Über die Grenze soll ein Großklinikum entstehen
Fusion der Diakoniewerke Hall und Neuendettelsau geplant
Schwäbisch Hall Das Evangelische Diakoniewerk Schwäbisch Hall, Diak genannt, steht vor gewaltigen Herausforderungen. Das in die Jahre gekommene Diakonieklinikum muss dringend saniert werden. Die steile Hanglage über dem Kochertal macht die Baumaßnahmen nicht einfacher und schon gar nicht billiger. 2005 war eine mit dem Hohenlohekreis geplante Regionalklinik auf der grünen Wiese gescheitert: Die Diak-Verantwortlichen und der Haller Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim hatten auf dem Standort Hall beharrt – das Diakoniewerk ist zweitgrößter Arbeitgeber der Stadt.
Inzwischen ist am Hang der erste Bauabschnitt mit Kosten von 128 Millionen Euro gestemmt, 84 Millionen Euro kamen vom Land. Nun steht der zweite an, der mit rund 80 Millionen Euro zu Buche schlagen wird. Klar ist aber, dass das Diakoniewerk (rund 500 Betten) den Eigenanteil an den Baukosten von über 30 Millionen Euro nicht aus eigener Kraft wird stemmen können. Ein liquider Partner scheint mit dem Diakoniewerk im bayerischen Neuendettelsau (750 Betten) gefunden, der bereits fünf Kliniken betreibt. „Unser Verbund ist aber noch zu klein, um wirtschaftlich und strategisch gut aufgestellt zu sein“, sagt Mathias Hartmann, Vorstandsvorsitzender der dortigen Diakonie. Auf der Suche nach neuen Partnern ist Hartmann seit Sommer 2018 mit seinem Haller Kollegen Michael Kilb im Gespräch.
Inzwischen liegt das Konzept auf dem Tisch. Am 12. März sollen die Aufsichtsgremien die Fusion der beiden Diakoniewerke beschließen und damit einen Klinikverbund mit insgesamt 1250 Betten sowie mehr als 10 000 Mitarbeitern. Das fusionierte Unternehmen – über die Autobahn 6 in weniger als einer Stunde verbunden – wäre unter den Top Fünf der diakonischen Träger Deutschlands. Die beiden Diak-Chefs verweisen auf Synergieeffekte.
„Win-win-Situation“ (Hartmann) und „kein Risiko, sondern eine Chance“ (Kilb)? Das sieht ein Dritter anders: der Haller Landrat. Denn auf dem Tisch von Gerhard Bauer liegt ein Schreiben des Haller Diakonie-Geschäftsführers: „Zur Realisierung des zweiten Bauabschnitts beantragen wir beim Landkreis Schwäbisch Hall einen jährlichen verlorenen Investitionszuschuss in Höhe von 2,2 Millionen Euro für die Diakonie-Klinikum Schwäbisch Hall gGmbH über einen Zeitraum von 14 Jahren.“
Verloren bedeutet, dass das Geld – insgesamt 30,8 Millionen Euro – nicht zurückgezahlt werden muss. Das Diakonieklinikum leiste seit Jahrzehnten rund 60 Prozent der medizinischen Versorgung im Kreis, so Kilb.
Statt der Fusion der beiden Diakoniewerke favorisiert Bauer aber eine Krankenhausbetriebsgesellschaft des Haller Diaks mit dem defizitären Kreiskrankenhaus in Crailsheim: „So könnten alle wichtigen Entscheidungen gemeinsam im Landkreis getroffen werden.“ Am 25. März sollen die beiden Diak-Chefs den Kreisräten berichten. Eine Entscheidung soll frühestens zwei Tage später fallen.