Vogelschutz im Winter: Mit einem Meisenknödel ist es nicht getan

Artenschutz vor der Haustür Viele Menschen wollen Vögeln vor allem im Winter etwas Gutes tun und füttern sie. Dabei gibt es bessere Wege, den Tieren zu helfen – zum Beispiel durch das Beachten einiger Ratschläge bei der energetischen Sanierung des Hauses.

Weißdorn und andere Sträucher bieten Vögeln auch im Winter noch Nahrung. Foto: Adobe Stock/Volodymyr Kucherenko

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Weißdorn und andere Sträucher bieten Vögeln auch im Winter noch Nahrung. Foto: Adobe Stock/Volodymyr Kucherenko

Von Lorena Greppo

Aspach. Der Winter steht vor der Tür. Für viele ist das die Zeit, in der sie den Vögeln in der Umgebung mit Zufüttern helfen wollen. Doch ist das überhaupt notwendig? Für gewöhnlich nicht, sagt Jochen Schäufele, Vorsitzender des Nabu Aspach. Er sehe die Vogelfütterung eher als vernachlässigbar. Denn es gibt kaum noch Winter mit für längere Zeit geschlossenen Schneedecken. Und stark gefährdete Arten erreiche man damit nicht. Schäufele verteufelt die Vogelfütterung aber auch nicht. „Das ist eine wunderbare Möglichkeit, um die Vögel zu beobachten und kennenzulernen“, sagt er. Indirekt sei das auch hilfreich, denn so haben Menschen eine Verbindung und ein größeres Verantwortungsgefühl für die Tiere.

Schwerpunkt sollte eine geeignete Beerennahrung im Garten sein

Doch was kann man tun, um Vögeln zu helfen? Schließlich ist auch unter den heimischen Arten ein starker Rückgang bemerkbar geworden. „Der Schwerpunkt sollte sein, ihnen im eigenen Garten eine geeignete Beerennahrung zu bieten. Das ist das A und O.“ Das heiße einerseits, Sträucher wie Weißdorn, Schlehe, Vogelbeere oder Holunder zu pflanzen, von denen die Vögel auch über den Winter noch etwas haben. „Das bringt viel mehr als etwa ein Kirschlorbeer“, macht Schäufele deutlich. Besonders fehlten aber die Insekten – vor allem für die Aufzucht der Jungvögel. Der Rückgang der Insekten führe daher aktuell auch zum massiven Rückgang bei Vögeln. Insofern könne man Vögeln etwas Gutes tun, indem man auch Insekten fördert, erklärt der Nabu-Vorsitzende, etwa durch Stauden und Blühpflanzen. Die Naturschutzvereine böten dazu viel Infomaterial ebenso wie zu vogelfreundlichen Sträuchern, welche man pflanzen kann.

„Das ist die Grundlage. Erst brauchen wir einen reich gedeckten Tisch“, so Schäufele. Aufbauend darauf könne man den Vögeln auch noch helfen, indem man ihnen mit Nistkästen einen sicheren Ort für die Aufzucht ihrer Jungen bietet. Hierbei gibt es einige Grundregeln zu beachten. Geachtet werden solle – gerade bei Holzkästen – darauf, dass diese innen rau und nicht gehobelt sind. „Sonst kommen die Jungvögel nicht raus“, erklärt der Experte. Ein freier Anflug sollte möglich sein, außerdem solle das Loch auf die wetterabgewandte Seite, also nach Südosten zeigen. Da der Waschbär in der Region Einzug gehalten hat, sollten die Nistkästen möglichst vor ihm sicher sein. Beim Anbringen auf Halbhöhe bestehe die Gefahr, dass Beutegreifer die Jungvögel aus dem Kasten holen.

