Istanbul
Türkische Oppositionspartei ruft zu Boykott mehrerer Unternehmen auf
In der Türkei reißen die Proteste nicht ab - viele rufen nach einem Rücktritt der Regierung. Die Oppositionspartei CHP hofft, dass die Menschen ihrem Ärger auch auf anderem Wege Luft machen.

© AP/Huseyin Aldemir
Die CHP ruft nach der Verhaftung Imamoglus zum Boykott mutmaßlich regierungsnaher Unternehmen und Medienkonzerne auf.
Von dpa
Die türkische Oppositionspartei CHP hat die Menschen in der Türkei dazu aufgerufen, mutmaßlich regierungsnahe Unternehmen und Medienkonzerne zu boykottieren. Die Partei des inhaftierten und abgesetzten Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu veröffentlichte eine Liste mit zahlreichen Marken und Namen. „Wir sehen nicht, wer uns nicht sieht“, hieß es in einem Beitrag auf X von CHP-Politiker Özgür Celik. Aufgelistet sind etwa eine bekannte Coffee-Shop-Kette und Lebensmittelkonzerne. Aber auch Verlage und mehrere Fernsehsender.
Seit der Festnahme des Oppositionspolitikers am vergangenen Mittwoch gehen in Istanbul, Ankara, Izmir und anderen Städten trotz Verboten Zehntausende Menschen auf die Straße.
Teilweise gab es heftige Auseinandersetzungen zwischen Einsatzkräften und Demonstrierenden. Seit Beginn der Proteste wurden laut Innenministerium mehr als 1.400 Menschen festgenommen, darunter mindestens zehn Journalisten und Fotografen. Noch immer in Gewahrsam sind demnach 979 Menschen.
Imamoglu gilt als aussichtsreichster politische Herausforderer
Imamoglu gilt als der aussichtsreichste politische Herausforderer von Präsident Recep Tayyip Erdogan bei der für 2028 angesetzten Wahl und wurde von der größten Oppositionspartei als Kandidat aufgestellt. Er war unter Korruptions- und Terrorvorwürfen festgenommen worden. Am Sonntag kam er in Untersuchungshaft und wurde als Bürgermeister der Millionenmetropole Istanbul abgesetzt. Imamoglu bestreitet alle Vorwürfe und wirft der Regierung vor, ihn mit den Ermittlungen politisch kaltstellen zu wollen.