Ermittlungen in der Schweiz

Umstrittene Suizid-Kabine eingesetzt – mehrere Menschen festgenommen

Eine Person begeht in der Schweiz mit einem neuartigen Gerät Suizid. Es ist nicht rechtskonform, die Helfer werden deshalb festgenommen.

Philip Nitschke, Erfinder des Geräts, legt sich in eine „Selbstmordkapsel“ namens „The Sarco“.

© dpa/Ahmad Seir

Philip Nitschke, Erfinder des Geräts, legt sich in eine „Selbstmordkapsel“ namens „The Sarco“.

Von mbo/AFP/dpa

Nach dem Einsatz einer sogenannten Suizid-Kapsel in der Schweiz hat die Polizei mehrere Menschen festgenommen. Gegen sie sei ein Strafverfahren „wegen Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord“ eröffnet worden, teilte am Dienstag die Staatsanwaltschaft des Kantons Schaffhausen mit.

Laut Schweizer Medienberichten war es das erste Mal, dass ein solches Gerät eingesetzt wurde. Dabei handelt es sich um eine Kapsel, die an Gerätschaften aus der Raumfahrt oder Science-Fiction-Filmen erinnert. Das Besondere: Für die Anwendung muss – anders als bei anderen Methoden, die in der Schweiz praktiziert werden – kein Arzt anwesend sein. Der Nutzer schließt die Tür der Kabine, diese wird dann mit Stickstoff geflutet.

Die Kapsel ist selbst in der Schweiz, die für ihren liberalen Umgang mit der Selbsttötung bekannt ist, hochumstritten. Die Suizid-Kapsel sei sichergestellt worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die verstorbene Person solle obduziert werden. Bei ihr handelte es sich nach Angaben der Sterbehilfeorganisation Last Resort um eine 64-jährige US-Bürgerin.

Erst am Montag hatte die Schweizer Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider bei einer Fragestunde im Parlament erklärt, dass die Suizid-Kapsel nicht rechtskonform sei.

Leiche wird obduziert

Die Staatsanwaltschaft von Schaffhausen an der Grenze zu Deutschland wurde nach eigenen Angaben am Montagnachmittag von einer Anwaltskanzlei informiert, „dass bei einer Waldhütte in Merishausen ein begleiteter Suizid mit der Kapsel Sarco stattgefunden habe“. Am Tatort seien die Kapsel und eine Leiche entdeckt worden, letztere werde nun obduziert. „Zudem wurden mehrere Personen im Raum Merishausen in Polizeihaft versetzt“, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Die Organisation Last Resort, welche die „Sarco“-Kapsel - benannt nach Sarkophag - im Juli in Zürich präsentiert und ihren baldigen Einsatz in der Schweiz angekündigt hatte, teilte der Nachrichtenagentur AFP mit, dass die gestorbene Person eine 64-jährige Frau aus dem Mittleren Westen der USA gewesen sei. Diese habe „seit vielen Jahren unter einer Reihe schwerwiegender Probleme im Zusammenhang mit einer schweren Immunschwäche gelitten“.

Co-Präsident von Last Resort: „Friedlicher und würdiger Tod“

Die Frau sei am Montag durch Nutzung der Kapsel kurz nach 16 Uhr gestorben, teilte die Organisation weiter mit. Anwesend gewesen sei der Co-Präsident von Last Resort, Florian Willet. Es sei ein „friedlicher und würdiger Tod“ gewesen, erklärte Last Resort.

Seit der Ankündigung von Last Resort, das Gerät in der Schweiz einsetzen zu wollen, gibt es heftige Diskussionen in dem für seine liberalen Sterbehilfe-Vorschriften bekannten Alpenland. Noch am Montag hatte Innenministerin Baume-Schneider im Parlament zwei Gründe angeführt, warum die Kapsel nicht rechtskonform sei: Zum einen erfülle sie die Produktsicherheitsvorschriften nicht und dürfe daher nicht in Verkehr gebracht werden. Und zum anderen sei die Verwendung von Stickstoff in der Kapsel nicht kompatibel mit dem für ihn im Chemikaliengesetz festgeschriebenen Zweck.

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/

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Erstellt:
25. September 2024, 19:02 Uhr
Aktualisiert:
26. September 2024, 12:30 Uhr

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