Bitcoin-Rekordjagd
Trump lässt Kryptoherzen höher schlagen – aber was sind seine Motive?
Der künftige US-Präsident will den Kryptomarkt entfesseln und treibt den Bitcoin-Preis damit von einem Rekord zum nächsten. Kritiker warnen vor Interessenkonflikten.
Von Hannes Breustedt
Donald Trump mischt den Kryptomarkt auf – seit seinem Wahlsieg klettert der Bitcoin-Preis von einem Rekord zum nächsten. Zuletzt markierte die älteste und bekannteste Digitalwährung ein Allzeithoch bei über 106 000 Dollar (knapp 101 000 Euro). Dabei ist Trump mittlerweile selbst stark im Kryptogeschäft engagiert – Kritiker warnen vor Interessenkonflikten.
Trump und der Bitcoin
„Mein Vater wird ein unglaublicher Verbündeter der Branche sein“, verkündete Trumps Sohn Eric jüngst bei einer Bitcoin-Konferenz in Abu Dhabi. Er bekräftigte das Versprechen des künftigen Präsidenten, die USA zum weltweiten Zentrum für Kryptoanlagen zu machen. Trump selbst umgarnte Bitcoin-Fans bereits eifrig im Wahlkampf – obwohl er hinter der Cyberwährung vor wenigen Jahren noch Betrug vermutete.
Bitcoin-Feind Gary Gensler
Trump kündigte unter anderem an, Gary Gensler, den in weiten Teilen der Krypto-Community verhassten Chef der US-Börsenaufsicht SEC, am ersten Tag seiner Präsidentschaft zu feuern. Das ist nicht mehr nötig – Gensler reichte nach Trumps Wahlsieg selbst seinen Rücktritt ein. Als Nachfolger nominierte Trump Paul Atkins, Chef der auf Finanzdienstleistungen spezialisierten Beratungsfirma Patomak Partners.
Bitcoin-Freund Paul Atkins
Atkins engagierte sich bereits bei der Lobbyorganisation Digital Chamber, die sich für digitale Währungen und Vermögenswerte einsetzt, und sprach sich in der Vergangenheit für eine laschere Regulierung aus. Er muss noch vom US-Kongress als neuer SEC-Chef bestätigt werden, doch seine Berufung durch Trump löste in der Kryptoszene bereits Jubelstürme aus und fachte den Bitcoin-Höhenflug weiter an.
Was Trump ankündigt, und was er am Ende macht, sind häufig zwei Paar Schuhe. Im Fall der Kryptobranche, die zu seinen größten Spendern im Wahlkampf zählte, deutet bislang aber viel darauf hin, dass er seine Versprechen einlöst.
Bitcoin-Reserve für die USA?
Neben der Nominierung von Atkins berief Trump den Wagniskapital-Investor David Sacks, der als Mitglied der sogenannten „Paypal-Mafia“ zum Dunstkreis der Tech-Multimilliardäre und rechten Strippenzieher Elon Musk und Peter Thiel gehört, zum Regierungsbeauftragten für die Themen Krypto und Künstliche Intelligenz (KI). Außerdem schwebt Trump eine strategische nationale Bitcoin-Reserve vor – das ist das Thema, das den Markt derzeit besonders umtreibt.
Bislang wirkt der Plan zwar noch wenig konkret. Die Unterstützung eines Gesetzentwurfs der republikanischen Senatorin Cynthia Lummis aus Wyoming, die die Umwandlung eines Teils der US-Goldbestände in Bitcoin vorschlägt, sei im Kongress fraglich, meint DZ-Bank-Experte Marcel Heinrichsmeier. Doch auch Pennsylvania schreite mit einer Kryptoinitiative voran. „Sollte das Gesetz verabschiedet werden, könnte der US-Bundesstaat bis zu zehn Prozent seines Staatsfonds in Bitcoin investieren.“ Auch in anderen Ländern wie Brasilien würden solche Diskussionen Fahrt aufnehmen.
Trump als Satoshi Nakamoto?
Verschiedene mutmaßliche Identitäten waren bislang für „Bitcoin-Erfinder“ Satoshi Nakamoto im Gespräch. Der kanadische Programmierer Peter Todd ist eine von mehreren Möglichkeiten – falls es sich nicht ohnehin um ein Kollektiv mit verschiedenen Entwicklern handeln sollte.
- Donald Trump wurde in der Bitcoin-Community scherzhaft schon als Satoshi Nakamoto gehandelt.
