Zinspolitik
Fed lässt Leitzins im Kampf gegen Inflation stabil auf hohem Niveau
Der Leitzins ist in den USA so hoch wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Anders als die Währungshüter in Europa leitet die US-Notenbank absehbar allerdings noch keine Zinswende ein.
Von red/dpa
e US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hält an ihrer Hochzinspolitik fest und deutet für dieses Jahr nur eine Zinssenkung an. Die Fed beließ den Leitzins am Mittwoch zum siebten Mal in Folge in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent, wie der Zentralbankrat am Mittwoch in Washington mitteilte. Zu diesem Satz können sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen. Der Leitzins ist damit weiterhin so hoch wie seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr. Neue Daten der Fed zeigen außerdem, dass sich die Inflation hartnäckiger als erwartet erweisen könnte.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte vergangene Woche die Zinswende eingeleitet und den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Die Fed könnte sich mit diesem Schritt noch Zeit lassen. Fed-Chef Jerome Powell sagte, dass es durchaus länger dauern könne, bis die Fed das Vertrauen haben werde, das sie brauche, um mit einer Lockerung der Geldpolitik zu beginnen. „Wir können nicht wissen, was die Zukunft bringt, aber in der Zwischenzeit haben wir mit unserem derzeitigen Kurs ziemlich gute Fortschritte bei der Inflation gemacht“, betonte er.
Hinweis auf Zinssenkung im Jahr 2024
Die neue Wirtschaftsprognose der Fed deutet zwar weiter darauf hin, dass die Zentralbank in diesem Jahr die Zinsen noch senken dürfte - allerdings nur ein einziges Mal. In ihren vergangenen beiden Prognosen hatte die US-Notenbank noch drei Zinsschritte um 0,25 Prozentpunkte für dieses Jahr vorhergesagt. Die Entscheider der Fed rechnen nun für dieses Jahr im Mittel mit einem Leitzins von 5,1 Prozent (März: 4,6 Prozent), was auf einen Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten hindeutet.
Seit März 2022 hat die Notenbank ihren Leitzins im Kampf gegen die Inflation im rekordverdächtigen Tempo um mehr als fünf Prozentpunkte angehoben. Zuletzt drehte sie allerdings nicht mehr an der Zinsschraube. Die Inflationsrate - im Sommer 2022 mit mehr als 9 Prozent so hoch wie seit rund vier Jahrzehnten nicht mehr - ging seit den Zinserhöhungen deutlich zurück, die Preise steigen nun deutlich langsamer an. Dennoch scheint das 2-Prozent-Ziel der Fed aktuell außer Reichweite.
Preisauftrieb in den USA abgeschwächt
Gute Nachrichten kamen allerdings wenige Stunden vor der Zinsentscheidung vom US-Arbeitsministerium. Demnach hat sich in den USA der Preisauftrieb unerwartet etwas abgeschwächt. Die Verbraucherpreise stiegen im Mai zum Vorjahresmonat um 3,3 Prozent. Im April hatte die Rate 3,4 Prozent betragen. Analysten hatten mit einer unveränderten Inflationsrate für Mai gerechnet. Auch die Notenbank selbst veröffentlichte nun ihre Wirtschaftsprognosen - darunter auch die Schätzung für die Teuerungsrate.
Diese Schätzungen waren allerdings etwas pessimistischer. Die Notenbank rechnet in diesem Jahr in den USA mit einer etwas höheren Teuerungsrate von durchschnittlich 2,6 Prozent (März: 2,4 Prozent). Für das Jahr 2025 geht die Fed von einer Inflationsrate von 2,3 Prozent aus (März: 2,2 Prozent). Die Kerninflation, also ohne Berücksichtigung von Lebensmittel- und Energiepreisen, soll dieses Jahr aber bei 2,8 Prozent (März: 2,6) liegen. Die Notenbanker schauen in ihrer Analyse besonders auf diesen Wert. Er gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate, da schwankungsanfällige Komponenten herausgerechnet werden.
Fed-Chef Powell nannte die Prognosen zur Inflation „konservativ“. Es handle sich um „gute“ Zahlen, die allerdings nicht „großartig“ seien. Wenn es aber in den kommenden Monaten noch mehr positive Inflationsdaten aus dem US-Arbeitsministerium gebe, könne sich die Prognose auch wieder bessern, sagte Powell weiter.
Konjunkturprognose bleibt gleich
An ihrer Konjunkturprognose für die USA änderte die US-Notenbank hingegen nichts. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft wird demnach 2024 um 2,1 Prozent wachsen - so wie bereits im März prognostiziert. Diese neuen Zahlen dürften den Druck auf die Fed mindern, die Zinsen schnell deutlich zu senken. Die US-Notenbank kann sich dank des robusten Wachstums erlauben, die Situation weiter zu beobachten.
Notenbanken erhöhen die Zinsen, um die Nachfrage zu bremsen. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben - oder sie leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben - und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Für die Fed ist der Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise ein Balanceakt. Bei zu hohen Zinsen besteht die Gefahr einer Rezession. Die US-Wirtschaft ist allerdings trotz hoher Zinsen überraschend stark.