Gespräche über Waffenruhe in Ukraine
Trump taktiert mit Schock und Furcht
Ob es Frieden für die Ukraine geben wird, bleibt völlig offen. Aber klar ist jetzt, wie Präsident Donald Trump die USA international neu positioniert, kommentiert StN-Chefredakteur Christoph Reisinger.

© AFP/Mandel Ngan
Setzt im Ukraine-Konflikt nach allen Seiten Signale der Stärke: US-Präsident Donald Trump
Von Christoph Reisinger
Den europäischen Verbündeten in München signalisiert, dass sie Pfeifen und entbehrlich sind. Die Ukrainer in Washington verhöhnt und ihnen – wie schäbig – im Wiesbadener US-Landstreitkräftekommando die militärische Unterstützung abgedreht. Den Russen von Dschidda aus gezeigt, dass die USA blitzschnell zur Unterstützung der Ukraine zurückkehren – wenn sie es nur wollen.
Anzeichen von Unberechenbarkeit?
In diesen Winkelzügen ist innerhalb von nicht einmal vier Wochen die neue Außenpolitik der USA sehr deutlich geworden. Sie ist kein Nachweis dafür, dass Präsident Donald Trump – wie in Deutschland so häufig wie falsch behauptet – unberechenbar sei.
Im Gegenteil, es geht auf diplomatischer Ebene um eine Schock-und-Furcht-Taktik, wie die USA sie militärisch zum Auftakt ihrer Kriege im Irak angewandt haben. Erst mal Überlegenheit demonstrieren, alle verwirren, alle einschüchtern. Zeigen, dass es Rücksichten nicht gibt.
Zugeständnisse an den Kumpel Putin?
Das ist haarklein, was Trump angekündigt hat: ohne Skrupel die eigene Stärke nutzen – auch um Frieden zu erzwingen. Jedenfalls dort, wo es der Entlastung des Staatshaushalts der USA dient, wäre zu ergänzen. Und so schön der Hauch von Hoffnung auf eine Waffenruhe in der Ukraine ist, so naiv wäre die Vorstellung, Trump sei auf dem Weg zu einem Friedensschluss nicht zu größten Zugeständnissen an Russland bereit. Ihm geht es – er sagt es offen – nur um Amerika. Nicht um die Ukraine. Nicht um Europa.