Autoindustrie in Baden-Württemberg
Verkehrsminister Hermann: Was wir den Japanern voraus haben
Baden-Württemberg und die Präfektur Kanagawa haben beide eine starke Autoindustrie, wodurch die Regionen partnerschaftlich verbunden sind.

© Veronika Kanzler
Verkehrsminister Winfried Hermann (links) und Staatssekretär Florian Hassler (Mitte) sind derzeit auf Besuch in Japan. Als Gastgeschenk übergeben sie dem Gouverneur von Kanagawa Yuji Kuroiwa (rechts) einen Porzellanteller der Ludwigsburger Porzellanmanufaktur.
Von Veronika Kanzler
Deutschland und Japan trennen mehr als 10 000 Kilometer. Auch die kulturellen Unterschiede sind groß. Während beispielsweise in Stuttgart derzeit über Müll auf den Straßen geklagt wird, sind die Straßen von Tokio blitzsauber – obwohl es hier keine öffentlichen Mülleimer gibt. Die Japaner nehmen ihren Abfall einfach wieder mit nach Hause. In der Autoindustrie wiederum sind sich die beiden Länder – allen voran Baden-Württemberg und die Präfektur Kanagawa, die Teil des Ballungsraums von Tokio ist, sehr ähnlich.
Deshalb besucht Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) derzeit Japan, um sich dort mit anderen Politikern auszutauschen – und Start-ups in der dortigen Autoindustrie zu treffen. In einer Hinterhofwerkstatt in Yokohama etwa zeigt sich Hermann begeistert von einem Unternehmer, der ein kleines elektrisches Auto produziert, das nicht nur fahren, sondern auch schwimmen kann.
Tüfteln auf japanische Art
Damit müsse bei starken Unwettern niemand mehr im Auto ertrinken, erklärt der Chefs von First One Mile Mobility, Hideo Tsurumaki, seine Motivation. „Eigentlich ist Baden-Württemberg das Land der Tüftler und Erfinder“, sagt der Minister in Richtung Tsurumaki. „Auch Sie sind dann ein Baden-Württemberger.“
Nach elf Jahren reist der Minister bereits zum zweiten Mal nach Japan. Obwohl die Situation bei den Autoherstellern heute schlechter ist als damals, ist Hermann dennoch positiv gestimmt. „Nach meinen Besuch 2014 bin ich mit dem Gefühl nach Hause gegangen: Wir müssen uns wirklich anstrengen“, erzählt er gegenüber unserer Zeitung.
Die Japaner hatten damals einen deutlichen Vorsprung bei hybriden Fahrzeugen. Heute habe er das gute Gefühl, dass sich Baden-Württemberg stark weiterentwickelt habe. „Im Vergleich zu uns, gibt es hier kaum rein elektrische Fahrzeuge, geschweige denn eine Ladeinfrastruktur“, sagt Hermann. Er sei erstaunt, dass Baden-Württemberg in Sachen Elektromobilität besser dastehe.
Mentalitätswandel im Südwesten
Auch in der Autoindustrie spürt der Verkehrsminister einen Wechsel. Die Denkweise sei nicht mehr „Wir sind die Besten“, findet Hermann. Diese Demut sei ein Schlüssel zum Erfolg. Dennoch ist für ihn auch klar: Baden-Württemberg alleine kann nicht alles richten. „Gerade in diesen Zeiten ist es ungemein wichtig, dass wir mit Ländern zusammenarbeiten, die unsere Werte teilen“, sagt der Minister.
Die Partnerschaft mit der Präfektur Kanagawa besteht derweil seit mehr als 35 Jahren. „Das war ein kluger Gedanke damals“, sagt der grüne Verkehrsminister über den früheren CDU-Ministerpräsidenten Lothar Späth, der diese Verbindung hergestellt hatte. Bei einem Treffen mit dem Gouverneur von Kanagawa Yuji Kuroiwa bekräftigten beiden Politiker, dass die wirtschaftlichen Verbindungen vertieft werden sollen, damit die beiden autogeprägten Regionen voneinander lernen können um weiterhin stark zu bleiben.
Für den Verkehrsminister wird es wohl die letzte Japanreise als Politiker gewesen sein. Bei der kommenden Landtagswahl 2026 wird er nicht erneut antreten.