Ulmer Stadthaus zeigt „Outsider Art“ von Münchner Künstler
dpa Ulm. Mannequins mit Pferdeköpfen, Pin-ups mit Kuheutern: Skurrile und irritierende Mischwesen zeigt das Stadthaus Ulm von Samstag an in seiner Ausstellung „Traumfrauen“. Für seine Werke war der geistig behinderte Künstler in seiner Jugend gerügt und bestraft worden.
Hochhackig, knallig, elegant - und immer mit tierischen Köpfen: So zeigt das Ulmer Stadthaus von Samstag (19.00 Uhr) bis 5. Dezember „Traumfrauen“ des Münchner Künstlers Rudi Bodmeier. Die Werke des 61-Jährigen gehören zu einer Kunstsparte, die in den vergangenen Jahren immer mehr ins Rampenlicht gerückt ist: der „Outsider Art“, Außenseiter-Kunst, wie unter anderem Werke von Künstlern mit geistiger Behinderung wie Bodmeier bezeichnet werden.
Das Stadthaus stelle seit 1996 regelmäßig etwa alle zwei bis drei Jahre solche Werke aus, sagt die Sprecherin des Stadthauses Ulm, Sabine Presuhn. Auf Bodmeiers Zeichnungen und Collagen von Pin-up- und Mannequin-Mischwesen sei Projektleiter Raimund Kast 2018 in der Berliner Galerie „Art Cru“ aufmerksam geworden. Er habe „die Werke sofort für das Stadthaus interessant befunden“, sagt Presuhn.
Bodmeiers Zeichnungen und Collagen hatten ihm in verschiedenen Einrichtungen während seiner Jugend vor allem Strafen und Rügen ein. Aus der Zeit vor 2005 seien deshalb kaum Werke erhalten, schreibt das Stadthaus. Erst in einer Einrichtung in Wasserburg am Inn habe eine Psychologin Bodmeiers Talent entdeckt.
Bodmeier wurde schließlich am Atelier Augustinum im oberbayerischen Oberschleißheim aufgenommen. Seitdem arbeitet er dort als einer von 15 Künstlern mit geistiger Behinderung. „Der Stellenwert dieser Kunst hat sich die letzten 20 Jahre entschieden verbessert“, sagt der Leiter des Ateliers, Klaus Mecherlein. Heute gebe es deutschlandweit etwa ein knappes Dutzend vergleichbarer Ateliers, europaweit etwa 50.
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