub für TikTok erreichen kann, bleibt erst einmal ungewiss.

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Erstellt:
16. Januar 2025, 17:45 Uhr

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