Riesen-Egos im Weißen Haus
Trump und Musk könnten sich ins Gehege kommen
Mit dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump zieht am 20. Januar auch der Tech-Milliardär ins Weiße Haus ein. Ist das Oval Office groß genug für zwei solch riesige Egos?
Von AFP
Ein solches Duo wie Donald Trump und Elon Musk hat es in der modernen Geschichte der USA noch nicht gegeben. Zwar wird nur Trump am Montag den Amtseid als Präsident leisten, doch es scheint, als würde der reichste Mann der Welt mit ihm ins Weiße Haus einziehen. Die beiden eint ihr Machtbewusstsein, ihre Rechtsaußen-Positionen und ihr Hang zur Provokation. Doch ist das Oval Office groß genug für zwei solch riesige Egos?
Seit Musk mit mehr als 270 Millionen US-Dollar den Wahlkampf des Republikaners unterstützte, wirken die beiden unzertrennlich. Der gebürtige Südafrikaner sitzt mit am Tisch, wenn der künftige Präsident Wirtschaftsführer und ausländische Delegationen trifft. Sie lassen sich beim gemeinsamen Abendessen in Trumps Anwesen Mar-a-Lago ablichten oder beim Tanzen an Silvester.
Zusammen haben der künftige Präsident und der Multimilliardär eine gewaltige Medienmacht. Musk hat X in sein Sprachrohr und einen Tummelplatz für rechte Verschwörungstheoretiker verwandelt, Trump hat ein ganzes Arsenal konservativer und ultrarechter Sender und Zeitungen auf seiner Seite. „Wie Trump hat auch Musk erkannt, wie sehr es ihm nützt, Aufmerksamkeit zu erregen, indem man Dinge sagt und tut, die manche Menschen als empörend empfinden. Er mag es, Normen infrage zu stellen“, sagt die Historikerin Margaret O’Mara von der University of Washington.
Musk beeindruckt Trump
Musk habe beim ehemaligen und künftigen Präsidenten bleibenden Eindruck hinterlassen, resümiert der Politikwissenschaftler Peter Loge von der George Washington University. „Elon Musk ist reich und dreist und er erinnert Donald Trump ständig daran, wie wunderbar Donald Trump ist - alles Dinge, die Donald Trump gefallen“, sagt Loge.
Als Sonderberater soll Musk Pläne ausarbeiten, wie die Staatsausgaben drastisch gekürzt und Vorschriften abgebaut werden können. Er werde zwei Billionen US-Dollar einsparen, hatte der Chef von Tesla- und SpaceX ursprünglich angekündigt. Inzwischen spricht er nur noch von maximal einer Billion Dollar - aber selbst dies wäre bei einem Staatshaushalt von etwa sieben Billionen US-Dollar eine enorme Summe. Und das Haushaltsdefizit in den USA ist erdrückend hoch.
Die Sparvorhaben sind bei Hardlinern beliebt, auch wenn sie harte Einschnitte bei staatlichen Leistungen bedeuten würden. Da Musk selbst ein wichtiger Auftragnehmer der Regierung ist, sind Interessenskonflikte auf seinem Beraterposten programmiert. Der Historiker Lorenzo Castellani von der Universität Luiss Guido Carli in Rom geht davon aus, dass Trump und Musk eines Tages aneinander geraten werden. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es langfristig zu Spannungen kommt, ist hoch“, sagt Castellani.
Musk als „Räuberbaron“
Die enge Beziehung Musks zum neuen Präsidenten erinnert ihn an die so genannten Räuberbarone des späten 19. und 20. Jahrhunderts, Männer wie Cornelius Vanderbilt, Andrew Carnegie und J. P. Morgan, „die über enorme wirtschaftliche Macht und politischen Einfluss verfügten“. Wie jene Räuberbarone verwendet Musk seinen politischen Einfluss für seine Interessen.
Die Plattform X nutzt er, um Rechtsaußen-Bewegungen zu stärken - auch in Europa. Er kritisierte die EU-Kommission, beleidigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (beide SPD) und rief mehrfach zur Wahl der in Teilen rechtsextremen AfD auf. Auch in Großbritannien mischt sich der Milliardär in die Politik ein und fordert die Absetzung von Premierminister Keir Starmer.
US-Unternehmer stellen sich hinter Trump
Inzwischen haben sich auch andere US-Unternehmer hinter Trump gestellt und pflichten Musks libertären Ansichten über einen klein zu haltenden Staat bei. Aber der Aufstieg der Oligarchen schürt Spannungen innerhalb der Rechten, denn für die eingefleischten MAGA-Anhänger (Make America Great Again) stehen diese Superreichen für die Globalisierung, die Trump ihrer Ansicht nach bekämpfen sollte.
Als sich der Tesla-Chef und der Unternehmer Vivek Ramaswamy für Visa für hochqualifizierte Fachkräfte aussprachen, löste das einen Sturm der Entrüstung bei den traditionellen, einwanderungsfeindlichen Trump-Anhängern aus. „Wir haben die Tech-Brüder willkommen geheißen, als sie uns unterstützten zu verhindern, dass der Lehrer in der dritten Klasse das Geschlecht der Kinder bestimmt“, schrieb der Republikaner Matt Gaetz aus Florida in einem Online-Kommentar. „Wir haben sie nicht gebeten, Einwanderungspolitik zu machen.“
sp/ju