Finanzen
Trade Republic: Darum verklagt die Verbraucherzentrale den Neobroker
Der Berliner Online-Broker wirbt mit hohen Zinsen auf dem Girokonto. Doch das Unternehmen handelt irreführend, kritisiert die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Sie warnt Kunden vor möglichen Verlusten.

© dpa/Fabian Sommer
Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg geht gegen Trade Republic vor.
Von dpa/Michael Bosch
Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg strengt ein Gerichtsverfahren gegen den Neobroker Trade Republic an. Der Grund: „irreführende Werbung“. Man habe bereits am Freitag vor dem Landgericht Berlin II Klage gegen das Unternehmen deshalb eingereicht, teilten die Verbraucherschützer mit. Mögliche Anleger und Anlegerinnen würden rund um die angebotenen hohen Zinsen und Aussagen zur Einlagensicherung möglicherweise getäuscht.
Trade Republic habe im Internet damit geworben, dass Kunden „unbegrenzt“ Zinsen in Höhe von 3,0 Prozent auf das Girokonto erhielten, die durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt seien, so die Verbraucherzentrale. Dabei habe Trade Republic aber nicht ausreichend darauf hingewiesen, dass der Zinssatz variabel sei und das Guthaben nicht vollständig der Einlagensicherung unterliege, sondern teilweise auch in Geldmarktfonds angelegt werde.
Trade Republic wehrt sich gegen Vorwürfe der Verbraucherschützer
Diese Fonds investieren beispielsweise in kurzfristige Anleihen und Festgelder. Sie gelten als konservativ und werden häufig von Großanlegern genutzt. Während das Geld bei Partnerbanken durch die gesetzliche Einlagensicherung bis zu 100.000 Euro geschützt ist, gilt dies für Anlagen in Geldmarktfonds nicht, kritisiert Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.„Trade Republic täuscht mit der Werbung und den Aussagen zur Einlagensicherung eine Sicherheit vor, die so nicht gegeben ist.“
Das Unternehmen wehrt sich gegen die Vorwürfe. Trade Republic habe eine vorherige Abmahnung der Verbraucherzentrale bereits vor einigen Tagen zurückgewiesen. „Die Diversifizierung der Kundeneinlagen auf mehrere Partnerbanken sowie in qualifizierte Geldmarktfonds ist keine Neuerung, sondern wurde bereits Ende Mai 2024 eingeführt. Seitdem können alle Kunden in der App jederzeit transparent einsehen, wie ihr Barguthaben verteilt ist.“ Die Vorwürfe deckten sich in keiner Weise mit dem Feedback der Kunden. Für diese hat die Klage zunächst auch keine Bedeutung. Ob Trade Republic sein Geschäftspraktiken ändern muss – und inwieweit – wird erst ein mögliches Verfahren zeigen.
Vorwurf der Intransparenz an Trade Republic
Der vor allem bei jungen Leuten beliebte Berliner Neobroker wirbt damit, dass er den Einlagenzins der Europäischen Zentralbank - derzeit 2,75 Prozent - eins zu eins an die Sparer weitergibt. Damit liegt Trade Republic deutlich über dem, was die meisten Banken zum Beispiel für Tagesgeld zahlen. Trade Republic hat rund acht Millionen Kunden und verwaltet ein Vermögen von mehr als 100 Milliarden Euro.
Nauhauser wirft der Firma Intransparenz vor: Trade Republic behaupte, dass das Guthaben auf Partnerbanken verteilt und als „Einlage“ pro Konto und Kunde mit je bis zu 100.000 Euro geschützt würde. Erst in der App fänden Verbraucher einen Hinweis, dass ihr Geld auch in Geldmarktfonds investiert werde.
Auch das weist Trade Repuplic zurück: Nicht nur in der App, auch auf der Hauptseite der Website sowie im Help Center stelle man eine ausführliche Erklärung bereit. „Inwiefern die Verbraucherzentrale hier dem Auftrag des Verbraucherschutzes nachkommt, ist zu hinterfragen.“
Ein Verhandlungstermin steht den Verbraucherschützern zufolge noch nicht fest.