Vesperkirche gibt 38 000 Essen aus
Nach sieben Wochen endet am Samstag die 31. Stuttgarter Vesperkirche. Die Bilanz liest sich eindrucksvoll – und bedrückend zugleich.
© Pressefoto Baumann/Britsch
Auch Fußballprominenz half in der Leonhardskirche (von links): VfB-Vorstandsvorsitzender Alexander Wehrle, Ex-Bundestrainer Joachim Löw und VfB-Finanzvorstand Thomas Ignatzi Auch Fußball-Prominenz half in der Leonhardskirche mit. Im Bild: VfB-Vorstandsvorsitzender Alexander Wehrle, Ex-Bundestrainer Joachim Löw und VfB-Finanzvorstand Thomas Ignatzi (v. l.).
Von Jan Sellner
Stuttgart - Gabriele Ehrmann, die Diakoniepfarrerin, hat kurz vor dem Ende der 31. Vesperkirchen-Saison schon mal zusammengerechnet, was die Vesperkirche in den vergangenen sieben Wochen ausgegeben hat: „100 000 Tassen, 10 000 Kilo Essen, 14 500 Brottüten und 38 000 Mahlzeiten“. Alles finanziert aus Spenden, alles verteilt von freiwilligen Helferinnen und Helfern. „Seit Start der Vesperkirche am 19. Januar fiel eine Menge Arbeit für die Haupt- und 800 Ehrenamtlichen an“, betont Ehrmann.
Auch dazu gibt es eine Zahl: „In den zurückliegenden sieben Wochen wurden 13 000 Ehrenamtsstunden erbracht. Eine großartige Leistung“, sagt die Pfarrerin. Täglich haben Helferinnen und Helfer rund 800 Essen ausgegeben. Im Schnitt 78 mehr als im vergangenen Jahr. Diese Zahlen zeigen auch: Der Bedarf ist groß. „Armut nimmt in unserer Gesellschaft wieder zu“, beobachtet Ehrmann: „Auch in Stuttgart.“ Betroffen seien vor allem Rentnerinnen und Rentner. Weniger in Zahlen messen lässt sich alles Zwischenmenschliche, das mit der Vesperkirche zusammenhängt: „Freundschaften und ein guter Austausch untereinander haben die Vesperkirche auch in diesem Jahr geprägt“, sagt die Diakoniepfarrerin. Dem dienten auch das kulturelle Rahmenprogramm und die umfangreichen Begleitangebote – von der täglichen Arztsprechstunde und Seelsorge über Fußpflege bis zur Tierimpfung und der Straßen-Universität.
Beeindruckt ist Ehrmann auch von den vielen Spenden und Zuwendungen für die Vesperkirche, namentlich von Mercedes-Benz oder vom VfB Stuttgart. Dessen Stiftung „Brustring der Herzen“ hatte in der Leonhardskirche einen „Tag in Weiß-Rot“ organisiert – mit etlichen Fußballprofis, dem Vereinspräsidium und -vorstand sowie Ex-Bundestrainer Joachim Löw als Überraschungsgast und einem Überraschungsscheck über 50 000 Euro. Mitgeholfen haben auch Politiker aus Bundestag, Landtag und Gemeinderat einschließlich Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper.
Den Abschluss der diesjährigen Vesperkirchen-Saison bildet ein Gottesdienst an diesem Samstag um 16 Uhr. Abgeschlossen ist das Thema Armut damit jedoch nicht. In Anlehnung an das diesjährige Motto der Vesperkirche „Prüfet alles, und das Gute behaltet“ sagte Ehrmann: „Vesperkirche ist etwas Gutes. Das muss man behalten!“
