Umweltministerin spricht in Oppenweiler mit der Wirtschaft über Windkraft
Thekla Walker besucht Oppenweiler. Mit Vertretern zweier großer Unternehmen tauscht sie sich unter anderem über das Thema Windenergie als wichtigem Standortfaktor aus.
Von Kristin Doberer
Oppenweiler. Schon während Thekla Walker, Baden-Württembergs Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, die Gemeindehalle in Oppenweiler am Mittwochabend betritt, wird klar, dass nicht alle Bürgerinnen und Bürger dem Thema Windkraft positiv gegenüberstehen. Denn vor dem Eingang haben sich einige Vertreter der Bürgerinitiative versammelt, die gegen den geplanten Windpark Aspach/Oppenweiler protestieren (wir berichteten). Deutlich positiver ist die Stimmung, die ihr bei der Podiumsdiskussion dann entgegenschwingt. Denn mit Ulrich Viethen, Geschäftsführer von Murrelektronik, und Markus Höfliger, Aufsichtsratsvorsitzender bei Harro Höfliger, sitzen ihr zwei Unternehmer gegenüber, welche die erneuerbaren Energien vor allem als eine Chance für die Wirtschaft sehen.
Nach einem Impulsvortrag der Umweltministerin, in dem diese auf die bereits jetzt spürbaren Gefahren des Klimawandels sowie auf die nötigen Maßnahmen, um die Klimaziele Deutschlands zu erreichen, hinweist, geht es zunächst an die Podiumsdiskussion. Tatsächlich diskutiert wird allerdings gar nicht so viel, sind sich doch die vier auf der Bühne beim Thema Windkraft recht einig. „Als weltweit agierendes Unternehmen wollen wir sogar schneller CO2-neutral werden als der Bund“, sagt Markus Höfliger. Denn auf dem Weltmarkt spiele Nachhaltigkeit mittlerweile eine große Rolle. „Wenn wir das nicht machen, bekommen wir keine Aufträge“, so der Unternehmer. Angesichts der in der Region geringen Möglichkeiten für Wasserkraft plädiert er deshalb auch ganz klar für den Ausbau von Windkraftanlagen.
Fehlende Speicher sind ein Hindernis
Neben dem Buhlen um Aufträge steht für die Unternehmer dabei ganz klar das Thema Autarkie und Unabhängigkeit von den Preisschwankungen des Energiemarkts im Fokus. „Die Wirtschaft ist dem Preisroulette ausgesetzt, wenn der Energiemarkt von den jeweiligen weltweiten Krisen betroffen ist“, sieht auch die Ministerin das Problem.
Weitere Themen
Allerdings wird bei der Diskussion auch klar, welche Probleme sich auftun. Zwar habe die Regierung mittlerweile die bürokratischen Hürden beim Windkraftbau deutlich gesenkt, wie die Umweltministerin betont. Unter anderem fehlt es aktuell an Speichermöglichkeiten, mit denen auch windstille beziehungsweise sonnenscheinarme Tage überbrückt werden können. „Ohne Speicher wird es nicht funktionieren“, betont Viethen. Gleichzeitig gebe es in Deutschland aber „unglaublich viel technische Innovation“ in diesem Bereich. Er spricht hier auch von Wasserstoff als Speichermöglichkeit, betont aber, dass solche technischen Experimente – von der Politik und Gesellschaft – auch ermöglicht werden müssen. „Dabei werden Fehler passieren und technische Einschätzungen falsch sein. Aber im Moment können und müssen wir es uns aus unserer Wohlstandssituation heraus leisten, diese Experimente einzugehen“, sagt der Geschäftsführer von Murrelektronik. Dem stimmt auch Thekla Walker zu. Angesichts immer neuer weltweiter Krisen müsse die deutsche Energieversorgung resistenter und autarker werden. „Dafür brauchen wir auch eine gewisse Risikobereitschaft“, so die Ministerin. Gleichzeitig müsse auch die Gesellschaft anders mit Energie umgehen und viel flexibler auf sogenannte Dunkelphasen reagieren können. „In Dänemark ist es ganz selbstverständlich, dass man die Waschmaschine anschaltet, wenn gerade viel Energie produziert wird. Das ist bei uns leider noch gar kein Thema“, berichtet sie vom Austausch mit anderen Ländern. Neben den Speichern bereitet aber auch das Stromnetz Kopfzerbrechen. Denn das ist bisher nicht auf so viele kleine und dezentrale Einspeiser ausgelegt.
Energiegenossenschaft wäre optimal
Gegen Ende der Veranstaltung kam man nach einer Frage aus dem Publikum wieder zurück zum Windparkprojekt Aspach/Oppenweiler und die Frage: Was haben eigentlich die Anwohner sowie die Gemeinde davon? „Ideal wäre natürlich eine Energiegenossenschaft“, sagt die Ministerin. So könne man bestmögliche Verträge vereinbaren. Dazu komme neben Pachteinnahmen auch, dass ein geringer Anteil des Gewinns an die Kommunen geht.
Moderiert wurde die Runde von Ralf Nentwich, Landtagsabgeordneter der Grünen im hiesigen Wahlkreis.