Stuttgart

Unfälle mit Straßenbahnen: Zahlen, Ursachen und Tipps

Bremsen quietschen, Blech scheppert, Blut fließt - nicht immer lassen sich Zusammenstöße vermeiden. Wie hat sich die Zahl der Unfälle im Südwesten entwickelt, wie sicher sind Straßenbahnen?

Im Schnitt sind weit über 400 Mal im Jahr Straßenbahnen in Baden-Württemberg in größere Unfälle verwickelt (Symbolfoto).

© dpa/Stefan Puchner

Im Schnitt sind weit über 400 Mal im Jahr Straßenbahnen in Baden-Württemberg in größere Unfälle verwickelt (Symbolfoto).

Von red/dpa

Im Schnitt weit über 400 Mal im Jahr sind Straßenbahnen in Baden-Württemberg in größere Unfälle verwickelt. In etwa der Hälfte der Fälle werden dabei laut einer Statistik des Innenministeriums Menschen verletzt, sehr selten auch getötet. Nichtsdestotrotz betont eine Sprecherin: Der Anteil von Straßenbahnunfällen an allen Unfällen im Land betrug im vergangenen Jahr nur rund 0,15 Prozent. 

Oder mit anderen Worten: „Generell zählen Straßenbahnen statistisch betrachtet zu den sichersten Verkehrsmitteln“ - so drückt es ein Sprecher der Freiburger Verkehrs AG (VAG) aus. Laut einer Studie des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen ist das Risiko, in Bus und Bahn tödlich zu verunglücken, 25 Mal geringer als im motorisierten Individualverkehr mit Auto oder Motorrad. 

In der Regel nur kleinere Unfälle

„An einem Werktag legen unsere Busse und Straßenbahnen mehr als 22.000 Kilometer zurück. Als VAG befördern wir täglich ungefähr so viele Menschen wie Freiburg Einwohnende zählt“, macht der Sprecher deutlich. Unfälle ließen sich dabei trotz aller Bemühungen nicht vermeiden. „Zum Glück handelt es sich dabei in den allermeisten Fällen nur um kleinere Kollisionen mit Sachschäden wie einem abgefahrenen Außenspiegel oder kleineren Schrammen.“

Kleinstunfälle erfasst die Statistik des Ministeriums, die keinen Unterschied zwischen Stadt- und Straßenbahnen macht, nicht. 476 größere Unfälle mit Personen- oder Sachschaden wurden dort im Jahr 2024 registriert. Das war der höchste Wert in den vergangenen zehn Jahren. Die Zahlen schwanken stark - im Corona-Jahr 2020 waren sie mit 341 Unfällen insgesamt am niedrigsten.

Auch dieses Jahr schon tödliche Unfälle

Unter den Unfällen im vergangenen Jahr waren den Daten zufolge 241 mit Personenschaden. 301 Menschen seien leicht verletzt worden, 45 schwer und 7 getötet. Auch dies sind zusammengenommen vergleichsweise hohe Werte.

In diesem Jahr sorgten unter anderem schon der Zusammenstoß einer Stadtbahn mit einem Heizöl-Tanklastwagen in Ubstadt-Weiher (Landkreis Karlsruhe) mit drei Toten und der tödliche Streit unter Schülern an einer Haltestelle in Stuttgart für Aufsehen. Dort stieß ein 13-Jähriger einen 12-Jährigen wohl unabsichtlich gegen eine einfahrende Stadtbahn.

In den Polizeiberichten der vergangenen Wochen finden sich weitere, recht klassische Beispiele: In Heidelberg kollidiert eine Straßenbahn in der Nähe des Hauptbahnhofs mit einem Fußgänger. Er muss ins Krankenhaus. An einem unbeschrankten Fußgängerbahnübergang in Ostfildern (Landkreis Esslingen) übersieht ein Fußgänger eine Stadtbahn, wird mehrere Meter mitgezogen und schwer verletzt. In Stuttgart stößt ein Autofahrer beim Überqueren der Gleise mit einer Stadtbahn zusammen. Und in Mannheim wird eine 86-Jährige in der Straßenbahn leicht verletzt, als diese wegen eines Passanten abrupt bremst.

Abgelenkte Fußgänger und riskante Autofahrer

Das Gros der Straßenbahnunfälle ist den Angaben nach fremdverschuldet. In Freiburg etwa trifft dies laut VAG auf rund 90 Prozent der Vorfälle zu. Auch die Polizei Stuttgart berichtet mit Blick auf die Unfallstatistik 2024, dass in rund 76 Prozent der Fälle andere Fahrzeugführer für Unfälle verantwortlich gewesen seien. Die Stadtbahnen der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) legten jährlich mehr als 21 Millionen Kilometer zurück, hieß es. 107 Unfälle gab es 2024.

Häufige Ursachen sind der Polizeianalyse zufolge beispielsweise, dass Menschen die Vorfahrt missachten, Fehler beim Abbiegen oder Wenden machen. 15 Mal seien Fußgänger unachtsam, abgelenkt oder in Eile gewesen. „Besonders kritisch ist dies an oberirdischen Haltestellen, wo einfahrende Stadtbahnen trotz blinkender Warnlichter oft übersehen werden oder verbotenerweise der Bahnkörper überquert wird“, heißt es im Polizeibericht.

So kann man einen Sturz bei einer Vollbremsung vermeiden 

Oft versuchen die Stadtbahnführer und -führerinnen mit sogenannten Gefahren- oder Notbremsungen, einen Unfall zu verhindern. Daher empfiehlt die Polizei Fahrgästen, sich hinzusetzen oder zumindest festzuhalten.

Die Schäden an den Straßenbahnen selbst reichen je nach Unfallart von geringen Sachschäden bis hin zu Totalschäden. „Dementsprechend variieren auch die reparaturbedingten Ausfallzeiten von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Monaten“, erklärte der VAG-Sprecher.

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Erstellt:
16. April 2025, 08:36 Uhr

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