Vanessa Mai wird der Ball zugespielt
Grandioser Auftakt des 49. Backnanger Straßenfests: OB Nopper lässt sich dafür pfiffige Showeinlagen mit Prominenten einfallen
Von Ingrid Knack
BACKNANG. Mit einer Premiere startete das Backnanger Straßenfest in die 49. Runde: Nicht der Musikverein Sachsenweiler, sondern das Städtische Blasorchester spielte beim Auftakt zum ältesten Straßenfest im Ländle. Aus gutem Grund: Das Blasorchester feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag. Und als Überraschung gab es noch zwei Showeinlagen mit den Volleyballerinnen und Vanessa Mai sowie den Judo-Frauen. OB Nopper hielt eine gewohnt launige Rede.
Versiert ist Oberbürgermeister Frank Nopper, der sich übrigens die Jubiläumskrawatte des Städtischen Blasorchesters umgebunden hatte, mittlerweile im Fassanstich: Er trieb den Zapfhahn mit zwei Schlägen in das Fass. Dass die Straßenfestzeit beginnt, das hatte man zuvor schon weit über den Festbereich hinaus vernommen: Die Backnanger Schützengilde setzte mit 49 Böllerschüssen vom Backnanger Stadtturm aus ein unüberhörbares Startsignal. Eine überwältigende Besucherschar verfolgte die Zeremonie auf dem Marktplatz.
Backnang als Aufstiegs- und Aufsteigerstadt
In seiner Rede sprach OB Nopper von Backnang als einer Aufstiegs- und Aufsteigerstadt, vor allem im sportlichen Bereich. Deshalb präsentierte er den Gästen die jüngsten Meister- und Aufstiegsmannschaften im Publikum, darunter die Volleyballerinnen der TSG Backnang 1846, die von der Oberliga in die Regionalliga Süd-West aufgestiegen sind. Diese hatten bei der Straßenfesteröffnung aber noch eine andere Funktion: Nopper „engagierte“ sie für eine Showeinlage als Überraschung für die Festbesucher: Die Volleyballerinnen spielten den Ball aus dem historischen Rathaus heraus hinab zur Festmeile und dann in einer Stafette zur Bühne. Die letzte, die den Ball zugespielt bekam, war Vanessa Mai. Die sportliche Backnanger Sängerin zeigte sich ballstark – fast so, als gehörte sie zum Team.
Bei der zweiten Überraschung mischten die Judo-Frauen der TSG Backnang Schwerathletik mit, die erneut Deutscher Meister geworden sind. Nopper verwies auf die Judo-Matte, die vor der Bühne lag, und erklärte: „Darf ich Sie, liebe Straßenfestgäste, höflichst fragen, wer kampfesmutig freiwillig bereit ist, gegen eine deutsche Judomeisterin anzutreten?“ Als Freiwilliger meldete sich Kornelius Fritz, Redaktionsleiter der Backnanger Kreiszeitung. Daraufhin fragte Nopper das Publikum: „Sind Sie damit einverstanden, dass Herr Fritz gegen die deutsche Judomeisterin antritt?“ Ein kräftiges „Jaaa“ war zu vernehmen. Nach dem „Kampf“ mit Tanja Hehr kommentierte Nopper spitzbübisch: „Wer gewonnen hat, weiß ich nicht so genau. In jedem Fall war es die einzige Gelegenheit für OB und Stadtverwaltung, die Presse zumindest kurzzeitig in den Griff zu bekommen.“ Immer eine Show ist auch der Auftritt der Fahnenschwinger der Gruppe Trääs. Sie schwenkten die Backnang-Fahnen, begleitet von den Turmbläsern in ihren traditionellen Gewändern. Nach dem offiziellen Teil wurden 49 Minuten lang die von Hellmut G. Bomm gestalteten Straßenfestkrüge mit Straßenfest-Freibier gefüllt.
Neben den Volleyballerinnen und den Judofrauen hatte Nopper zuvor noch die 5er-Radballer des RSV Backnang-Waldrems 1914, die deutsche Meisterwürden tragen, die Schwimmerinnen der TSG Backnang 1846, die von der Oberliga in die Zweite Bundesliga aufgestiegen sind, und die Fußballer vom Großen Alexander Backnang, die von der Kreisliga A in die Bezirksliga Rems-Murr weitergekommen sind, genannt. Thematisiert hatte er auch neben dem Blasorchester die anderen Institutionen, die dieses Jahr ein Jubiläum feiern und es auf den Straßenfestkrug geschafft hatten. Es sind dies noch die TSG Backnang Fußball, die ebenfalls seit 100 Jahren existiert, und die St-Johannes-Kirche, die sogar ihren 125. Geburtstag feiert.
Inge Putler ist zum dritten Mal Straßenfestwirtin
Ferner lobte der Oberbürgermeister auf seine Weise die Straßenfestwirtin Inge Putler aus Kernen im Remstal, die bereits zum dritten Mal „mit Charme und Tatkraft auf dem Marktplatz mit dabei ist“. Das sah dann so aus: „Inge Putler hat zwar zugegebenermaßen nicht die Gnade der Backnanger Geburt und leider auch nicht die Gnade des Backnanger Wohnsitzes, aber sie hat ihre Sache – trotz ihrer ja durchaus bedenklichen Herkunft aus der Ödnis des Remstals – auf Schwäbisch gsagt ,gar net mal ganz schlecht gmacht’. Auf Hochdeutsch gesagt, hat sie sich zu einer großartigen Straßenfestwirtin entwickelt.“
Der Musikverein Sachsenweiler, der dem Städtischen Blasorchester Backnang gestern Abend den Vortritt gewährte, bekommt sein Forum im Übrigen nun beim Frühschoppenkonzert am Sonntag um 11 Uhr auf der Marktplatzbühne, das gewöhnlich dem Blasorchester vorbehalten ist. Wie Heidrun Braun vom Städtischen Blasorchester Auskunft gab, spielen beide Orchester abwechselnd. „Jeder eine Stunde.“
Die fast 70 Musiker des Städtischen Blasorchesters unter der Leitung von Christian Wolf hatten sich für ihren Auftritt am Freitagabend den Traditionsmarsch „Hui Gerber“ ausgesucht, der nach den Worten von Oberbürgermeister Nopper so etwas wie die Hymne auf die Schönheit Backnangs ist.
Dennoch darf auch hin und wieder gebruddelt werden. Zum Beispiel am Montag von 18 bis 19 Uhr direkt vor der Weinstube Kunberger am „Schwätz-, Bruddel- und Lob-Eck“. Nopper: „Mit mir, mit dem Ersten Bürgermeister Siegfried Janocha und mit Baudezernent Stefan Setzer können Sie dort ungebremst über unsere Stadt und natürlich auch über Gott und die Welt schwätzen.“