Blitzermarathon

Toleranz von Blitzer und Tacho: Wie viel Prozent Bonus gibt es?

Schnell ist nicht immer zu schnell: Warum bei Aktionen wie dem Blitzermarathon eine Toleranz vorgeschrieben ist und auch der Tacho stets mehr Geschwindigkeit anzeigen muss als man bei der Radarkontrolle wirklich fährt. Der Effekt kann erstaunlich groß sein.

Auch der Tacho hat eine Toleranz.

© IMAGO/Design Pics/IMAGO/Sergey Galushko

Auch der Tacho hat eine Toleranz.

Von Michael Maier

Geblitzt! Ein Schreckensszenario für viele Autofahrer, gerade auch beim Blitzermarathon, der in Baden-Württemberg meist im April und August stattfindet. Doch bevor Panik ausbricht, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Toleranz bei Radarkontrollen zu werfen. Denn nicht immer ist man so schnell unterwegs, wie der Blitzer zunächst anzeigt.

Grundsätzlich gilt in Deutschland bei allen Geschwindigkeitsmessungen ein Toleranzabzug. Dieser beträgt bei Geschwindigkeiten bis 100 km/h pauschal 3 km/h. Bei einem Tempo über 100 km/h werden 3 Prozent der gemessenen Geschwindigkeit abgezogen. Diese Regelung gilt für die meisten Messverfahren, einschließlich stationärer und mobiler Blitzer sowie Lasermessgeräte. Außerdem kann sich im Hinblick auf besonders ungenaue Messungen einiger einschlägig bekannter Geräte ein Einspruch lohnen. Baden-Württemberg weigert sich zum Beispiel hartnäckig, eine bestimmte Laserpistole aus dem Verkehr zu ziehen.

Toleranz, Blitzer, Video-Nachfahrsysteme

Eine Ausnahme bei der Blitzer-Toleranz bilden Videonachfahrsysteme, bei denen die Polizei aus einem fahrenden Fahrzeug heraus misst. Hier wird eine höhere Toleranz von 5 km/h oder 5 Prozent (ab 100 km/h) angesetzt, da diese Methode als anfälliger für Ungenauigkeiten gilt.

Interessanterweise variieren die Toleranzwerte im europäischen Ausland. Während Österreich ähnliche Regelungen wie Deutschland hat, sind Länder wie Frankreich und Spanien großzügiger. In Frankreich beispielsweise werden bei stationären Messungen 5 km/h unter 100 km/h und 5 Prozent über 100 km/h abgezogen.

Toleranz, Blitzer, Tacho

Doch nicht nur die Messgeräte haben Toleranzen - auch der Tacho im eigenen Fahrzeug ist nicht hundertprozentig genau. In der Regel zeigt er eine etwas höhere Geschwindigkeit an, als tatsächlich gefahren wird. Laut EU-Richtlinie darf die Abweichung bei neueren Fahrzeugen maximal 10 Prozent plus 4 km/h betragen. Das bedeutet, dass ein Auto, dessen Tacho 120 km/h anzeigt, in Wirklichkeit nur 104 km/h schnell sein könnte. Das Beispiel ist sicher ein Extremfall, aber 4 km/h Abweichung dürften realistisch sein, denn niemals darf der Tacho laut EU-Richtlinie weniger als die echte Geschwindigkeit anzeigen.

Blitzer, Toleranzen & Co.

  • Toleranzabzug in Deutschland: 3 km/h bis 100 km/h, 3 Prozent ab 100 km/h
  • Höhere Toleranz bei Videonachfahrsystemen: 5 km/h bzw. 5 Prozent
  • Tacho-Toleranz: bis zu 10 Prozent plus 4 km/h (seit Baujahr 1991)
  • Tatsächliche Geschwindigkeit immer niedriger als Tacho
  • Toleranzwerte im Ausland variieren

Allerdings können auch kleinere Überschreitungen nach Abzug der Blitzer-Toleranz oder Tacho-Toleranz noch zu Geldbußen führen. Ohne Angst vor dem Bußgeldkatalog und Punkten in Flensburg fährt, wer sich an die vorgegebenen Limits hält und den Tacho im Auge behält. Blitzer-Apps und Radarwarner sind übrigens in Deutschland generell verboten. Lediglich online und im Radio sind Blitzer-Warnungen erlaubt.

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Erstellt:
7. August 2024, 14:46 Uhr
Aktualisiert:
8. August 2024, 09:46 Uhr

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