Verband: Aufgaben und Personalmangel machen Lehrkräfte krank
dpa/lsw Stuttgart. „Bleiben Sie gesund“, heißt die neue Corona-Formel. Das wünschen sich auch die Lehrerverbände ganz grundsätzlich für die Beschäftigten in den Schulen. Doch die Politik bürde den Pädagogen nur noch immer mehr auf.
Das Land muss nach Meinung des Lehrerverbands VBE deutlich mehr für die Gesundheit der Lehrkräfte tun. Eine Umfrage unter Schulleitungen habe ergeben, dass die Arbeitsbelastung der Pädagogen - auch durch die Corona-Pandemie - immer weiter steige. „Sollte der Dienstherr hier nicht endlich konsequent gegensteuern, so nimmt er Erkrankungen des Schulpersonals sehenden Auges in Kauf“, sagte Gerhard Brand, Landeschef des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), am Montag in Stuttgart. Die Hälfte der Schulleiterinnen und Schulleiter habe in der Forsa-Umfrage beklagt, das Kultusministerium tue zu wenig dafür, dass Lehrkräfte gesund bleiben. So gebe es zu wenige Fortbildungen oder Beratungen bei Problemen.
Kultusministerin Theresia Schopper (Grüne) räumte ein, dass die Pandemie und die Schutzmaßnahmen die Schulen noch einmal belastet hätten, „da diese immer auch einen organisatorischen Aufwand mit sich bringen“. Sie nehme die Studie ernst, versicherte sie. Schopper verwies auf Angebote des Landes zur Gesundheitsförderung - etwa für Schulleitungen, Berufseinsteiger und Lehrkräfte, die schon zehn Dienstjahre erreicht haben. Die Schulen könnten sich außerdem Hilfe von den 28 schulpsychologischen Beratungsstellen holen. Auch arbeite man an Konzepten, wie man den Lehrermangel perspektivisch beheben könne.
In der Umfrage berichten Schulleiter, dass immer mehr Lehrerinnen und Lehrer wegen körperlicher oder psychischer Erkrankungen länger ausfallen. 45 Prozent der Schulleitungen geben an, die Zahl der Lehrkräfte, die wegen physischer Krankheiten länger ausfallen, habe in den vergangenen Jahren zugenommen. 41 Prozent meinen, dass auch die Ausfälle durch psychische Erkrankungen gestiegen seien. Fast alle Schulleitungen (96 Prozent) sind der Überzeugung, dass sich die Belastung der Pädagogen während Corona in den vergangenen zwei Jahren erhöht hat.
Brand sagte dazu, die Schulen hätten in dieser Zeit zahlreiche Zusatzaufgaben aufgebürdet bekommen. „Man denke nur an die Notbetreuung, den Digital- und Fernunterricht, den Wechselunterricht, die drei Not-Nachhilfeprogramme: „Lernbrücken“, „Bridge the Gap“ und „Lernen mit Rückenwind“ oder die Corona-Testungen und ganz neu noch an einigen Einrichtungen die Überwachung des Impfstatus und die Nachverfolgung.“ Hinzu komme der gravierende Personalmangel. Es sei ein „Teufelskreis“: „Die hohe Arbeitsbelastung führt zu langfristigen Krankheitsausfällen und verstärkt damit den Lehrkräftemangel, wodurch die Belastung an den Schulen weiter ansteigt.“ Die Schulleitungen wünschten sich zur Entlastung in erster Linie eine Senkung der Stundenzahlen und mehr Personal.
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