Trumpf rechnet mit 50 Prozent mehr Aufträgen
dpa/lsw Ditzingen. Die Konjunktur brummt im Maschinenbau. Nur der Chipmangel bremst die Erwartungen bei Trumpf. Beim Besuch des grünen Ministerpräsidenten am Firmensitz macht die Firmenchefin Tempo gegen höhere Steuern.
Frohe Botschaft aus dem Maschinenbau im Südwesten: Der Laserspezialist Trumpf erwartet ein Plus von 50 Prozent mehr Aufträgen im laufenden Geschäftsjahr - das wäre Rekord, und das in der Corona-Krise. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2021/2022 sei der Auftragseingang „auf Rekordniveau“ gewesen, nachdem das Halbjahr davor schwächer gewesen sei, sagte Nicola Leibinger-Kammüller, die Vorsitzende der Geschäftsführung, am Mittwoch bei einem Besuch von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Firmensitz in Ditzingen bei Stuttgart. Sie gehe davon aus, dass die Konjunktur stabil bleibe. „Wir haben keine Sorgenregionen“, sagte die Chefin des weltweit tätigen Laserspezialisten.
Für das laufende Geschäftsjahr rechne sie weiter mit einem Umsatzplus im zweistelligen Prozentbereich. Wegen Materialengpässen und anderer Corona-Folgen habe man aber Probleme, die Aufträge in Umsatz umzuwandeln. Der Chipmangel sei ihrer Einschätzung nach auch nicht so schnell zu lösen, dieser werde noch mindestens ein halbes Jahr anhalten. Das sei „schmerzlich“. Sie fügte hinzu: „Wir könnten ein fantastisches Jahr haben.“ So werde das Geschäftsjahr noch gut, aber nicht so gut, wie es sein könnte. Trumpf-Gesellschafter Mathias Kammüller sagte, ohne diese Hindernisse könnte man das Plus von 50 Prozent mehr Aufträgen auch in Umsatz umwandeln.
Leibinger-Kammüller nutzte Kretschmanns Besuch, um vor neuen Steuerbelastungen für die Familienunternehmen zu warnen. Um innovative Geschäftsfelder wie die Quantentechnologie ausbauen zu können, sei enorm viel „Knete“ nötig. Der Staat müsse alles vermeiden, was familiengeführte Firmen belaste und „maßvoll“ bei der Besteuerung bleiben. „Das Geld der Familie Leibinger steckt in der Firma und es bleibt auch dort“, sagte die Firmenchefin, die auch CDU-Mitglied ist.
Kretschmann entgegnete, er wisse um die Bedeutung der Familienunternehmen. „Auf diesen Säulen ruht die Prosperität des Landes.“ Diese Firmen brauchten optimale Rahmenbedingungen, für die er sich auch bei den Verhandlungen der Ampel aus SPD, Grünen und FDP in Berlin eingesetzt habe. Ursprünglich wollten SPD und Grüne im Bund die Spitzensteuer erhöhen und eine Vermögenssteuer einführen, doch im Koalitionsvertrag ist davon nicht mehr die Rede.
Der Regierungschef versprach, dass er sich darum kümmern werde, dass die staatlichen Genehmigungsprozesse schneller werden. „Wenn wir es nicht schaffen, schneller zu werden, dann wird der Standort Deutschland ins Hintertreffen geraten“, warnte der Grünen-Politiker. So könne es nicht weitergehen. Er werde alles tun, um etwa beim Ausbau der Windkraft deutlich schneller zu werden. „Der Ruck muss nicht nur durch Deutschland gehen, sondern der muss jetzt stattfinden.“ Es seien auch „disruptive Ideen“ nötig, um hier voranzukommen. Er könne sich im Land auch einen Strategiedialog zur Quantentechnologie vorstellen, sagte Kretschmann.
Schon im vergangenen Geschäftsjahr fuhr Trumpf bei den Auftragseingängen einen Rekord ein. Im Geschäftsjahr 2020/21 gingen Aufträge in Höhe von 3,9 Milliarden Euro bei dem Familienunternehmen ein - ein Plus von 19,7 Prozent. Auch der Nettogewinn des Laserspezialisten stieg im vergangenen Geschäftsjahr von rund 192 auf rund 237 Millionen Euro. Der Jahresumsatz betrug 3,5 Milliarden Euro - ein Plus von 0,5 Prozent im Vergleich zum Geschäftsjahr 2019/20. Die Unternehmensgruppe beschäftigt weltweit rund 14 800 Menschen, gut die Hälfte davon in Deutschland.
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