Vier Fachleute und ein innovativer Geist

Der VfB präsentiert seine fünf Kandidaten für die Präsidiumswahl. Dabei überrascht der unbekannte Stefan Jung am meisten.

Wollen ins VfB-Präsidium: Michael Reichl, Andreas Grupp, Bernadette Martini, Bertram Sugg und Stefan Jung (v.l.)

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Wollen ins VfB-Präsidium: Michael Reichl, Andreas Grupp, Bernadette Martini, Bertram Sugg und Stefan Jung (v.l.)

Von Carlos Ubina

Stuttgart - Die Lounge in der Untertürkheimer Kurve der MHP-Arena ist voll besetzt gewesen. 400 Vereinsmitglieder wollten sehen, wie sich die Präsidentschafts- und Präsidiumskandidaten präsentieren, und sie wollten hören, was sie beim Dunkelroten Tisch des VfB zu sagen haben. Per Internet zugeschaltet waren etwa weitere 400 Interessierte. Wir geben nach der Diskussionsveranstaltung des Fußball-Bundesligisten einen Eindruck (in alphabetischer Reihenfolge), wie sich die fünf Personen, die am 22. März auf der Mitgliederversammlung in das Präsidium (zwei Sitze) gewählt werden wollen, auf dem Podium gegeben haben.

Andreas Grupp Der 41-jährige Manager (Director Real Estate Aldi Süd) sitzt bereits seit vergangenen Juli im Präsidium. Er wurde als Neuling vorübergehend in das Gremium gewählt und kann für sich in Anspruch nehmen, „für Ruhe und Stabilität“ mitgesorgt zu haben. Das sei zunächst das oberste Ziel gewesen. „Aber das ist erst der Anfang“, sagt Andreas Grupp, der die wirtschaftlichen und strukturellen Rahmenbedingungen weiter verbessern will, „damit der Fokus auf den Sport und die Abteilungen gelenkt wird“. Die Zusammenarbeit in den Gremien bezeichnet er als gut und will in Zukunft relevante Entscheidungen offen kommunizieren.

Stefan Jung Die unbekannte Größe in der VfB-Familie – und das Losglück hat es so gewollt, dass sich Stefan Jung am Donnerstagabend als Letzter vorstellte. Man hätte es nicht besser inszenieren können, da der bald 45-jährige Familienvater mit einer spannenden Vita aufwartete. Studiert hat er in den USA sowie Peking und Kopenhagen. In Asien hat er Start-ups gegründet und zu einem Unternehmen mit Milliarden-Umsatz ausgebaut. Aus privaten Gründen hat er sich aus dem Business herausgenommen, ist in seine alte Heimat nach Balingen zurückgekehrt und will sich für seinen Herzensclub einbringen – mit seinem ganzen Innovationsgeist.

Bernadette Martini Die Frau, die nicht gewählt werden will, weil sie eine Frau ist. Sondern: „Weil ich eine qualifizierte Frau bin.“ Bernadette Martini bringt viel Erfahrung aus dem Vereinsbeirat mit. Doch die 43-Jährige will mehr – und hat klare Vorstellungen über ihr Rollenverständnis, auch mit Blick auf die Aufsichtsratsbesetzung. Geschlossenes Auftreten fordert sie ein und strebt an, dass ein „legitimierter Fanvertreter“ im Kontrollgremium der VfB AG sitzen soll. „Essenziell“, ist für die Hoteldirektorin der Austausch mit Fans und Mitgliedern. In diesen Kreisen ist sie stark vernetzt, will weiter in der Kurve stehen – und den Spagat ausüben, sich künftig auch im Businessbereich zu bewegen.

Michael Reichl Der Kommunikator und Konfliktlöser – dieses Bild zeichnet Michael Reichl von sich, der mit drei Schwerpunkten antritt: „Vertrauen schaffen, Tradition bewahren und erlebbar machen, Zukunft gestalten.“ Dahinter verbirgt sich viel an Inhalten, um den VfB zu einem transparenten Verein auszubauen. Der Unternehmer hat sich zuletzt stark in Satzungsfragen eingebracht. Reichl gibt an, Mitgliederrechte vertreten und klare Strukturen schaffen zu wollen. Kämpfen will der 53-jährige Berater „für Werte im Verein“. Für den Aufsichtsrat der VfB AG fordert er „mehr Sportkompetenz“ und jemanden, „der die Fansicht vertritt“.

Bertram Sugg Er machte auf der Bühne den Anfang und präsentierte ein Positionspapier. Verknappt ausgedrückt, geht es Bertram Sugg um „Mut, Leistung und Vorbildfunktion“. Dafür steht er. Als Zielbild formuliert der Bosch-Manager, wie er sich den Verein erfolgreich im Jahr 2033 vorstellt. „Meine Leidenschaft für den VfB ist ungebrochen und ich will etwas zurückgeben“, sagt der 58-Jährige, der zuletzt in der Präsidiumswahl Andreas Grupp unterlegen war. Diesmal will das frühere Aufsichtsratsmitglied mit seiner Mischung aus „Professionalität und Leidenschaft“ den Sprung in das Gremium schaffen – als jemand, der sich auf allen Ebenen des Vereins bewegen kann.

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Erstellt:
7. Februar 2025, 22:10 Uhr
Aktualisiert:
8. Februar 2025, 21:57 Uhr

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