Verärgerte Gäste starten Petition

Bürger reagieren mit Unverständnis auf die Einschränkungen für das Stuttgarter Teehaus als Folge eines Nachbarschaftskonflikts.

Von Heidemarie Hechtel

Stuttgart - Der Nachbarschaftskonflikt, der die Gastronomie im Teehaus im Weißenburgpark gefährdet, stößt in Stuttgart auf breite Resonanz. Eine online gestartete Petition (Change.org) mit dem Appell, der Gastronomie auf dem Bopser wieder eine vollumfängliche Führung zu erlauben, haben nach wenigen Tagen bereits fast tausend Menschen unterschrieben, andere Bürger wenden sich in Briefen direkt an OB Frank Nopper mit der dringenden Bitte, das Teehaus als Erholungsort für alle Stuttgarter und die Besucher der Stadt zu erhalten.

Wie mehrfach gemeldet, macht dem Wirt Tadija Zelenika ein einzelner Nachbar mit Beschwerden über Lärmbelästigung seit Jahren das Leben schwer. Sein Ziel: der Gastronomie endgültig den Hahn abzudrehen. Dafür fahre er schwere juristische Geschütze auf, heißt es bei der Stadt. Dass sie als Eigentümerin von Park und Teehaus auf der Suche nach einem Kompromiss mit dem Beschwerdeführer dem Wirt weitreichende Betriebsbeschränkungen auferlegt hat – im vergangenen Jahr eine Reduzierung der Betriebszeit von 23 auf 22 Uhr und zu Beginn dieser Saison ein Verbot, Tische und Stühle im Freien aufzustellen – hat unter den Bürgern und Gästen Empörung hervorgerufen.

„Als langjährige Unterstützer und Gäste der Gastronomie Teehaus teilen wir die tief empfundene Besorgnis über die aktuellen Betriebsbeschränkungen“, schreibt Alexandra Mayer, die Initiatorin der Petition, an die Adresse der Stadt. Das Teehaus sei nicht nur eine renommierte und traditionsreiche Gastronomieeinrichtung, sondern auch eine wichtige soziale Institution mit hohem Gemeinschaftswert für die Umgebung: „Der Verlust oder auch nur die Einschränkung des Betriebs würde eine unersetzbare Lücke in unser kulturelles und soziales Leben reißen. Gerade der Biergarten, der eine essenzielle Rolle in unseren gemeinschaftlichen Begegnungen spielt, muss geschützt werden.“

Großes Unverständnis kommt in den Reaktionen vor allem darüber zum Ausdruck, dass es sich hier um die Beschwerden eines einzelnen Nachbarn handelt, der das Haus 2016 erworben hat und dabei sehr wohl von der Freiluftgastronomie wusste. Der Redaktion liegen zwei Briefe an den Oberbürgermeister vor, die Verfasser wollen allerdings anonym bleiben. „Es kann doch nicht angehen, dass ein einziger Bürger, der noch dazu in privilegierter Lage wohnt, den vielen Bürgern und Besuchern des Weißenburgparks den Zugang und Freizeitgenuss einschließlich der angemessenen Bewirtung unmöglich machen will“, heißt es in einem Brief.

Auch der zweite Schreiber betont, wie wichtig das Teehaus gerade für Menschen sei, „die in einer Etagenwohnung mit Blick auf andere Häuser und womöglich ohne Balkon leben“. Er wirft die Frage auf, „welche rechtlichen Möglichkeiten eine Gemeinde der Größe Stuttgarts hat, sich gegen einen einzelnen und notorischen Anzeigenerstatter zur Wehr zu setzen“. Im Telefongespräch nennt er ihn ganz unverhohlen „unsozial“. Offenbar hatte der Beschwerdeführer in der Nachbarschaft um Unterstützung für seinen Kampf gegen die Teehaus-Gastronomie geworben, jedoch ohne Erfolg. Außer ihm, heißt es, fühle sich keiner gestört.

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Erstellt:
6. April 2025, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
7. April 2025, 21:58 Uhr

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