- Satoshi Nakamoto: In den USA sollen tatsächlich mehrere Personen mit diesem Namen leben.
- Dorian Nakamoto: Ein japanisch-amerikanischer Physiker, der von Newsweek als möglicher Bitcoin-Erfinder identifiziert wurde. Dorian Nakamoto hat jedoch stets bestritten, Satoshi Nakamoto zu sein. Die Namensgleichheit scheint zufällig zu sein.
- Hal Finney: Ein bekannter Programmierer und einer der ersten Unterstützer und Entwickler von Bitcoin. Finney war auch der Empfänger der ersten Bitcoin-Transaktion von Satoshi Nakamoto.
- Nick Szabo: Ein Informatiker und Kryptograph, der für seine Arbeit an digitalen Währungen und Smart Contracts bekannt ist.
- Craig Wright: Ein australischer Informatiker, der öffentlich behauptet hat, Satoshi Nakamoto zu sein. Diese Behauptung wird jedoch von vielen bezweifelt.
- Peter Todd: Der Programmierer aus Kanada hat die Behauptung, Satoshi Nakamoto zu sein, trotz mutmaßlicher Enthüllungen einer TV-Produktion von HBO zurückgewiesen.
Bitcoin bei 150 000 Dollar?
Der bekannte Kryptoinvestor Mike Novogratz sagte kürzlich in einem Interview im Finanzsender Bloomberg TV, er gehe davon aus, dass der Bitcoin-Preis auf 500 000 Dollar steige, falls die US-Regierung eine strategische nationale Reserve einrichte. Jedoch rechne er selbst nicht damit, dass dies geschieht. Fest steht: Allein die Vorstellung lässt Kryptoherzen höher schlagen.
In den USA sorgte zuletzt zudem ein Bericht des Newsportals „Axios“ für Aufsehen, in dem ein anonymer Regierungsinsider mit den Worten zitiert wird, dass Trump „sich sehr auf den Bitcoin-Preis fokussieren“ werde und begeistert wäre, wenn dieser während seiner Präsidentschaft auf über 150 000 Dollar steige. Solche Aussagen aus dem engen Umfeld des künftigen US-Präsidenten kommen nicht von ungefähr. Trump und seine Familie verfolgen mittlerweile selbst große Geschäftsinteressen. Seit einigen Monaten schon rühren er und seine Söhne die Werbetrommel für das dubios anmutende Kryptoprojekt „World Liberty Financial“, hinter dem ein Team von Geschäftsleuten mit zweifelhaften Vorgeschichten steht.
Trumps Bitcoin-Interessenkonflikte
„Eine private Unternehmung wie diese während der Präsidentschaftskandidatur zu bewerben, ist zwar nicht illegal, aber ein klarer Interessenkonflikt, der dazu führen könnte, dass Trump Kryptoregulierung zugunsten seiner eigenen Firma vorantreibt“, warnt Danielle Brian. Sie leitet als Direktorin das Project On Government Oversight in Washington, eine nach eigenen Angaben unabhängige Organisation zur Überwachung der Regierung, die Korruption und Machtmissbrauch entgegenwirken will. Trumps Verquickung von eigenen Geschäften und Regierungsbelangen sei diesmal noch brisanter als während seiner ersten Präsidentschaft, so Brian gegenüber unserer Zeitung. Dabei gehe es nicht nur um die regulatorischen Befugnisse der Trump-Regierung. „Bei Krypto kommen zusätzliche Aspekte der nationalen Sicherheit hinzu“, sagt die Aufseherin.
Bitcoin, Tether und Howard Lutnick
Die Kryptoindustrie hat viel Spendengeld in Trumps Wahlkampf gesteckt und könnte sich damit wichtigen Einfluss erkauft haben. Nicht nur die großen Handelsplattformen Coinbase und Binance befinden sich im Visier der US-Justiz. Auch Ripple Labs, das Unternehmen hinter der Kryptowährung XRP, liegt im Clinch mit US-Behörden. Gegen den Branchenriesen Tether soll eine Untersuchung wegen möglicher Geldwäsche- und Sanktionsverstöße laufen. Ausgerechnet Trumps Auserwählter für das Amt des Handelsministers, Howard Lutnick, ist als Chef des Finanzkonzerns Cantor Fitzgerald, ein wichtiger Partner von Tether. Wie es bei den Verfahren nach dem Regierungswechsel weitergeht, muss sich zeigen – aber in Washington weht jetzt ein anderer Wind.