Sarah Jessica Parker wird 60
Und ewig sprintet sie auf High Heels durch New York
Sarah Jessica Parker wird immer Carrie Bradshaw sein. Damit hat sie sich inzwischen abgefunden, es bringt ihr ja auch immer noch viel Geld ein. Was sie und ihr Alter Ego gemein haben: Die Liebe zu New York.

© imago images/ZUMA Press/HBO
Seit 2021 stöckeln Sarah Jessica Parker (Mitte), Cynthia Nixon (links) und Kristin Davis wieder durch New York. Im Sommer soll die dritte Staffel von „And Just Like That...“ kommen.
Von Theresa Schäfer
Wetten, es geht auch Ihnen so: Hört man Manolo Blahnik, sieht man sie durch New Yorks Straßen sprinten – Carrie Bradshaw auf dem Weg zum Date, zu ihrem Verleger, zum Lunch mit ihren Freundinnen. Keine rannte so grazil auf den hohen Hacken des spanischen Schuhmaestros wie Sarah Jessica Parker. Die Schauspielerin war 33, als sie 1998 in „Sex and the City“ die Rolle der New Yorker Singlefrau Carrie übernahm – an diesem Dienstag, 25. März, wird SJP, wie sie in der Branche heißt, 60 Jahre alt.
Nach dem (vorläufigen) Ende der Serie 2004 versuchte sie es mit seichten Kinokomödien (aber zum Beispiel auch mit der tollen Scheidungsserie „Divorce“), doch für das Publikum blieb sie Carrie – die Schuhe-shoppende, Haute-Couture-verehrende, Cosmopolitan-schlürfende New Yorkerin, auf der Jagd nach Mr. Big und dem nächsten Hotspot für den „brunch with the girls“ Miranda, Charlotte und Samantha (Cynthia Nixon, Kristin Davis, Kim Cattrall). Schließlich gab sich Parker geschlagen, es folgten zwei „Sex and the City“-Filme und 2021 mit „And Just Like That...“ die Neuauflage in Serie, die nun auch schon in die dritte Staffel geht – wenn auch ohne Samantha (Cattrall) und ganz schnell auch ohne Mr. Big (Chris Noth).
Dabei hätte die Schauspielerin die Rolle ihres Lebens beinahe gar nicht angenommen. Sie habe anfangs Zweifel gehabt, ob sie wirklich die New Yorker Singlefrau Carrie Bradshaw spielen sollte, gestand Parker mal in einem Interview. „Der Produzent hat mich daraufhin überredet, die ersten beiden Folgen zu machen und dann weiterzusehen. Ich bin am ersten Tag zur Arbeit gegangen, habe es jede Sekunde geliebt und nie wieder zurückgeschaut.“ Ihr Ehemann Matthew Broderick, auch Schauspieler, hatte damals befürchtet, „Sex and the City“ werde sie „zu berühmt“ machen – er sollte Recht behalten.
Sarah Jessica Parker wurde durch „Sex and the City“ zur Topverdienerin
Sarah Jessica Parker war alles andere als eine unerfahrene Ingénue, als sie Ende der 1990er Jahre zu Carrie wurde. Oft wurde die nur 1,60 Meter große Schauspielerin mit den dunkelblonden Locken aus dem ländlichen Ohio in Nebenrollen besetzt: In „Footlose“ zum Beispiel oder „Der Club der Teufelinnen“. „Sex and the City“ machte sie aber auf einen Schlag weltberühmt und zur Topverdienerin der Branche: 3,2 Millionen US-Dollar soll sie angeblich zur Hochzeit der Serie verdient haben – pro Folge wohlgemerkt. Jeder wusste nun, wer gemeint war, wenn von SJP die Rede war.
Die frech-frivole Nonchalance, mit der in der HBO-Serie über Sex geredet wurde, war damals noch völlig neu – „Sex and the City“ wurde zum Wegbereiter für Serien wie Shonda Rhimes’ „Grey’s Anatomy“ oder Lena Dunhams „Girls“, in denen Sexthemen nicht mehr verschämt angedeutet, sondern selbstbewusst und endlich auch aus weiblicher Sicht behandelt wurden.
Vor allem aber mit dem Privileg und abgehobenen Hedonismus seiner Charaktere spaltete „Sex and the City“ das Fernsehpublikum. Ein bekennender „Sex and the City“-Hasser war zum Beispiel schon immer der BBC-Filmkritiker Mark Kermode, der 2002 die vier Protagonistinnen so beschrieb: „Vier materialistisch besessene Charakterschweine, die als Dragqueens verkleidet durch Manhattan laufen und propagieren, weibliche Freiheit sei das Recht, teure Schuhe zu kaufen.“ 2010 rief er das Kinopublikum dazu auf, bloß nicht in den zweiten Kinofilm-Ableger zu gehen: „Sonst ermuntert man die bloß und sie machen vielleicht noch einen dritten.“
Sarah Jessica Parkers Liebe zu New York
Sarah Jessica Parker sagt von sich selbst, sie teile mit Carrie nicht viel – außer ihrer Liebe zu New York. Die Serie, die in Deutschland bei ProSieben lief, prägte das Bild des „Big Apple“ auf der ganzen Welt. Bis heute gibt es extrem gefragte Bustouren zu den Originalschauplätzen. Auch zum berühmten Treppenaufgang zu Carries Wohnung im West Village, in der die Journalistin ihre Kolumnen in ihren Laptop tippte. Hier hält eine Absperrung Selfie-wütige Besucher fern, jetzt soll das „Brownstone“-Haus ein Tor bekommen. Die „New York Times“ berichtete darüber.
Mit ihrem Ehemann (Broderick und Parker führen seit fast 30 Jahren eine für Hollywood ganz unübliche Langzeitehe) und den drei Kindern – auf einen Sohn folgten Zwillingstöchter – lebt SJP seit Jahren in New York. Man sieht sie in den Straßen, sie shoppt in kleinen Geschäften, speist in angesagten Restaurants und fährt mit der U-Bahn. Wie ihr Alter Ego Carrie Bradshaw geht sie New-York-typisch viel zu Fuß, ständig werde sie von anderen Menschen erkannt, angesprochen und fotografiert, sagt der Moderator Andy Cohen, der seit Langem mit ihr befreundet ist: „Mit ihr unterwegs zu sein ist wie mit dem Empire State Building herumzulaufen.“
Eine Modeikone ist Sarah Jessica Parker auch mit 60 noch. Auch wenn Paparazzi sie nur auf dem Weg zum Bäcker erwischen: SJP schaut stets stylish aus. In einer Schuhboutique im West Village verkaufte sie bis vor Kurzem ihre eigenen Entwürfe – High Heels, so schwindelerregend hoch wie die berühmten Manolo Blahniks. Im vergangenen Herbst stellte die Schauspielerin das Unternehmen nach zehn Jahren ein. Langweilig wird ihr aber bestimmt nicht: Es gibt SJP-Wein, sie verlegt Romane und in diesem Jahr ist die begeisterte Leserin sogar Teil der Jury des renommierten Booker Prize. Sarah Jessica Parker bleibt beschäftigt. Denn das habe sie immer für unrealistisch gehalten an Carrie und ihren Freundinnen: „Wie viel Zeit sie alle hatten.“
„And Just Like That...“ geht in die dritte Staffel
StreamingDie beiden ersten Staffeln von „And Just Like That...“ sind in Deutschland beim Streamingdienst Wow von Sky zu sehen. Wann die dritte Staffel genau ausgestrahlt wird, steht noch nicht fest, es soll aber im Sommer so weit sein.