Heizen mit Holz
Umweltbundesamt wehrt sich gegen Warnung der Holz- und Ofen-Lobby
Der CO2-Rechner des Umweltbundesamts stuft Holz zum Heizen inzwischen strenger ein. Das führe Verbraucher in die Irre, sagt eine Verbändeallianz. Die Behörde reagiert auf die Anschuldigung.
Von Judith A. Sägesser
Wer wissen will, wie groß der eigene CO2-Fußabdruck ist, stößt bei der Internetrecherche vermutlich auch auf den Rechner des Umweltbundesamts (UBA). Seit März 2024 stuft dieses Online-Tool Holz zum Heizen strenger ein. Bis dato galt die Verbrennung von Holz als emissionsneutral; vor dem Hintergrund der Klimaneutralitätsziele und der Speicherfunktion des Waldes könne das so aber nicht mehr bewertet werden, hieß es bereits damals zur Erklärung. Eine Allianz aus Verbänden der Energie-, Heizungs-, Forst- und Holzwirtschaft rät nun von der Nutzung des UBA-Rechners ab.
In einem Beitrag von Anfang Januar auf dem Portal „Ofen Zukunft“, hinter dem die Verbändeallianz aus der Holz- und Ofenbranche steht, ist die Rede von Fehlinformationen. Der Rechner sei nicht mehr objektiv, sondern werde „offensichtlich zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung zweckentfremdet“, lautet der Vorwurf.
Man warne davor, „sich von den Fehlinformationen des Umweltbundesamtes in die Irre leiten zu lassen“, heißt es in dem Beitrag. Und man empfehle, „den Rechner nicht für die eigene Entscheidungsfindung beim Klimaschutz zu nutzen“.
UBA lässt Kritik nicht stehen
Denn durch die Neubewertung von Holz als Energieträger erwecke der CO2-Rechner der Behörde den Eindruck, „dass Gas- und Ölheizungen für das Klima besser sein als das Heizen mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz“. Man rate „dringend davon ab, auf Grundlage des UBA-Rechners fossile Heizungen einzubauen, und sie damit Holzheizungen vorzuziehen“.
Die Bundesbehörde lässt die Kritik so nicht stehen. „Das Umweltbundesamt empfiehlt nicht den Einbau fossiler Heizungen“, stellt ein Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion klar. „Anderslautende Meldungen sind nicht zutreffend.“ Um die Klimaneutralitätsziele zu erreichen, sei es „unabdingbar aus Öl und Gas in allen Sektoren“ auszusteigen, erklärt er weiter. Wärmepumpen und Wärmenetze seien aus Sicht des UBA die „vielversprechendsten Heiztechniken“.
Es sei festzustellen, dass im Zuge der Abkehr von Kohle, Öl und Gas der Bedarf an Holz weltweit ansteige. „Während der Waldbestand zurückgeht“, so der UBA-Sprecher. Im Oktober 2024 war im Rahmen der neuesten Bundeswaldinventur darüber hinaus publik geworden, dass sich der Wald in Deutschland inzwischen von einer CO2-Senke zu einer CO2-Quelle entwickelt hat.
Mit dem angepassten CO2-Rechner wolle man Transparenz für die Verbraucher schaffen, „indem Umweltauswirkungen und mögliche Preisrisiken der Nutzung von Holz als Brennstoff gemäß wissenschaftlicher Erkenntnisse sichtbar gemacht werden“, sagt der Sprecher des Umweltbundesamts.