Toller Neustart nach langer Pause
27. BKZ-Mini-Cup Der SV Steinbach organisiert das Turnier für E- und F-Jugend-Fußballer, das schon 2020 auf seinem Gelände stattfinden sollte, nach der coronabedingten Verzögerung mit Bravour. Die zwei Tage liefern viele Geschichten.
Von Steffen Grün
Doppelte Arbeit: Nicht alles auf den allerletzten Drücker vorzubereiten, sondern einen Puffer einzuplanen, ist eigentlich ein lobenswerter Ansatz. Einen, den die Macher des SV Steinbach beherzigten und deshalb schon sehr frühzeitig munter werkelten, um für den 27. BKZ-Mini-Cup gerüstet zu sein. So wurden bereits am Donnerstagabend die vielen Linien gestreut, mit denen der große Rasenplatz in vier Kleinspielfelder unterteilt wurde. „Wir waren drei Stunden beschäftigt“, berichtet Sören Kettner. Wohlwissend, dass schwere Gewitter vorhergesagt wurden, aber „wir haben es in der Hoffnung gemacht, dass es vielleicht doch nicht so schlimm kommt“, sagt der Jugendleiter. „Wir wurden eines Besseren belehrt.“
In der Nacht und am Freitagmorgen goss es teils wie aus Kübeln. Der Regen spülte alle Linien weg, die Arbeit musste von vorne beginnen. „Beim zweiten Mal ging es aber ein bisschen schneller, weil die Spielfelder zumindest mit Hütchen noch markiert waren“, erläutert Kettner. Zusammen mit den zwei Plätzen auf dem Kunstrasen waren es sechs Felder, die mit insgesamt zwölf Toren zu bestücken waren – sechs hat der SVS, vier wurden vom SV Allmersbach und zwei vom Großen Alexander Backnang geliehen.
Früh vor Ort: Die Gewitterwolken hatten sich längst verzogen, als am Samstagmorgen der Turnierstart nahte. Die Sonne strahlte, daran sollte sich im Laufe des Wochenendes auch nichts ändern. Umso wichtiger waren die vielen Schatten spendenden Schirme, die über den akkurat aufgereihten Tischen und Bänken aufgespannt waren. Es war also alles bestens vorbereitet, trotzdem herrschte um 7.45 Uhr rund um die Dorfhalle schon wieder emsige Betriebsamkeit.
Der Soundcheck der Turnierleitung um Ralf Holzwarth, Dennis Layer und Tobias Krebs dürfte den ganzen Backnanger Stadtteil daran erinnert haben, dass der BKZMini-Cup zu Gast ist. Die beiden Fritteusen, die rund 200 Kilogramm Pommes frites für die gut 500 Kinder und die vielen Zuschauer erhitzen sollten, wurden ebenso in Position gebracht wie die drei Grills, auf denen 1400 Würste aller Art zubereitet werden sollten. Wie kam die Einkaufskalkulation zustande? Jessica Komorowsky holte sich Rat beim Jugendleiter des SV Allmersbach. „Ich habe mit Timo Herbst darüber gesprochen, wie viel die 2018 gebraucht haben“, berichtet die stellvertretende SVS-Jugendleiterin.
Jessica Komorowsky, Kerstin Holzwarth, Claudia Krebs und Bärbel Ulmer, die gute Seele des SVS, schwangen im Klubheim das Zepter. Würste einschneiden, Kaffee aufbrühen, Butterbrezeln schmieren, die von ihnen oder von Spielereltern gebackenen Kuchen bereitstellen – es gab eine Menge zu tun. Dazu die Popcorn- und die Slush-Eis-Maschine vorbereiten, an die Gummischlangen und an die Lollis denken – einfach an alles, was das Kinderherz begehrt.
Alle am Start: Keiner fehlte, als in den verschiedenen Altersklassen und einzelnen Vorrundengruppen der Anpfiff ertönte. Alle 51 Mannschaften, die letztlich von 16 Vereinen angemeldet worden waren, tauchten beim SV Steinbach auch tatsächlich auf. Mit jeweils sieben Teams stellten der Ausrichter selbst sowie die TSG Backnang die größten Kontingente, eine feste Größe der vorherigen 26 BKZ-Mini-Cups wurde dagegen vermisst: Der FC Viktoria Backnang war beim großen Fest der kleinen Fußballtalente mit keiner einzigen Mannschaft vertreten. Man kann dem einstmals so stolzen Klub von der Maubacher Höhe nur wünschen, dass sich das möglichst schon im nächsten Jahr beim Turnier in Kleinaspach wieder ändert.
