Equal Pay Day 2025

Verdienstlücke schrumpft – doch die wahre Ungleichheit bleibt

Frauen haben in diesem Jahr bis zum 7. März umsonst gearbeitet – die unbereinigte Verdienstlücke liegt bei 16 Prozent. Der leichte Rückgang mag optimistisch stimmen, ändert aber nichts an der Ungerechtigkeit, kommentiert Chiara Sterk.

Frauen verdienen im Schnitt zwischen sechs und 16 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

© dpa/Ludmilla Ostermann

Frauen verdienen im Schnitt zwischen sechs und 16 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

Von Chiara Sterk

Bis zum 7. März 2025 haben Frauen dieses Jahr bundesweit umsonst gearbeitet – zumindest im übertragenen Sinne. Denn noch immer verdienen Frauen bis zu 16 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Das zeigt die unbereinigte Verdienstlücke. Die berücksichtigt auch, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, durchschnittlich schlechter bezahlte Jobs haben und seltener hohe Posten bekleiden.

Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist die unbereinigte Verdienstlücke damit um zwei Prozent gesunken. Doch sind das wirklich gute Nachrichten? Die unbereinigte Verdienstlücke ist zwar kleiner geworden. Doch der bereinigte Unterschied ist unverändert geblieben: Frauen verdienen bei gleicher Qualifikation und gleicher Tätigkeit noch immer sechs Prozent weniger als Männer.

Erhöhung des Mindestlohns hat Lohnlücke kleiner gemacht

Der Rückgang der unbereinigten Lohnlücke ist vor allem auf den höheren Mindestlohn zurückzuführen. Davon haben Frauen besonders profitiert, da sie häufiger in niedrig bezahlten Jobs arbeiten. Wenn der Mindestlohn erneut steigen würde, wie die SPD es will, würde die Lücke weiter schmelzen. Was der Gleichstellung ebenfalls hilft, wäre ein Ausbau der Tarifbindung, verbesserte Kinderbetreuung und flexible Arbeitszeiten – für beide Geschlechter.

Doch auf der geringeren unbereinigten Verdienstlücke sollte man sich nicht ausruhen. Dass Frauen bei gleicher Qualifikation weniger verdienen, ist schlicht ungerecht. Gleichstellung steht aktuell nicht im Mittelpunkt der politischen Debatte: Im Wahlkampf dominierte die Migrationspolitik, jetzt dreht sich vieles um Verteidigung. Doch auch in Zeiten globaler Krisen sollte Gleichberechtigung nicht zur Nebensache werden. Dass das Thema für den wahrscheinlich künftigen Kanzler Friedrich Merz (CDU) keine Priorität hat, ist bekannt. Doch die CDU versteht sich immerhin als Wirtschaftspartei. Allein deshalb sollte sie sich dem Problem ernsthaft widmen.

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Erstellt:
6. März 2025, 16:46 Uhr

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