Hochwasser und Überflutungen nach neuem Starkregen

dpa/lsw Mühlhausen-Ehingen/Ulm. Erneut Land unter nach Starkregen: Diesmal waren vor allem die Bodenseeregion und der Osten von Baden-Württemberg betroffen. Derweil schwellen die Flüsse an.

Ein Radfahrer steht an einer überfluteten Straße. Foto: Thomas Warnack/dpa/Symbolbild

Ein Radfahrer steht an einer überfluteten Straße. Foto: Thomas Warnack/dpa/Symbolbild

Unwetter mit Starkregen haben die Flüsse vor allem im Osten Baden-Württembergs anschwellen lassen und erneut für überflutete Straßen und Keller gesorgt. Besonders betroffen war in der Nacht zum Freitag und am Morgen die Bodenseeregion. Im Kreis Ravensburg wurden nach Unwettern Straßen gesperrt, Aquaplaning führte zu Unfällen, Autos steckten im Wasser fest. In Meersburg und bei Stockach rutschten Hänge ab.

Wegen vollgelaufener Keller und umgestürzter Bäume wurden nach Angaben der Feuerwehr die Einsatzkräfte in Konstanz bis zum Freitagmorgen mehr als 40 Mal alarmiert. Im benachbarten Landkreis wurden dem Landratsamt zufolge weite Teile eines Ortsteils der Gemeinde Mühlhausen-Ehingen überflutet, zeitweise waren auch Zufahrtsstraßen wegen der Wassermassen nicht passierbar. Zu Spitzenzeiten war die Feuerwehr mit 200 Kräften und 30 Fahrzeugen im Einsatz, sagte Kommandant Oliver Drescher. 125 Notrufe gingen in der Nacht ein, am Freitagmorgen war die Feuerwehr noch immer im Einsatz. Menschen seien „Gott sei Dank“ nicht verletzt worden.

Die Polizei hatte bei Singen/Mühlausen-Ehingen schon am Donnerstagabend alle Hände voll zu tun: So landete auf der A81 ein 28-Jähriger in seinem Kleinwagen bei Starkregen nah dem Heilsbergtunnel wegen Aquaplaning in der Mittelleitplanke. Ein 61-jähriger Autofahrer aus der Schweiz kam kurz darauf ebenso von der Straße ab wie ein 28-Jähriger bei Mühlhausen-Ehingen. Bei Mühlhausen fand sich ein 32-Jähriger nach Aquaplaning auf einem Feld wieder. Die Autofahrer kamen mit dem Schrecken davon. An den Autos entstand aber Schaden von mehreren Tausend Euro. In Rickelshausen und bei Stockach steckten Autofahrer im Wasser fest. Wegen des Unwetters wurden Anschlussstellen der A81 am Kreuz Singen kurzzeitig gesperrt.

Auch in Ulm und im Alb-Donau-Kreis liefen nach Angaben der dortigen Rettungsleitstelle Keller voll und Straßen standen unter Wasser. 30 bis 40 Alarme gingen dort in der Nacht ein. Das Landratsamt Tübingen warnte vor aufgeweichten Wald- und Feldwegen. Die Wimsener Höhle bei Hayingen auf der Schwäbischen Alb musste am Freitag wegen Hochwassers geschlossen werden.

Die Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) Baden-Württemberg meldete Hochwasser unter anderem bei Riß, Rems, Kocher und Jagst. Am Riß-Pegel Niederkirch südlich von Ulm wurde am Freitagmittag ein Wasserstand von 2,77 Meter gemessen, normal ist dort ein Meter. In den vergangenen Wochen sei es dort somit zum dritten Mal zu einem solch seltenen Ereignis durch Starkregen gekommen, sagte ein HVZ-Experte.

Seit Wochen andauernder Regen lässt auch den Rhein viel Wasser führen. Am Freitag wurden um 13.00 Uhr beim Pegel Maxau 6,75 Meter gemessen. Am Samstagmorgen wird der Scheitel mit 7,80 Meter erwartet. Ab 6,20 Meter ist die Schifffahrt eingeschränkt, ab 7,50 Meter wird sie eingestellt, auch Fähren fahren dann nicht mehr.

Vor allem im Osten rechnete der Deutsche Wetterdienst zunächst mit weiterem Regen. Die Unwetterwarnung wegen Starkregen hob der DWD am Nachmittag aber auf. Nach sonnigem Start in den Samstag erwarten die Wetterexperten erneut Schauer und Gewitter.

Angesichts sich häufender Starkregenereignisse mahnt die umweltpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Gabi Rolland bessere Hilfen des Landes für die Kommunen an. Vielerorts gab es in den vergangenen Wochen heftige Unwetter. Erst am Donnerstag hatte ein Unwetter in Kraichtal (Kreis Karlsruhe) für Überflutungen in Kellern und auf Straßen gesorgt.

© dpa-infocom, dpa:210709-99-317736/3

Zum Artikel

Erstellt:
9. Juli 2021, 09:29 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen