Unterschiede bei Alter und Erfahrung

Bürgermeisterwahl Auenwald: Gemeinderatsfraktionen und Kandidaten beurteilen die Lage vor der Entscheidung am Sonntag. Amtsinhaber und Herausforderer hoffen jeweils auf ihren Sieg, Ratsmehrheit hält einen zweiten Wahlgang für wahrscheinlich.

Beliebtes Ziel: Hier im Rathaus in Unterbrüden wollen drei der vier Bürgermeisterkandidaten in den kommenden acht Jahren das Sagen haben. Fotos: A. Becher (4)/J. Fiedler (1)

© Alexander Becher

Beliebtes Ziel: Hier im Rathaus in Unterbrüden wollen drei der vier Bürgermeisterkandidaten in den kommenden acht Jahren das Sagen haben. Fotos: A. Becher (4)/J. Fiedler (1)

Von Florian Muhl

AUENWALD. Neben der Landtagswahl steht am Sonntag in Auenwald noch eine weitere wichtige Entscheidung an: Der Bürgermeister wird gewählt. Neben dem Amtsinhaber Karl Ostfalk und dem Juxkandidaten Samuel Speitelsbach stehen noch die beiden ernsthaften Herausforderer Kai-Uwe Ernst und Matthias Bacher auf dem Wahlzettel. Wie schätzen die Fraktionen und die Kandidaten die Lage vor der Wahl ein?

„Zunächst finden wir es schön, dass sich noch mehr Bewerber für die anstehende Bürgermeisterwahl in Auenwald gemeldet haben. Dies zeigt uns, dass unsere Gemeinde attraktiv ist und sich Menschen vorstellen könnten, diese in Zukunft mitzugestalten“, sagt Barbara Hirzel. Die Fraktionssprecherin der Bürgerlichen Wählervereinigung (sieben Sitze im Gemeinderat) findet es schade, dass sich keine Bewerberin gemeldet hat. Bei den Vorstellungsrunden (von Gemeinde und BKZ) „ist uns jedoch aufgefallen, dass sich die Kandidaten bezüglich ihrer Ideen gar nicht so sehr voneinander unterscheiden“, sagt Hirzel, und fügt an: „Wo sich hingegen die Kandidaten unterscheiden, ist ihre Berufserfahrung und ihr Alter.“ Dem erfahrenen Amtsinhaber stünden „ein Auenwalder, der durch seine Selbstständigkeit in einem technischen Beruf sicherlich einen anderen Blickwinkel auf die Verwaltungstätigkeit hat“, sowie „ein relativ junger, aber in der Verwaltung schon etwas erfahrener Finanzfachmann“ gegenüber.

Für die Neue Liste Auenwald (fünf Sitze) blickt Fraktionssprecherin Nicole Birkenbusch auf die vergangenen Tage: „Der Wahlkampf der drei ernsthaften Kandidaten wurde fair geführt. Interessant war, zu sehen, wie neue Wege beschritten wurden, um unter Pandemiebedingungen sich doch präsentieren zu können.“ Die Kandidatenvorstellung in der Auenwaldhalle live mitzuerleben, sei auf jeden Fall etwas Besonderes gewesen. „Vor allem, wenn man dabei vom amtierenden Stelleninhaber von Sachverhalten erfährt, von denen man als Gemeinderatsmitglied so noch gar nichts wusste“, fügt Birkenbusch hinzu. Die Freude sei groß, dass es nun doch eine richtige Wahl geben wird, wonach es ja am Anfang gar nicht aussah. Die NLA-Räte rechnen „eventuell mit einem zweiten Wahlgang“ und sie hoffen auf eine Wahlbeteiligung von über 60 Prozent. Wie viele der unter 18-Jährigen wählen würden, sei schwer zu sagen. Dieser Personenkreis dürfe ja nur bei der Bürgermeisterwahl seine Stimme abgeben, nicht aber bei der Landtagswahl.

„Überrascht hat mich, dass keiner der Bewerber bei der digitalen Kandidatenvorstellung in Auenwald gegenüber dem amtierenden Bürgermeister abgefallen ist“, lautet der Kommentar von Franz Karl Matyas zum BKZ-Wahlpodium, das er als viel zu brav empfunden hat. Nach dem Wahlausgang befragt, sagt der Fraktionssprecher der Unabhängigen Wählergemeinschaft Auenwald (vier Sitze): „Viele Stimmen tippen auf einen zweiten Wahlgang. (...) Eine Wahlbeteiligung unter 70 Prozent würde mich enttäuschen.“

