Veronika Franco Olias bringt Leidenschaft und einen klaren Karriereplan mit
Bürgermeisterwahl Sulzbach Die 30-jährige Veronika Franco Olias will im Wahlkampf vor allem mit ihrer Verwaltungserfahrung punkten. Das Ziel, Bürgermeisterin zu werden, verfolgt die Ortsvorsteherin des Waiblinger Stadtteils Bittenfeld schon seit vielen Jahren.
Von Kornelius Fritz
Sulzbach an der Murr. Seit Mitte Oktober tourt Veronika Franco Olias nun schon durch Sulzbach und die 17 kleinen Weiler, die sie inzwischen auswendig aufzählen kann. An diesem Abend hat sie ins Hotel Sulzbacher Hof eingeladen. Die Kandidatin hat ein wenig Sorge, ob überhaupt noch jemand kommt, denn inzwischen hatte sie so viele Termine im Ort, dass die meisten der rund 4000 Wahlberechtigten sie schon kennen dürften. Tatsächlich sind es am Ende dann zwar keine 80 Interessierten wie einen Monat zuvor, aber immerhin noch etwa 15 Personen, die sich im Nebenraum der Gaststätte versammeln. Die meisten kennen sich, die Unterhaltungen werden lautstark über die Tische hinweg geführt. Doch als die Bürgermeisterkandidatin das Wort ergreift, herrscht gespannte Stille.
Verwaltungserfahrung ist ihre Trumpfkarte
Ihre Vorstellungsrede geht Veronika Franco Olias mittlerweile routiniert über die Lippen. Sie spricht über das, was sie als Ortsvorsteherin im Waiblinger Stadtteil Bittenfeld angepackt hat, und über das, was sie als Bürgermeisterin in Sulzbach gerne anpacken würde. Immer wieder lässt sie dabei anklingen, dass sie sich mit dem Verwaltungsgeschäft auskennt. Sie spricht über „tolle Fördermöglichkeiten“, die sie nutzen wolle, und finanzielle Zwänge, die sie beim Studium des Haushaltsplans erkannt habe. Die 30-Jährige weiß, dass die Verwaltungserfahrung ihre Trumpfkarte ist: Von ihren drei Mitbewerbern hat nämlich noch keiner in einem Rathaus gearbeitet.
Den Plan, Bürgermeisterin zu werden, verfolgt Veronika Franco Olias schon ziemlich lange. Genau genommen seit ihrer Jugend, die sie in der kleinen Gemeinde Ottenbach am Fuß des Hohenstaufens verbracht hat. Dort, so erzählt sie, habe sie selbst erlebt, was Kommunalpolitik bewirken könne. Als der Dorfladen schloss und der Arzt wegzog, hätten viele befürchtet, dass der Ort nun weiter ausbluten werde. Doch dem rührigen Bürgermeister sei es gelungen, die negative Entwicklung zu stoppen. Es entstand ein neuer Dorfplatz mit Rathaus, Bäckerei und einem kleinen Laden. „Da habe ich gesehen, was man als Bürgermeister erreichen kann“, sagt Franco Olias. Selbst einmal solche positiven Entwicklungen in einer Gemeinde anzustoßen, war seitdem ihr Ziel.
Sulzbach gezielt zur Kandidatur ausgesucht
Ihr Karriereweg ist dann auch schnurgerade verlaufen: Verwaltungsstudium, zwei Jahre Personalabteilung, zwei Jahre Ortsvorsteherin in einem kleinen Ort, drei Jahre Ortsvorsteherin in einem größeren Stadtteil (siehe Infotext). Bürgermeisterin zu werden, wäre nun der nächste logische Schritt. Womit sich aber auch die Frage stellt, ob Sulzbach für die 30-Jährige nur eine weitere Sprosse auf der Karriereleiter werden soll. Veronika Franco Olias widerspricht: „Ich möchte hier bleiben und sesshaft werden“, versichert sie. Sulzbach an der Murr habe sie sich gezielt für ihre Kandidatur ausgesucht. Einerseits, weil ihr die Gemeinde gefalle: „Sie erinnert mich an meine Heimat.“ Andererseits biete Sulzbach mit seiner gesunden Infrastruktur und etlichen florierenden Unternehmen auch viele Gestaltungsmöglichkeiten: „Man ist hier nicht nur auf Fördertöpfe angewiesen.“
Für die Sulzbacher war Veronika Franco Olias, als sie Anfang Oktober ihre Kandidatur erklärte, eine Fremde. Während die drei Mitbewerber ihre mehr oder weniger starke Verwurzelung im Ort betonen, musste sie die Gemeinde und ihre Bewohner erst einmal kennenlernen. Dafür hat sie viele Gespräche geführt und sagt, sie habe inzwischen „ein ganz gutes Gefühl dafür entwickelt, was die Leute hier umtreibt“.
