Kolumne „Familiensache“

To Hel(l)goland and back

Im Urlaub kommen häufig Erinnerungen an vergangene Ferienerlebnisse zurück. Unser Autor erinnert sich an einen besonders wilden Helgoland-Besuch mit den Kindern.

Vor der Fahrt nach Helgoland war die Stimmung auf der Fähre noch gut, doch es sollte sich rasch ändern.

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Vor der Fahrt nach Helgoland war die Stimmung auf der Fähre noch gut, doch es sollte sich rasch ändern.

Von Matthias Kapaun

Die Sommerferien sind bald Geschichte und unser diesjähriger Urlaub auch. Da wir bei der Veröffentlichung dieses Textes noch in der Türkei weilen, nehme ich Sie nun mit ins Jahr 2017 zu einer ziemlich wilden Anekdote aus unserem ersten Familien-Urlaub an der Nordsee.

Wir hatten es uns in einem Ferienhaus gemütlich gemacht und schon einiges erlebt – vom Tönninger Wattforum über die Dünentherme in St. Peter Ording, bis hin zur frisch eröffneten Elbphilharmonie in Hamburg. Doch der Höhepunkt – in positiver wie negativer Hinsicht – sollte noch kommen.

„Ein außergewöhnliches Erlebnis“

An einer Werbetafel in Tönning entdeckte meine Frau ein Schild: „Von Büsum mit der Fähre nach Helgoland – ein außergewöhnliches Erlebnis“. Na, das hörte sich doch interessant an. Tags darauf schnappten wir uns die Kids – die Tochter damals gerade mal vier und die Zwillings-Jungs drei Jahre alt – und machten uns auf nach Büsum. Noch waren wir bester Dinge. Am Hafen bestiegen wir die Fähre – und los ging unser Drei-Stunden-Trip zur beliebten Hochseeinsel.

Als wir aus dem Büsumer Hafen schipperten, war uns Poseidon noch hold und so ging meine Frau mit den Kids unter Deck, um zu schauen, was das Kinderkino so kann. Ich wartete auf meinen Kaffee und wollte nachkommen. Doch dann gerieten wir in die Untiefen der Nordsee und es wurde – gelinde gesagt – ziemlich ungemütlich. Der Gott des Meeres schoss eine Welle nach der anderen vor den Bug der Fähre – und so verwandelte sich das Schiff in kürzester Zeit in eine Art Berg-und-Tal-Bahn.

Wie ich den Beginn dieser unfreiwilligen Achterbahnfahrt erlebte: Ich saß im Innendeck und wartete noch immer sehnsüchtig auf meinen Kaffee, als sich das Schiff immer mehr aufschaukelte – und mein Magen sich diesen Bewegungen anpasste, was zur Folge hatte, dass ich vom Teint her ohne Weiteres als kleines grünes Männchen hätte durchgehen können. Rings um mich herum fiel Reisenden ihr Frühstück aus dem Gesicht und ich fragte mich, wie es eigentlich dem Rest der Familie im Kino ging.

Dort startete gerade ein Film, als plötzlich ein Schwall Erbrochenes durch den Türrahmen in den Raum flog. Noch bevor ich mich auf den Weg nach unten machte, nahm meine Frau die Kinder und wollte zu mir hochkommen – doch das Schaukeln hatte solche Ausmaße erreicht, dass für meine Frau und die Kids am unteren Ende der Treppe erst mal Schicht im Schacht war.

Zwei Stunden lang auf und nieder

Glücklicherweise erkannte ein Fahrgast die missliche Lage und bugsierte gemeinsam mit meiner Frau die Kinder die Treppe hoch. Nun ging es „nur“ noch knapp zwei Stunden auf und nieder, auf und nieder, immer wieder, bevor wir auf Helgoland ankamen und uns wie Bolle freuten, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Von da an war der Tag gerettet: Beim Rundgang über die Insel mit ihren beeindruckenden Klippen, ihrer riesigen Artenvielfalt und ihrem Wahrzeichen, der 47 Meter hohen „langen Anna“, wurden wir für den Horrortrip mehr als entschädigt. Und die Rückfahrt? Poseidon hatte ein Einsehen mit uns, das Meer hatte sich beruhigt und so konnten wir nach einem Tag voller Aufs und Abs gemütlich dem Festland entgegenschippern.

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Matthias Kapaun (49) ist seit zwölf Jahren Online-Redakteur. Beinahe genauso lange ist er Vater von einer Tochter, dicht gefolgt von Zwillings-Jungs. Seit nunmehr fast zehn Jahren stellen diese „Beinahe-Drillinge“ das Familienleben gehörig auf den Kopf.

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Erstellt:
5. September 2024, 15:12 Uhr

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