Ordentlicher Einstand: Für den Großen Alexander Backnang war es das erste Mal, dass seine Teams beim BKZ-Mini-Cup mitmischten. Lange hatte sich der Verein nur auf die Aktiven konzentriert, das Turnier vor drei Jahren in den Etzwiesen war zu früh gekommen. Erst kurz darauf legte Savvas Koumboulidis mit der Jugendarbeit los, anfangs waren es um die zehn Buben im Bambini- und F-Jugend-Bereich. Er fand in Ioannis Goundas schnell einen Mitstreiter, nicht einmal Corona stoppte das Duo in seinem Tatendrang nachhaltig. „Mittlerweile sind es 70 Kinder, darunter 7 Mädchen“, erzählt Goundas. Eine stolze Zahl, die es erlaubte, für den BKZ-Mini-Cup eine Mannschaft bei den E-Junioren und drei Teams in den zwei F-Junioren-Jahrgängen zu melden, Alle verabschiedeten sich nach der Vorrunde, aber „das macht uns nichts aus“, betont Goundas: „Wir wollen schon gewinnen, aber der Spaß und die Entwicklung stehen im Vordergrund.“ Für die neue Runde wird der Große Alexander zwei Bambini-, zwei E- und zwei F-Jugend-Teams anmelden, im Sommer 2023 sollen die D-Junioren folgen.
Aus der Art geschlagen: Es gibt Nachnamen, die man sofort mit einer bestimmten Sportart verbindet. Andergassen und das Turnen ist so ein Fall. Thomas Andergassen ging bei den Olympischen Spielen in Athen und Peking an die Geräte und holte mit dem deutschen Team zudem Bronze bei der WM 2007 in Stuttgart. Seine Frau Melanie startete für die TSG Backnang in der Regionalliga und trug zum Drittliga-Aufstieg bei, ehe sie aufhörte. Tochter Anneli schaffte bereits den Sprung in den Bundeskader, aber was ist mit ihrem Bruder Jakob? Der spielt Tennis und kickt, erreichte mit der F-Jugend des Jahrgangs 2013 der SKG Erbstetten beim BKZ-Mini-Cup die Zwischenrunde. Die Eltern nehmen es locker, dass der Achtjährige aus der Reihe tanzt. „Wir haben unsere Kinder immer darin bestärkt, dass sie machen, was sie lieben“, sagt Melanie Andergassen. „Fußball ist seine Leidenschaft.“ Sie wertet es sogar als Vorteil, dass Jakob nicht turnt, „so ist er nicht diesem Vergleich mit seinem Vater und seiner Schwester ausgesetzt“.
Für Jörg Blaetter, den Trainer und Abteilungsleiter der Backnanger Basketballer, ist es auch völlig okay, dass sein Sohn Lukas in der F-Jugend der TSG kickt (und mit ihr im Jahrgang 2014 die Nase vorne hatte), denn „so kann ich nur Vater und Fan sein“. Wäre er ebenfalls unter die Korbjäger gegangen und dann vom Papa trainiert worden, „wäre das für unsere Vater-Sohn-Beziehung vielleicht nicht so gut gewesen. Er soll sich die Sportart aussuchen, auf die er Bock hat.“
Welche das in erster Linie ist, ist bei Leo Mühlpointner noch nicht endgültig beantwortet. Sein Sprössling, der mit der Zweiten der Roten im F-Jugend-Jahrgang 2013 den zweiten Platz belegte, schlage „nur halb aus der Art“, betont Tobias Mühlpointner und lacht: „Er spielt auch Handball beim HC Oppenweiler/Backnang.“ Dass der Achtjährige wenigstens einmal in der Woche nach dem kleineren Lederball greift, ist dem früheren TVO-Akteur schon wichtig, während seine Frau aus einer Fußballerfamilie kommt. Leo ist beides in die Wiege gelegt worden, aber auf Dauer wird das wohl zu viel. „Der Sohn von meinem Bruder Manuel hat sich inzwischen für den Handball entschieden“, verrät Tobias Mühlpointner und wirkt so, als wäre das auch seine favorisierte Variante.
Alle Ergebnisse vom 27. BKZ-Mini-Cup gibt es hier.