Vesperkirchen bieten Essen und Impfen an

dpa/lsw Mannheim/Karlsruhe. Wenn es draußen kalt und ungemütlich wird, ist für viele Arme die Vesperkirche ein Rettungsanker. Allerdings werden die Bedürftigen häufig auf das gemeinsame Speisen verzichten müssen. Die Pandemie wirft erneut ihren Schatten auf das Sozialprojekt.

In Karlsruhe und Mannheim können sich arme Menschen seit Sonntag bei winterlicher Kälte auf ein kostenloses warmes Mittagessen freuen. Die beiden Städte läuten die diesjährige Vesperkirchen-Saison der Evangelischen Kirche ein. Die Mutter aller Vesperkirchen in Stuttgart und die größte im Südwesten öffnet erst am kommenden Wochenende.

Erneut steht die Aktion im Zeichen von Corona: In Mannheim wird erwartet, dass sich die Mehrheit der Besucher eine Mahlzeit mitnimmt. Vor einem Jahr entschieden sich zwei Drittel für das To-Go-Angebot. Für das Speisen im Inneren der CityKirche Konkordien gilt die 2G-Plus-Regel, das heißt auch Geimpfte oder Genesene müssen eine negativen Test vorlegen. Wohnungslose bevorzugen nach Angaben der Organisatoren das Essen im Kirchenschiff, wo 120 Plätze vorhanden sind. Das Essen findet in zwei bis drei Schichten statt.

Im vergangenen Jahr sind nach Angaben der Evangelischen Kirche in Mannheim 8000 Essen ausgegeben worden, halb so viel wie vor der Pandemie. Unter den Bedürftigen seien kaum Familien und junge Leute, hieß es von den Organisatoren. Hingegen sei die Altersarmut spürbar. Auf kostenloses Haareschneiden, Zahnarztbehandlung und Kleiderspenden müssen die Besucher aus Hygienegründen allerdings verzichten. Sozialberatung steht aber noch bis zum Abschluss am 6. Februar auf dem Programm.

In Karlsruhe ist die Hilfsaktion im Freien vorgesehen. Wegen Corona wird seit Sonntag eine Straßenvesperkirche ausgerichtet: In den Innenhöfen rund um die Johanniskirche können Bedürftige bis zum 6. Februar an mehreren „Weihnachtshütten“ warme Mahlzeiten zum Mitnehmen, Vesperbeutel mit belegten Broten, Süßigkeiten und Obst bekommen. Aber auch selbst gestrickte Socken und Kleinspenden werden ausgegeben.

Die größte Vesperkirche im Land, die Stuttgarter Leonhardskirche, öffnet am 16. Januar für sieben Wochen. Vorerst sind warme Mahlzeiten zum Mitnehmen sowie die Ausgabe von Vesperbroten geplant. Ob der Kirchenraum geöffnet werden kann, ist abhängig von der aktuellen Corona-Lage. Zwei Impfteams bieten Immunisierungen an - auch Booster-Impfungen können vorgenommen werden. Die Landeshauptstadt war 1995 Vorreiter der Vesperkirchen, von denen es heute bundesweit etwa 40 gibt.

© dpa-infocom, dpa:220109-99-643867/2

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Erstellt:
9. Januar 2022, 12:34 Uhr

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