Die Bürgerschaft umfassender informieren und einbinden
Die Kommunikation mit dem Rathaus sei zum Beispiel ein Thema, auf das sie oft angesprochen werde, erzählt die 30-Jährige: „Vielen fehlt die Transparenz.“ Als Bürgermeisterin wolle sie die Bürgerschaft umfassender informieren und früher in Entscheidungsprozesse einbinden. Die Homepage der Gemeinde will sie dafür ebenso nutzen wie die sozialen Medien. Aber auch der persönliche Austausch ist ihr wichtig. Deshalb würde sie gerne eine Bürgersprechstunde einführen und sich regelmäßig mit Vereinsvertretern und Gewerbetreibenden zu runden Tischen treffen.
Auch die Zukunft der Ortsmitte beschäftige viele Menschen, hat Veronika Franco Olias festgestellt. So wie an diesem Abend im Sulzbacher Hof. „Das Bahnhofsgebäude ist eine Schande für Sulzbach“, findet ein Besucher. Auch am Marktplatz mit dem nicht barrierefreien Rathaus und dem ehemaligen Gasthof Ochsen gebe es einiges zu tun. Veronika Franco Olias sagt, sie sehe hier „unheimlich viel Potenzial“. Ihr Ziel sei es, die Aufenthaltsqualität im Ortskern zu verbessern, im „Ochsen“ kann sie sich zum Beispiel eine Bücherei und Veranstaltungsräume vorstellen. Sie macht aber auch deutlich: „Wir werden nicht alles gleichzeitig umsetzen können.“
Familienplanung ist oft Thema
Doch es geht nicht nur um Kommunalpolitik an diesem Abend. „Wollen Sie, wenn Sie gewählt werden, nach Sulzbach ziehen?“, will eine Bürgerin wissen. „Wir können uns das gut vorstellen“, antwortet Veronika Franco Olias, die mit ihrem Mann Marcel zurzeit in Backnang lebt. Versprechungen macht sie aber nicht: „Wir haben Wohneigentum. Da muss es auch passen.“
Ein anderes privates Thema spricht die Kandidatin von sich aus an: Immer wieder werde sie gefragt, ob sie Kinder haben wolle. Die klare Antwort lautet ja. „Aber mir ist bewusst, dass ich als Bürgermeisterin keine drei Jahre Elternzeit nehmen kann.“ Deshalb habe sie die Frage der Kinderbetreuung schon vor der Kandidatur mit ihrem Mann und der Familie geklärt.
Sollte ihr Traum vom Bürgermeisteramt wahr werden, will Veronika Franco Olias mit vollem Einsatz für die Gemeinde da sein, auch die vielen Abend- und Wochenendtermine schrecken sie nicht. Als Ortsvorsteherin sei sie das schon gewohnt.
„Man muss diesen Beruf als Leidenschaft sehen“, sagt die Kandidatin. Besuche bei Vereinsversammlungen und Hocketsen seien für sie keine lästige Pflicht, sondern machten ihr Spaß. Als Ortsvorsteherin von Nabern habe sie auch schon mal ein Bierfass angestochen. „Es hat allerdings ziemlich gespritzt“, erinnert sie sich lachend. An dieser Kernkompetenz einer Bürgermeisterin müsste sie also noch arbeiten.
Ausbildung Veronika Franco Olias ist in der Gemeinde Ottenbach im Landkreis Göppingen aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte sie Public Management an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg. In dieser Zeit absolvierte sie auch ein Praktikum in New York.
Beruf Ihre erste Station nach dem Studium war als stellvertretende Leiterin der Personalabteilung bei der Stadt Kornwestheim. 2018 wurde Veronika Franco Olias hauptamtliche Ortsvorsteherin in Nabern, einem Ortsteil von Kirchheim unter Teck. Seit Juni 2020 ist sie in gleicher Funktion im Waiblinger Stadtteil Bittenfeld tätig.
Familie Seit 2019 ist die 30-Jährige mit ihrem Mann Marcel verheiratet, der im Rechnungsprüfungsamt der Stadt Winnenden arbeitet. Von ihm hat sie auch den spanischen Nachnamen angenommen. Geboren wurde sie als Veronika Holz.