Über die Kinderkirchenarbeit haben sie zueinander gefunden

Am heutigen Freitag begehen Erika und Gotthilf Stein aus Backnang das Fest der goldenen Hochzeit. Der Glaube war den Jubilaren immer wichtig.

Erika und Gotthilf Stein feiert heute ihr Hochzeitsjubiläum. Foto und Repro: Alexander Becher

© Alexander Becher

Erika und Gotthilf Stein feiert heute ihr Hochzeitsjubiläum. Foto und Repro: Alexander Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Backnang. Dem aufmerksamen Leser wird der Name „Gotthilf Stein“ nicht unbekannt sein. Der Pfarrer in Rente ist immer wieder als Verfasser des Wortes zum Sonntag in der Backnanger Kreiszeitung zu lesen. Denn für ihn und seine Frau Erika war auch nach Eintritt in das Rentenalter noch lange nicht Schluss mit der seelsorgerlichen Arbeit. Für das Ehepaar galt schon von Jugend an das Motto: „Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen.“

Nach ihrer Konfirmation engagierte sich Erika in der Kinderkirche in ihrem Heimatort Hirsau. 1967 nahm sie an einer Jahresabschlussfreizeit in Beilstein für Mitarbeiter teil. Auch Gotthilf Stein aus Eschach bei Schwäbisch Gmünd hatte sich dafür angemeldet. Und so kreuzten sich ihre Wege. Zufälligerweise gehörten sie der gleichen Gruppe an und waren sich von Anfang an sehr sympathisch. Per Brief blieben die beiden in Kontakt. Und so führte eins zum anderen, bis sie sich dazu entschieden, ihr Leben gemeinsam zu verbringen. Die erste gemeinsame Station war in Crailsheim, wo Erika Stein als Gemeindeschwester tätig war und ihr Mann als Diakon. Und hier kristallisierte sich heraus, was bis heute gilt: „Wir haben als Team zusammengearbeitet.“ In den sechs Jahren dort wurden die drei Töchter geboren. 1978 wurde an Diakon Stein eine besondere Bitte herangetragen. Ob er sich denn vorstellen könne, in der Gefangenenseelsorge in Stuttgart-Stammheim tätig zu sein? Als ausgebildeter Seelsorger sagte ihm diese Herausforderung zu. Und so kümmerte sich Stein bis 1983 um jüngere Gefangene ab 14 Jahren.

Das Ehepaar Stein am Hochzeitstag.

© Alexander Becher

Das Ehepaar Stein am Hochzeitstag.

Mit der Geburt der Kinder gab Erika Stein zwar die bezahlte Arbeit auf, setzte ihr Engagement aber ehrenamtlich fort und war in verschiedenen Bereichen für die Kirchengemeinde tätig. Nach Crailsheim hatte die fünfköpfige Familie zunächst in Stuttgart, dann in Marbach am Neckar eine Wohnung gefunden. Schließlich eröffneten sich wieder neue Möglichkeiten, Dornhan-Fürnsal wurde die nächste Station der Familie Stein, später Trossingen. „Wir sind bei den Stellen immer gefragt worden“, erinnert sich der ehemalige Pfarrer dankbar. Nach zwei Hörstürzen Ende der 1990er-Jahre war jedoch klar, dass etwas kürzertreten angesagt sei. Wieder ergab sich eine passende herausfordernde Gelegenheit – ein Pfarrer für das Backnanger Krankenhaus wurde gesucht, mit etwas reduzierter Arbeitszeit. Und so zog Familie Stein schließlich in ihr jetziges Heim in Backnang. Neben dem Dienst im Krankenhaus brachte sich Gotthilf Stein auch im Hospiz ein, organisierte und baute die Seelsorgearbeit mit auf. „Für die Gäste dort ist das sehr wichtig“, erinnert er sich. Seit 2010 ist Pfarrer Stein zwar in Rente, doch von Ruhestand kann keine Rede sein. Das Gleiche gilt auch für Ehefrau Erika. Als Hobby bezeichnen sie es, Menschen zu begleiten. Beide spielen Veeh-Harfe, was in der Hospizarbeit gut angenommen wird.

Erika Stein hat als Pfarrersfrau alles angenommen, „was so angefallen ist“, wie sie sagt. Vor allem in der Mutter-Kind-Arbeit hat sie sich seit den 1970er-Jahren engagiert, ein Feld, auf dem es damals kaum Angebote und Erfahrungen gab. Bis zum Jahr 2000 war sie hier aktiv. „Es ist schön, wenn man an die alten Wirkungsstätten kommt und dann die ehemaligen Teilnehmer trifft“, erinnert sie sich. Bei den Akzente-Gottesdiensten in Trossingen hat sie die Küchenteams organisiert und aufgebaut: „Da habe ich immer viel Herzblut reingebracht.“ Und seit 1994 bietet sie „Stufen des Lebens“-Kurse an und bildet Kursleiter aus. „Mir ist nie langweilig geworden. Die Decke konnte mir nie auf den Kopf fallen“, sagt sie lachend. Besonders dankbar ist sie für ihre drei Töchter. Und über elf Enkelkinder freuen sich die Großeltern. „Kinder sind ein Reichtum. Da sind wir Stein-reich“, scherzt sie. Mit ihrem Leben ist sie sehr zufrieden: „Ich bin nie zu kurz gekommen, auch wenn ich nie im Beruf Karriere gemacht habe.“ Wichtiger sei, dass ihr Mann und sie ihren Glauben an ihre Kinder und Enkelkinder weitergeben konnten.

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Erstellt:
27. Mai 2022, 06:00 Uhr

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