Strompreise

TransnetBW-Chef: Wer Nutzen hat, soll zahlen

Alles andere sei sozial nicht verträglich, sagt der Manager. Aus seiner Sicht ein drängendes Thema nach der Bundestagswahl. Ansonsten sei ein wichtiges Vorhaben in Gefahr.

Das Ifo-Institut empfiehlt die Abschaffung der Stromsteuer zur Förderung der E-Mobilität. (Symbolbild)

© dpa/Marijan Murat

Das Ifo-Institut empfiehlt die Abschaffung der Stromsteuer zur Förderung der E-Mobilität. (Symbolbild)

Von red/dpa

Die Zusammensetzung der Strompreise sollte aus Sicht des TransnetBW-Chefs Werner Götz fairer sein. „Der Kostendruck ist heute spürbarer denn je“, sagte der Manager der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Eine neue Bundesregierung müsse das Thema Finanzierung und Bezahlbarkeit der Energiewende dringend angehen, damit die Akzeptanz weder bei den Bürgerinnen und Bürgern noch bei den Unternehmen bröckle. „Wir haben die Zeit, und ich glaube, es ist auch der richtige Zeitpunkt“, sagte Götz.

Kosten dürften nicht mehr wie aktuell über steigende Netzentgelte auf alle Schultern verteilt werden, sagte der Vorstand der Geschäftsführung. „Davon müssen wir wegkommen hin zu einem stärkeren Verursacherprinzip.“ Wer etwas haben möchte, müsse es auch bezahlen.

Lieschen Müller soll die Rechnung nicht begleichen müssen

Das fängt aus Götz’ Sicht beim Ladepunkt in der eigenen Garage fürs E-Auto an, lasse sich aber auch auf größere Projekte übertragen bis hin zu Offshore-Windparks: „Wir subventionieren Offshore-Wind durch einen Gratis-Netzanschluss“, erklärte er. „Würde jeder Windpark seinen Netzanschluss selbst zahlen, gäbe es plötzlich eine ganz andere Wirtschaftlichkeit.“ Das würde dazu führen, dass die Zahl der Gigawatt-Installationen sinkt. 

„Aber dann zahlt derjenige die Rechnung, der den Nutzen hat“, sagte Götz. Wenn Lieschen Müller in ihrer Zweizimmerwohnung die Kostenrechnung eines E-Auto-Besitzers über Netzentgelte begleicht, sei das sozial nicht verträglich. Diese Sichtweise stelle auch nicht die Grundpfeiler der Energiewende infrage.

Einsparpotenzial in Milliardenhöhe

Nach seiner Überzeugung werden alle demokratischen Parteien auch nach der Bundestagswahl am Gesamtziel festhalten und die Energiewende fortsetzen - wenngleich die Schwerpunkte vielleicht anders gesetzt würden. „Ich bin aber überzeugt, dass Bezahlbarkeit und Kosten das Thema Nummer eins werden - unabhängig davon, wer in der Regierung sitzt.“

Einsparpotenzial sehen die Übertragungsnetzbetreiber, die für die großen Hoch- und Höchstspannungsnetze verantwortlich sind, nach wie vor bei der Kabelverlegung: Allein bei den neuen Stromautobahnen, an denen TransnetBW beteiligt ist, ließen sich 20 Milliarden Euro sparen, wenn diese oberirdisch als Freileitung an Masten hingen, statt unter der Erde verbuddelt zu werden. 

„Das schmerzt sehr“

Ein großes Problem ist für den Manager, dass mit dem Aus der Ampel-Koalition die geplante Kraftwerkstrategie nicht mehr in Kraft gesetzt wurde und nötige Ausschreibungen für neue Kraftwerke ausbleiben. „Das schmerzt sehr“, sagte Götz. „Wir gehen davon aus, dass wir ein Jahr verlieren werden. Das ist für uns schon kritisch.“ Und das sei noch eine optimistische Schätzung.

Hintergrund ist, dass viele Kraftwerke, die heute als Netzreserve bei Bedarf Strom liefern, 40 oder 50 Jahre alt sind. „Fakt ist, dass die Zuverlässigkeit und die Verfügbarkeit abnehmen“, sagte Götz. Das Risiko für einen teilweisen Systemausfall (Brownout) sei zwar gering - aber dazu dürfe es nicht kommen. „Dann würde ein wirtschaftlicher Schaden entstehen. Und wir müssten vor allem auch einen massiven Image- und Reputationsschaden befürchten.“ 

Götz warnt vor Neustart der gesamten Debatte nach der Wahl

Auch finde man keine neuen Mitarbeiter für diese eigentlich stillgelegten Anlagen. Und in alten Kraftwerken Menschen auszubilden, die später in neuen, auch mit Wasserstoff funktionierenden Anlagen arbeiten, gehe nicht so einfach. 

Ursprünglich hatten schon im vergangenen Jahr bis zu viermal 2,5 Gigawatt wasserstofffähige Gaskraftwerke ausgeschrieben werden sollen. Doch das verzögerte sich weiter und ist durch das Ampel-Aus nun vorerst vom Tisch, weil der Bundestag nicht mehr über das zugrunde liegende Gesetz entscheidet.

Götz geht davon aus, dass ein Gesetz dazu frühestens nach der Sommerpause verabschiedet wird. Er hofft, dass die Kraftwerksstrategie dann schnell verabschiedet wird. Doch das allein reiche nicht. Danach müsse eine sinnvolle Ergänzung durch einen Kapazitätsmarkt folgen. Bei einem Kapazitätsmarkt könnten Anbieter honoriert werden, die Kraftwerkskapazitäten bereithalten.

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Erstellt:
3. Februar 2025, 07:16 Uhr

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