Gewinneinbruch bei Bosch

Konzern warnt: Verbrenner-Industrie wird bald aus EU abwandern

Das Aus für Benzin und Diesel könnte für Autoregionen drastische Folgen haben. Wolle die EU diese Folgen abwenden, müsse sie schnell entscheiden, sagt Bosch-Chef Stefan Hartung bei der Vorstellung der vorläufigen Jahreszahlen.

Bosch-Chef Stefan Hartung verliert trotz schwieriger Lage nicht die Zuversicht.

© dpa/Bernd Weißbrod

Bosch-Chef Stefan Hartung verliert trotz schwieriger Lage nicht die Zuversicht.

Von Klaus Köster

Der Stuttgarter Bosch-Konzern hält eine schnelle Überprüfung des Verbrennerverbots in der EU für geboten, um eine Abwanderung dieser Industrie aus Europa noch abzuwenden. In vier bis fünf Jahren brauche man nicht mehr zu schauen, was dann noch von dieser Branche in Europa übrig bleibe. „Da ist davon nichts mehr in Europa.“

Eine Politik, die auf eine hundertprozentige Marktabdeckung mit Elektrofahrzeugen setze, müsse viele Probleme lösen, die bei einem breiteren Technologiemix nicht aufträten. Dazu gehöre der Umstand, dass es europäische Regionen gebe, die Strom fast nur aus fossilen Energieträgern produzierten. Man brauche weitere Technologien, sagte Bosch-Chef Stefan Hartung und verwies auf die Brennstoffzelle, auf Plug-In-Hybride, deren Verbrenner mit Kraftstoff aus Bio-Abfällen angetrieben wird, sowie auf große technologische Fortschritte beim Wasserstoff-Verbrennungsantrieb, der weitgehend reif für die Markteinführung sei.

Für ein starkes Europa mit weniger Vorgaben

Das vergangene Jahr sei deutlich stärker von welt- und wirtschaftspolitischen Faktoren beeinflusst gewesen, als man sich das gewünscht habe, sagte Hartung. Für ihn ist ein starkes Europa das beste Bollwerk gegen das Auseinanderdriften der internationalen Gemeinschaft, das in vielen Regionen zu Protektionismus und Wohlstandsverlusten führen werde. Man könne den freien Welthandel nicht erzwingen, Europa aber stärker, wettbewerbs- und widerstandsfähiger machen – vor allem auch durch eine Verständigung auf weniger Vorgaben und mehr Investitionen.

Nicht zuletzt wegen des schwachen Autogeschäfts in Europa hat der Stuttgarter Autozulieferer und Technologiekonzern im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch erlitten. Der Betriebsgewinn sank vorläufigen Zahlen zufolge um ein Drittel auf 3,2 Milliarden Euro. Gleichwohl hält Bosch an seinen Zielen fest und will bereits im kommenden Jahr die Umsatzrendite wieder verdoppeln. Dazu soll außer einer erwarteten Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds auch eine Erhöhung von Marktanteilen beitragen. Bosch will in allen Weltregionen und in den für Bosch wichtigsten Märkten jeweils zu den führenden drei Anbietern gehören.

Neuer Jobabbau nicht ausgeschlossen

Im Umkehrschluss kann dies negative Konsequenzen für Bereiche nach sich ziehen, die Bosch nicht für wettbewerbsfähig hält. Einen weiteren Personalabbau schließt das Unternehmen nicht aus. Derzeit laufen bei Bosch in vielen Bereichen Programme zum Abbau von rund 12 000 Stellen.

Außer dem bei Bosch dominierenden Autogeschäft entwickelten sich auch die anderen für Bosch wichtigen Märkte schwach, so dass der für das Unternehmen wichtige Ausgleich zwischen den breit verteilten Geschäftsbereichen nicht möglich war. Für den Konzern, der sich Kapital nicht über die Börse beschaffen kann, ist die Finanzierung über ein auskömmliches Renditeniveau besonders wichtig.

Hartung führt die E-Schwäche in Europa nicht nur auf die Rücknahme der Kaufprämie in Deutschland zurück, sondern auch auf die weiter kritische Einstellung der Verbraucher und auf das Fehlen von Angeboten im Kompaktsegment. Die Entwicklung bremse auch die Markteinführung komplett neuer Fahrzeugplattformen und damit auch von neuen digitalen Technologien. Beides wächst in China angesichts der stark steigenden E-Auto-Produktion sehr zügig.

Für Innovationen und Investitionen sei außer Inspiration und Geld auch eine optimistische Stimmung wichtig. Kaum etwas hänge dem Fortschritt schwerer am Bein als überzogener Pessimismus. „Leider sind wir Deutschen ausgerechnet in diesem Feld doch wieder in der Spitzengruppe.“

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Erstellt:
31. Januar 2025, 11:08 Uhr
Aktualisiert:
31. Januar 2025, 11:42 Uhr

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