„Ich meine, dass der Wahlkampf der drei Kandidaten, Nummer vier entfällt ja, fair und der zurzeit schwierigen Situation angemessen war“, blickt Wolfram Gruner auf die vergangenen Wochen zurück. Der Sprecher der Freien Wählervereinigung Auenwald (zwei Sitze) hat das Gefühl, „dass es möglicherweise keiner der Bewerber im ersten Wahlgang schaffen wird“. Der Amtsinhaber trete natürlich mit guten Karten an, „aber seine Konkurrenten hatten bei der Vorstellung in der Auenwaldhalle auch eine gute Figur gemacht, in Teilen besser als Herr Ostfalk“, meint Gruner. Und: „Ich könnte mir denken, dass Herr Ernst eher von den Jüngeren und Herr Bacher eher von den älteren Bürgern Zuspruch bekommen wird.“

Zuversichtlich gibt sich Karl Ostfalk: „Meinen Wahlkampf habe ich frühzeitig gut vorbereitet. (...) Mit vielen Auenwaldern konnte ich trotz Kontaktbeschränkungen ins Gespräch kommen. Dadurch konnte ich auch konkret erfahren beziehungsweise bestätigt bekommen, wie schön es sich in Auenwald leben lässt, aber auch wo und wie wir uns noch weiter verbessern können“, sagt der Bürgermeister. Er habe zwar ein gutes Gefühl, sei aber viel mehr angespannt als normal. Selbstbewusst sagt der Verwaltungschef: „Die Mehrheit der Auenwalder ist sich bewusst, dass es wichtig ist, am Sonntag zur Wahl zu gehen, um den am besten geeigneten Bewerber für diese anspruchsvolle Aufgabe zu ihrem Bürgermeister zu wählen. Karl Ostfalk.“ Der Bürgermeister rechnet mit einer Wahlbeteiligung von 60 bis 70 Prozent.

„Ich habe ein gutes Gefühl, so kurz vor der Wahl“, sagt auch Herausforderer Kai-Uwe Ernst. Der Wahlkampf sei bei den drei ernsthaften Kandidaten sehr unterschiedlich gewesen. „Mein Fokus lag zum Großteil, coronabedingt, auf den Neuen Medien – Facebook, WhatsApp, E-Mail.“ Dennoch sei er immerhin mit einigen Bürgern, Gemeinderäten und Vereinen ins persönliche Gespräch gekommen. „Die vielen Gespräche mit den Menschen von Auenwald, welche mich noch auf weitere Missstände aufmerksam gemacht haben, haben mich in meinem Entschluss, Bürgermeister zu werden, bekräftigt.“ Ernst hofft auf einen Erfolg seinerseits, denkt aber, „dass es zunächst in die zweite Runde gehen wird“.

„In den knapp vier Wochen Zuhörtour konnte ich tatsächlich alle Ortsteile in Auenwald besuchen“, freut sich Matthias Bacher. Er habe sehr viele Bürger erreicht und sei über die Resonanz seiner Tour überwältigt. „Bei fast allen Gesprächen habe ich nur positiven Zuspruch erlebt.“ Da seien die unterschiedlichsten Reaktionen dabei gewesen, die einen hätten schon auf ihn gewartet, andere sagten, man solle sich draußen mit den Nachbarn treffen. „Und überall wurde mir der Wunsch zum Wechsel mitgeteilt“, sagt Bacher. Und weiter: „Ich hoffe sehr, dass die Mitbürgerinnen und Mitbürger in Auenwald mich im ersten Wahlgang zu ihrem neuen Bürgermeister wählen.“ Der 58-Jährige geht von einer Wahlbeteiligung von mindestens 60 Prozent aus.

Die drei Wahllokale in Auenwald (Sporthalle Oberbrüden, Auenwaldhalle in Unterbrüden und Mehrzweckhalle Hohnweiler) sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Wahlberechtigt bei 6726 Einwohnern sind 5268 (Landtagswahl) und 5615 Bürger (Bürgermeisterwahl). Die Präsentation des Ergebnisses erfolgt im Foyer der Auenwaldhalle. Zuerst wird die Landtags-, dann die Bürgermeisterwahl ausgezählt. Aufgrund der begrenzten Platzkapazität und der coronabedingten Einschränkungen wird das Ergebnis der Bürgermeisterwahl live gegen 19.30 Uhr über den YouTube-Kanal der Gemeinde übertragen (Link: www.auenwald.de) sowie über den Wahlticker der BKZ auf www.bkz.de.

Karl Ostfalk (62)

© Alexander Becher

Karl Ostfalk (62)

Samuel Speitelsbach (34)

© Jörg Fiedler

Samuel Speitelsbach (34)

Kai-Uwe Ernst (26)

© Alexander Becher

Kai-Uwe Ernst (26)

Matthias Bacher (58)

© Alexander Becher

Matthias Bacher (58)

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Erstellt:
13. März 2021, 06:00 Uhr

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