Vergangenheit trifft Zukunft
Ein Wiedersehen, ein Stürmerduell, eine Bewährungsprobe – und bereits früh in der Saison unter Druck: Den FC Bayern München erwartet in der Champions League beim FC Barcelona ein brisantes Duell.
Von sid
München/Barcelona - Vor dem brisanten Wiedersehen mit dem Sextuple-Coach überkam selbst Vincent Kompany die Ehrfurcht. Beim FC Bayern habe es schon einige Trainer gegeben, „die Unglaubliches geleistet haben“, sagte der neueste Münchner Übungsleiter mit Blick auf den Champions-League-Kracher beim FC Barcelona und seinen Vor-Vor-Vorgänger Hansi Flick voller Hochachtung. Und Flick? Der gehöre zweifelsohne dazu. Entsprechend „besonders“, ergänzte Nationalmannschaftskapitän und Bayern-Profi Joshua Kimmich, sei das Treffen mit dem Ex-Trainer.
Für allzu viel Sentimentalität soll an diesem Mittwoch (21 Uhr) aber kein Platz sein. „Letztendlich“, stellte Bayern-Coach Kompany trocken fest, „will er gewinnen und wir wollen gewinnen.“ Und selbst wenn man die Konstellation um Flick aus der Gleichung heraus nimmt: „Die creme de la creme“ der Champions League werde da im Olympiastadion von Barcelona aufgeboten, frohlockte Sportvorstand Max Eberl. Dennoch: Die Bayern sind wild entschlossen, ihrem Traumziel „Finale dahoam 2.0“ einen Schritt näher zu kommen.
Zumal sie nach dem 0:1 bei Aston Villa Nachholbedarf haben. Eine weitere Niederlage würde den Druck im Kampf um die vorderen Plätze der neuen Ligatabelle weiter erhöhen. Umso wertvoller sind Siege gegen andere Top-Teams – wie eben den FC Barcelona. Flick hat den zuletzt wankenden Giganten stabilisiert. Mehr noch: Er hat ihm neues Leben eingehaucht. Entsprechend groß ist der Respekt der Münchner. „Das wird ein harter Kampf“, mahnte Stürmerstar Harry Kane: „Hoffentlich können wir auch diesem Spiel unseren Stempel aufdrücken.“
Dass es dazu kommt, ist nicht zuletzt Aufgabe des Engländers. Nach dem eindrucksvollen Ende seiner kleinen Torflaute mit einem Dreierpack gegen den VfB Stuttgart am vergangenen Wochenende darf sich Kane nun im Wettschießen mit seinem Vorgänger Robert Lewandowski beweisen. „Robert ist ein fantastischer Stürmer“, schwärmte der 31-Jährige, „einer der besten unserer Generation.“ Und er ist – wie auch Kane zuletzt wieder – in Top-Form: Der Pole (14 Tore in zwölf Spielen) führt die europaweite Torschützenliste noch vor dem Bayern-Star (13 in zehn) an.
Warnung genug also für die in dieser Saison bisweilen doch sehr anfällige Münchner Abwehr. Zumal Lewandowski mit Wunderkind Lamine Yamal und dem starken Raphinha zwei gleichermaßen formstarke Angreifer assistieren und die Bayern in der Defensive auf einer zentralen Position personell umplanen müssen: Nach dem Schlüsselbeinbruch von Jung-Nationalspieler Aleksandar Pavlovic dürfte Joao Palhinha zu seinem Startelfdebüt in der Königsklasse kommen.
Für den bislang eher glücklosen Portugiesen wäre das eine echte Bewährungsprobe; das Vertrauen der Verantwortlichen genießt er. „Wir sind sehr, sehr froh, dass wir diese Tiefe im Kader haben und dass Joao jetzt ein Mann ist, der gefragt sein wird“, betonte Eberl. Ob „Unterschiedsspieler“ Jamal Musiala wieder voll zur Verfügung steht, blieb zunächst offen – beim Abschlusstraining am Dienstag wirkte er jedenfalls mit.
So oder so: Blickt man nur auf die Statistik, konnte der deutsche Rekordmeister am Dienstag recht entspannt in den Flieger Richtung Süden steigen. In 13 Champions-League-Duellen mit Barcelona ging er zehnmal als Sieger vom Platz, zuletzt gab es sogar sechs (meist deutliche) Siege in Serie. In Barcelona besonders hängengeblieben: Die 2:8-Demütigung im August 2020. Der damalige Münchner Trainer: Hansi Flick.