Feierlichkeiten in Paris

Ursula von der Leyen fehlt bei Eröffnung von Notre-Dame

Die EU-Kommissionschefin wird nicht an den Feierlichkeiten in Paris teilnehmen. Grund ist wohl der Ärger über das Mercosur-Abkommen.

Notre-Dame wird nach dem Brand wieder eröffnet. Die EU-Kommissionspräsidentin wird bei der pompösen Feier allerdings fehlen. Grund sind wohl diplomatische Verstimmungen.

© AFP/JULIEN DE ROSA

Notre-Dame wird nach dem Brand wieder eröffnet. Die EU-Kommissionspräsidentin wird bei der pompösen Feier allerdings fehlen. Grund sind wohl diplomatische Verstimmungen.

Von Knut Krohn

Es ist ein diplomatischer Affront. Die EU-Kommissionspräsidentin wird nicht an der Eröffnungsfeier von Notre-Dame teilnehmen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat rund fünfzig Staats- und Regierungschefs dazu eingeladen und ursprünglich sollte auch die mächtigste Politikerin der Welt dabei sein. Doch deren Pläne wurden in letzter Minute geändert. Das ist doppelt überraschend, denn es wäre die einzigartige Gelegenheit, sich im Glanz der wiedererstandenen Kathedrale zu sonnen. Zudem hätte sich auch die Chance zu einem ersten Treffen mit dem zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump ergeben.

Großer Ärger über das Mercosur-Abkommen

Der Grund für das Fehlen liegt auf der Hand: Ursula von der Leyen hat das EU-Mercosur-Abkommen am Freitag in Montevideo gegen den Willen von Frankreich brachial durchgedrückt. Macron war außer sich, er hatte sich von Anfang an gegen das Freihandelsabkommen gestemmt, weil er massive Nachteile für die französischen Bauern befürchtet.

Es wird wohl ein diplomatisches Geheimnis bleiben, ob der Deutschen von französischer Seite signalisiert wurde, dass sie einen Tag nach dieser öffentlichen Demütigung für Frankreich bei der Feier in Paris nicht willkommen sei. Schließlich hat sie nicht nur die französischen Landwirte, sondern die gesamte politische Klasse gegen sich aufgebracht. Oder ob Ursula von der Leyen selbst die Reißleine gezogen hat und sie sich ein Spießrutenlaufen ersparen wollte. Von offizieller Seite hieß es lediglich, es habe eine „schlechte interne Kommunikation“ gegeben und die EU-Kommissionschefin werde nicht nach Paris reisen.

Macron stolpert über die eigene Vergangenheit

Pikant ist der ganze Vorgang, weil es Ursula von der Leyen vor allem Emmanuel Macron zu verdanken hat, dass sie zur Chefin der EU-Kommission aufgestiegen ist. Der französische Präsident hat die Deutsche vor fünf Jahren sehr überraschend, überaus rücksichtslos und entgegen allen Absprachen durchgedrückt. Eigentlich sollte der CSU-Mann Manfred Weber, Fraktionschef der konservativen Mehrheit im Europaparlament, den Job bekommen. Das aber missfiel Emmanuel Macon, der flugs eine Mehrheit unter den EU-Staaten für Ursula von der Leyen organisierte.

Macron ist ein Präsident auf Abruf

Doch die Zeiten und die Machtverhältnisse haben sich geändert. Damals war der wortgewaltige und ideenreiche Emmanuel Macron der große Hoffnungsträger für Europa. Heute gilt er als gescheiterter Präsident, der sein Land mit irrwitzigen taktischen Manövern in eine fundamentale, politische Krise gestürzt hat – machtlos und ums eigene Überleben kämpfend.

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Erstellt:
7. Dezember 2024, 11:18 Uhr

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