Aus für Modefilialisten

US-Fonds will keine Rettung von Scotch & Soda

Die Modemarke Scotch & Soda stellt ihren Geschäftsbetrieb in Deutschland ein. Auch zwei Filialen in Stuttgart sind davon betroffen.

Das Geschäft an der Calwer Straße in Stuttgart verbreitet das Flair kleiner Amsterdamer Boutiquen.

© Lichtgut/Julian Rettig

Das Geschäft an der Calwer Straße in Stuttgart verbreitet das Flair kleiner Amsterdamer Boutiquen.

Von Eberhard Wein

Auf einem Zettel am Schaufenster steht: „Vorübergehend geschlossen!“ Schon seit Mitte August liegt in der Filiale des Modeunternehmens Scotch & Soda auf der Stuttgarter Königstraße keine Ware mehr in den Regalen. Man werde aber in der zweiten Filiale in der Calwer Straße bedient, heißt es auf dem Zettel. Jetzt ist klar, dass der Betrieb auch dort zu Ende geht. Die Modemarke schließt alle ihre knapp 40 Filialen in Deutschland. Auch die Niederlassungen in Metzingen, Mannheim, Heidelberg und Freiburg sind davon betroffen.

Vor allem Business-Kundschaft wurde bei Scotch & Soda fündig, die Jeans ab 120 Euro. Es sei „schon traurig“, sagt die Filialleiterin der beiden Stuttgarter Filialen. Namentlich genannt werden möchte sie nicht. Am Dienstag hatte der vorläufige Insolvenzverwalter Holger Rhode die bundesweit 290 Mitarbeiter darüber informiert, dass der kommende Samstag der letzte Verkaufstag sein wird. Den meisten Mitarbeitern werde noch im September gekündigt. Für etwa fünf Filialen könnte es womöglich noch ein paar Wochen weiter gehen, um die übrig gebliebene Ware zu verkaufen. Welche Standorte das betreffe, sei noch offen, sagte Holger Voskuhl, Sprecher des Insolvenzverwalters.

Für das Personal besteht eine kleine Chance

In den vergangenen Wochen hatten die Mitarbeiter bereits Insolvenzgeld erhalten. Im Juni hatte das Unternehmen beim Amtsgericht in Düsseldorf den Insolvenzantrag gestellt. Derweil hatte Rhode sich um eine Rettung bemüht, letztlich ohne großen Erfolg. Der Rechteinhaber von Marke und Waren, ein Private-Equity-Fonds mit Sitz in den USA, habe kein Interesse gehabt, beides an einen neuen Investor zu übertragen oder eine entsprechende Lizenz zu vereinbaren.

„Die waren sehr standhaft“, sagte Voskuhl. Momentan werde noch mit einem Mode-Filialisten über die Übernahme von Standorten und Personal verhandelt. Allerdings müsste sich ein Investor mit den Vermietern der jeweiligen Immobilien selbst einigen, sagte Rhode, der sonst nicht viel mehr als die Shopeinrichtungen anzubieten hat. Sie besitzt bei Scotch & Soda aber eine besondere Note. Die Böden sind in Steinmosaikoptik gehalten, die Ware hängt an massiven Messingstangen. In den Geschäften, in denen sich immer ein Hauch von Bergamotte ausbreitet, wird das Flair kleiner Amsterdamer Boutiquen nachempfunden. In den Niederlanden befindet sich auch das mittlerweile ebenfalls insolvente Mutterunternehmen. Auch dort wurde der Geschäftsbetrieb eingestellt. Beim Onlineshop ließen sich am Donnerstag noch Bestellungen aufgeben.

Was will der US-Fonds wirklich?

Welche Ziele der amerikanische Fonds letztlich mit der Marke verfolge, sei für die Insolvenzverwaltung in Deutschland nicht zu durchblicken, sagte Voskuhl. Der Stuttgarter City-Manager Holger Siegle äußerte sein Bedauern. „Mit der Schließung von Scotch & Soda verliert Stuttgart leider ein weiteres namhaftes Geschäft.“ Die Modemarke ist bereits seit mehr als einem Jahrzehnt in der Calwer Straße ansässig. Das Geschäft in der Königstraße bestand seit drei Jahren und befand sich zuvor im Dorotheenquartier. Aus ihrer Sicht seien die Verkaufzahlen gut gewesen, sagt die Stuttgarter Filialleiterin. „Wir hatten viele Stammkunden. Die Ware ist ja auch superschön.“

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Erstellt:
29. August 2024, 17:02 Uhr

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