Lehrer-Verband: Start des Luftfilter-Programms zu spät

dpa/lsw Stuttgart. Schulen und Kommunen können nun die ersehnten Luftfilter beantragen. Aber reicht die Förderung aus und kommt sie rechtzeitig für das anstehende Schuljahr? Die Lehrer sind da deutlich.

Ein Schwamm liegt an der Schultafel. Foto: Annette Riedl/dpa/Symbolbild

Ein Schwamm liegt an der Schultafel. Foto: Annette Riedl/dpa/Symbolbild

Der Einsatz mobiler Luftfilter in Schulen wird nach Ansicht des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) zu halbherzig betrieben. Es sei bei weitem nicht möglich, alle Klassen rechtzeitig zum Schulbeginn auszurüsten und somit ausreichend vor dem Coronavirus zu schützen, kritisierte der VBE-Vizevorsitzende Oliver Hintzen am Montag in Stuttgart Land und Kommunen. „Wir gehen davon aus, dass weder das Geld noch die Zeit ausreichen“, sagte er der dpa. „Man hätte viel früher anfangen müssen, Bestellung und Einsatz zu planen. So hat man wertvolle Zeit verstreichen lassen.“ Der VBE habe bereits im Oktober 2020 den gezielten Einsatz von Luftfiltergeräten als Infektionsschutzmaßnahme gefordert.

Seit diesem Montag können die Kommunen im Südwesten die Förderung mobiler Luftfilter für ihre Schulen beantragen. Zuvor hatte es Unklarheit über die Frage gegeben, ob Land und Bund jeweils eigene Richtlinien oder eine gemeinsame Orientierung erstellen.

Luftfilter sollen das Corona-Infektionsrisiko an Schulen deutlich reduzieren. Das Land übernimmt bis zu 50 Prozent der Kosten dafür, maximal aber 2500 Euro pro Gerät, wie es in der Richtlinie heißt. Das Förderprogramm soll bis Ende Juli 2022 laufen. Nach Ansicht von VBE-Vize Hintzen hätte die Richtlinie des Landes mit demselben Inhalt auch bereits vor einem Jahr veröffentlicht werden können.

„Ein Luftfilter ist ja keine neue Erfindung“, sagte er. Außerdem sei es „denkbar dumm“, die Vorgaben in den Sommerferien zu publizieren, auch wenn sie inhaltlich wichtig und konkret genug seien. „Das kostet alles Zeit“, sagte Hintzen, der selbst eine Grundschule leitet. „Ich habe von einer Firma Rückmeldung bekommen mit einer Wartezeit von bis zu zwölf Wochen für die Lieferung der sechs Geräte, die wir an der Schule benötigen.“ Zudem reiche der Förderbetrag von rund 2500 Euro pro Gerät nicht aus. „Will man ein leises Gerät bestellen, kann das auch das Doppelte kosten.“

Zuvor hatte bereits die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bemängelt, die Kommunen hätten das Thema verschlafen. Der Städtetagsdezernent für Bildung, Norbert Brugger, hatte den Vorwurf zurückgewiesen. Es gebe in vielen Gemeinden bereits Beschlüsse über den Bedarf an Luftfiltern. Allerdings wird die Ausstattung der Schulen mit mobilen Luftfiltergeräten auch nach Einschätzung führender Hersteller bis weit ins kommende Schuljahr dauern. Allein in Baden-Württemberg gibt es 70.000 Klassenzimmer.

© dpa-infocom, dpa:210809-99-778839/3

Ein Luftfilter steht in einem Klassenraum. Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild/Archiv

Ein Luftfilter steht in einem Klassenraum. Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild/Archiv

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Erstellt:
9. August 2021, 13:29 Uhr

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