Landwirtschaft in der Krise

Überleben Olivenbäume den Klimawandel?

Hitze, Trockenheit, Wassermangel: Der Klimawandel gefährdet die Landwirtschaft in den Mittelmeerländern. Auch der Olivenanbau ist bedroht. Die Olivenöl-Produktion ist weltweit bereits dramatisch eingebrochen.

Bei extremer Trockenheit aktivieren Olivenbäume Schutzmechanismen und produzieren keine Oliven mehr.

© Imago/Panthermedia

Bei extremer Trockenheit aktivieren Olivenbäume Schutzmechanismen und produzieren keine Oliven mehr.

Von Markus Brauer/AFP

Die Folgen des Klimawandels für die Olivenbäume und Strategien gegen Trockenheit sind das Thema des Welt-Olivenöl-Kongresses in Madrid. „Der Klimawandel ist bereits Realität, und wir müssen uns anpassen“, sagte Jaime Lillo, Generaldirektor der Internationalen Oliven-Vereinigung (IOC). Die weltweite Olivenöl-Produktion ist laut IOC von 3,42 Millionen Tonnen im Erntejahr 2021/2022 auf 2,57 Millionen Tonnen 2022/2023 gesunken.

Produktion geht weiter zurück

Im laufenden Jahr 2023/2024 rechnet die Vereinigung mit einem weiteren Rückgang auf nur noch 2,41 Millionen Tonnen. Der Preis ist entsprechend gestiegen, im laufenden Erntejahr bereits je nach Sorte um 50 bis 70 Prozent. In Spanien, das die Hälfte des weltweiten Verbrauchs produziert, haben sich die Preise seit 2021 verdreifacht.

„Das hat es noch niemals gegeben“, erklärte der Vorsitzende der spanischen Olivenbauern, Pedro Barato. Er verglich die Auswirkungen auf den Sektor mit den Auswirkungen der Finanzkrise 2008 auf die Bankenbranche.

 

 

Klimawandel größte Herausforderung für Olivenbauern

Barato mahnte, die Landwirte müssten sich „in immer komplexeren Szenarien“ dem Klimawandel stellen.

Keine einfache Aufgabe, denn aktuell stammen mehr als 90 Prozent des Olivenöls weltweit aus dem Mittelmeerraum. Diese Region erwärmt sich nach Angaben von Klimaforschern sehr viel schneller als im Durchschnitt.

IOC-Chef Lillo betonte, der Olivenbaum sei zwar eine der am besten an die Trockenheit angepasste Pflanze. „Aber bei extremer Trockenheit aktiviert er Schutzmechanismen und produziert keine Oliven mehr. Für Oliven braucht es ein Minimum an Wasser.“

 

 

Neue Strategien für Olivenanbau

  • Künstliche Bewässerung: Zu den in Madrid diskutierten Strategien gehören daher Bewässerungssysteme, die das Wasser „direkt zur Wurzel bringen“, sodass es nicht an der Oberfläche verdunstet, wie Kostas Chartzoulakis vom griechischen Oliveninstitut erklärte.
  • Neue Züchtungen: Eine weitere Möglichkeit sind neue Züchtungen, die „dem Stress durch Wassermangel in wichtigen Zeiten“ wie dem Frühjahr besser widerstehen können, wie Juan Antonio Polo betonte, Technologie-Experte der IOC.
  • Aufgabe des Olivenanbaus: Eine dritte diskutierte Lösung wäre die radikalste: die Aufgabe des Olivenanbaus in bestimmten Regionen und „neue Plantagen“ in Gegenden, wo bislang keine Olivenbäume wachsen. IOC-Präsident Lillo äußerte sich dennoch optimistisch: „Schritt für Schritt und dank internationaler Zusammenarbeit werden wir Lösungen finden“, sagte er.

Zum Olivenöl-Kongress in Madrid, dem ersten überhaupt, haben sich von Mittwoch (26. Juni) bis Freitag (28. Juni) rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammelt. Die Internationale Oliven-Vereinigung gibt es schon seit 1956. Mitglieder sind Staaten, die Oliven oder Olivenöl herstellen.

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Erstellt:
28. Juni 2024, 09:44 Uhr
Aktualisiert:
13. August 2024, 07:50 Uhr

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