Viehscheid ohne große Feste: Bauern mit Bergsommer zufrieden
dpa Kempten/Holzkirchen. Nach einem guten Bergsommer geht es für Zehntausende Rinder von Bayerns Alpen und Almen zurück ins Tal - coronabedingt aber ohne große Feiern im Allgäu. Obwohl viele Bauern das gar nicht so schlecht finden, dürfen Viehscheid-Fans fürs kommende Jahr wieder hoffen.
Saftiges Gras, Bergluft und Ausblick in die alpine Bergwelt: Zehntausende Rinder müssen in Bayern auf diese Vorzüge vorerst wieder verzichten. Die Bergbauern im Freistaat bringen ihre Tiere in diesen Tagen nach einem guten Bergsommer zurück ins Tal - coronabedingt erneut ohne große Viehscheid-Feste im Allgäu, die vor der Pandemie Zehntausende Besucher angezogen hatten.
„Das ist natürlich schade“, sagte der Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Vereins im Allgäu (AVA) mit Sitz in Kempten, Michael Honisch. „Aber die Stimmen dazu unter den Alphirten sind geteilt.“ Zum einen sei die Organisation des Rinder-Abtriebs ohne die Besucher-Massen deutlich leichter und für das Vieh entspannter, sagt Honisch. „Aber diese Feste sind auch eine Wertschätzung der Arbeit der Alphirten und ein Teil der Allgäuer Identität. Außerdem ist das für den Tourismus praktisch eine Verlängerung der Hauptsaison.“
Feiern mit Festzelten, Musik und geschmückten Rindern werde es daher im kommenden Jahr wohl vielerorts wieder geben, sagt Honisch. „Ich gehe davon aus, dass der Viehscheid nächstes Jahr wieder ähnlich wie in den Jahren vor Corona stattfinden kann. Eine Rückkehr zur Normalität freut uns alle und tut uns allen gut.“
Bei den großen Viehscheiden im Allgäu werden laut Honisch aber nur gut ein Drittel der etwa 31.000 Rinder von Alpen ins Tal geführt. „Der Rest wird abseits des großen Trubels in die Betriebe gebracht“, sagt Honisch. Ähnlich gehen die Bergbauern in Oberbayern vor: In der Regel bringt jeder Betrieb seine eigenen Tiere von den dort Almen genannten Bergweiden ins Tal - so auch dieses Jahr.
Die rund 55.000 Rinder, die den Sommer am Berg verbringen durften, haben in beiden Regionen gute Monate hinter sich. Zwar habe der Bergsommer wegen des nasskalten Wetters für die Tiere auf den höher gelegenen Almen etwas verspätet begonnen, sagte Hans Stöckl, Geschäftsführer des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern. Doch der Sommer sei gut gewesen: „Es war den ganzen Sommer ausreichend Futter da.“ Der viele Regen habe auf den Almen das Gras gut wachsen lassen.
Auch im Allgäu zieht AVA-Geschäftsführer Honisch ein positives Bergsommer-Fazit für die rund 700 Alpen in der Region: „Die Tiere waren sehr zufrieden - und die Alphirten großteils auch.“
© dpa-infocom, dpa:210918-99-263820/4