Seunghan & RIIZE

„Toxisch hohe Standards“: Protest um K-Pop-Band dauert an

Die Kontroverse um den Ausschluss eines K-Pop-Bandmitglieds hält an. Während internationale Fans seine Rückkehr fordern und Protestaktionen organisieren, verteidigt SM Entertainment seine Entscheidung mit rechtlichen Schritten.

Die K-Pop-Boyband "RIIZE" von SM Entertainment posiert zu siebt für während einer Pressekonferenz zu ihrer Debütsingle „Get a Guitar“ in Seoul, September 2023.

© IMAGO / Newscom / Yonhap News

Die K-Pop-Boyband "RIIZE" von SM Entertainment posiert zu siebt für während einer Pressekonferenz zu ihrer Debütsingle „Get a Guitar“ in Seoul, September 2023.

Von Katrin Jokic

Der Streit um Seunghan, einem ehemaligen Sänger der koreanischen Boyband RIIZE, dauert an. Ende letzten Jahres wurde der K-Pop-Star zunächst auf unbestimmte Zeit aus seiner Band entlassen, nachdem private Fotos ihn beim Rauchen und Knutschen zeigten. Im Oktober 2024 wurde dann zunächst sein Comeback und zwei Tage später sein endgültiger Ausschluss aus der Band verkündet. Was genau passiert ist, können Sie in unserem ersten Artikel zum Thema nachlesen.

Proteste und Aktionen der Fans

Die Entscheidung, Seunghan aus der Band auszuschließen, stößt bei vielen Fans weiterhin auf Widerstand. Vor allem internationale Anhänger fordern lautstark seine Rückkehr. Vor dem SM Entertainment-Hauptquartier in Seoul haben Fans Blumen und Banner aufgestellt und campieren teilweise stunden- oder sogar tagelang, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen.

Auch andere Fangruppen, wie etwa die Anhänger der Girlband Blackpink, machen in den sozialen Medien auf den Boykott aufmerksam und solidarisieren sich mit Seunghans Unterstützern.

Mediale Reaktionen

Auch die Medien greifen die Diskussion auf. In der Sendung „Press Perspective“ des internationalen koreanischen Senders Arirang wurde darüber debattiert, ob K-Pop-Idols an einem höheren moralischen Standard gemessen werden als westliche Stars. In der Diskussion wurde betont, dass koreanische Künstler oft auf ein Podest gestellt werden, die Erwartungen an sie jedoch toxisch hoch seien. Während es weltweit üblich sei, dass Prominente auf ein gewisses Maß an Perfektion hin idealisiert werden, sei dies im K-Pop besonders ausgeprägt, da Fans nicht nur die beste, sondern die perfekte Version ihrer Lieblingskünstler forderten.

In der K-Pop-Welt ist es keine Seltenheit, dass Stars für ihr privates Verhalten öffentlich zur Verantwortung gezogen werden – ein Phänomen, das in den letzten Jahren immer wieder für Schlagzeilen sorgte.

So musste sich die Blackpink-Sängerin Jennie öffentlich entschuldigen, nachdem sie in Innenräumen eine E-Zigarette geraucht hatte – ein Verhalten, das in Südkorea als unschicklich gilt. Auch Suga, Mitglied der weltweit bekannten Boyband BTS, geriet in die Kritik, nachdem er etwa 500 Meter betrunken mit einem E-Roller gefahren war. Zwar hatte er damit gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen, es war aber nichts und niemand zu Schaden gekommen.

Für westliche Fans weniger nachvollziehbar war hingegen der Fall von Karina, einem Mitglied der Girlgroup aespa, die sich für ihre Beziehung zu einem Mann rechtfertigen musste. In diesem Fall ging der Protest der Fans sogar so weit, dass sie einen LKW mit einer riesigen Anzeige vor die Büros ihrer Agentur schickten, auf der stand: „Ist die Liebe deiner Fans nicht genug für dich?“ Karina reagierte mit dem Versprechen, sich in Zukunft von einer „reiferen und fleißigeren Seite“ zu zeigen.

Für Seunghan, der nach 2 Tagen wieder aus seiner Band verbannt wurde, organisierten Fans aus Ländern wie Indonesien, Malaysia und den Philippinen ähnliche Protestaktionen. Sie schickten ebenfalls Trucks mit Protestbotschaften vor den Hauptsitz von SM Entertainment. Auf diesen war unter anderem zu lesen: „SM, Sie sollten sich schämen, das Mobbing Ihres eigenen Künstlers zuzulassen.“ oder „BRIIZE Indonesia wird dich immer lieben, Seunghan“. Diese Botschaften verdeutlichen die anhaltende Unterstützung seiner internationalen Fangemeinde und das tiefe Misstrauen gegenüber dem Management der K-Pop-Agentur.

Reaktionen von SM Entertainment und RIIZE

Während die Proteste anhalten, reagiert SM Entertainment entschlossen und hat rechtliche Schritte gegen „böswillige Beiträge und Kommentare, die Drohungen, Verleumdungen und Beleidigungen gegen RIIZE-Mitglieder enthalten“, angekündigt. In einer weiteren Erklärung wurde betont, dass dies auch Seunghan betreffe, der ebenfalls Ziel von persönlichen Angriffen und falschen Informationen geworden sei. Die Agentur kündigte an, gesammelte Beweise an die Staatsanwaltschaft weiterzuleiten und rechtlich gegen all jene vorzugehen, die weiterhin bösartige Inhalte veröffentlichen – sowohl in Südkorea, als auch international.

Trotz der anhaltenden Spannungen gehen die Social-Media-Aktivitäten von RIIZE und SM Entertainment ohne sichtbare Unterbrechungen weiter. Doch die Proteste zeigen erste Auswirkungen auf die Popularität der Band in den sozialen Medien. Der offizielle Instagram-Account von RIIZE beispielsweise verzeichnete einen deutlichen Rückgang der Followerzahlen – von 4,15 Millionen am 12. Oktober auf 3,9 Millionen am 21. Oktober. Auch auf TikTok hat die Band mehrere zehntausende Follower verloren.

Die Kontroverse um Seunghan und RIIZE ist wohl längst nicht beendet. Sowohl vor Ort in Seoul als auch online zeigen sich Fans entschlossen, weiterhin auf die Rückkehr des Künstlers in die Band zu drängen. Gleichzeitig bleiben die moralischen Standards im K-Pop ein heiß diskutiertes Thema, das nicht nur in der Fangemeinde, sondern auch in den Medien immer mehr Aufmerksamkeit erhält. Wie SM Entertainment und RIIZE auf den fortwährenden Protest reagieren werden, bleibt weiterhin abzuwarten.

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Erstellt:
23. Oktober 2024, 09:42 Uhr

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