Vor dem Anbringen von Nistkästen sollte man sich beraten lassen

Jetzt im November sei der geeignete Zeitpunkt, um die Kästen zu reinigen. Darin können sich nämlich Milben oder sonstige Schadinsekten ansammeln. Es empfehle sich, dabei eine FFP2- oder FFP3-Maske zu tragen, um die Übertragung des Hantavirus nicht zu riskieren.

Der gängigste Vogelnistkasten habe einen Durchmesser von 32 Millimeter am Loch. „Da gehen auch die meisten Arten rein, die in unseren Gärten vorkommen, zum Beispiel die Kohlmeise.“ Bei Kästen für Blaumeisen fallen die Öffnungen etwas kleiner aus. Auch gebe es Kästen mit ovalem Loch, etwa für Gartenrotschwänze. Diese Vogelart komme allerdings eher in Streuobstwiesen oder Parkanlagen vor. Starenkästen sind ein Stück größer, Haussperlingskoloniekästen werden wiederum ans Gebäude angebaut. Um sicherzugehen, welcher Kasten geeignet ist, helfe es zu beobachten, welche Arten überhaupt vorkommen. „Wer sich nicht sicher ist, kann sich gerne bei der Nabu-Gruppe melden und wird beraten“, bietet Schäufele an. Nimmt man einen qualitativ hochwertigen Kasten, so Schäufele, halte dieser auch 10 bis 20 Jahre.

Eine Röhre kostet ungefähr 100 Euro

Besonders ratsam sei die Beratung durch die Naturschutzvereine, wenn man beispielsweise etwas für Mehlschwalben oder Steinkäuze machen möchte. Steinkäuze haben jeweils eigene Gebiete. Allein im Einzugsgebiet des Nabu Aspach gebe es aktuell über 90 Röhren für sie. Insofern sei es gut, zu klären, ob womöglich schon Steinkauzröhren auf dem Nachbargrundstück angebracht wurden – zumal eine Röhre etwa 100 Euro koste, bei ihrer Anbringung einiges zu beachten sei und sie regelmäßig gereinigt und gewartet werden müsse. Mehlschwalben wiederum sind Koloniebrüter. Ein Kunstnest für sie bringe also nur etwas, wenn es in der Nähe schon Mehlschwalben gibt. Ist dem nicht so, „kann es sein, man freut sich auf Vögel, aber da kommt nie eine Mehlschwalbe rein“, so Schäufele.

Gebäudebrüter wie Mauersegler, Mehlschwalben, Hausrotschwänze oder Haussperlinge hätten es zur Zeit besonders schwer. „Im Rahmen von energetischen Sanierungen an Gebäuden verlieren sie Quartiere“, erklärt der Nabu-Vorsitzende. Sie brüten nämlich in Mauerlöchern und Ritzen und diese werden schließlich im Rahmen von energetischen Sanierungen verschlossen. Insofern gelte es bei einer solchen Maßnahme frühzeitig zu beobachten, ob die Vögel am Gebäude vorkommen. Ist dem so, sollte die Sanierung außerhalb der Brutsaison vorgenommen werden. „Wenn man zur falschen Zeit das Haus einrüstet oder ähnliches, kann es zum Totalverlust kommen“, warnt Schäufele. Wenn möglich, könne man den Tiere auch Ausweichquartiere durch Kunstnester bieten. „Da wäre mit wenig Aufwand schon viel geholfen.“

Tipps fürs Vogelfüttern

Standort Damit Vögel beim Fressen nicht von Katzen oder anderen Tieren gejagt werden können, empfiehlt Jochen Schäufele, Meisenknödel oder Ähnliches frei aufzuhängen – so sind sie auch waschbärsicher.

Häuschen mit Silo „Das ganze Jahr ist darauf zu achten, dass die Hygiene stimmt“, sagt der Nabu-Vorsitzende zu Futterhäuschen. Am besten sei ein Häuschen mit Silo – „so sitzen die Vögel nicht im Futter“. Zudem sei angezeigt, regelmäßig nach dem Futter zu schauen und dieses auch auszuwechseln.

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Erstellt:
19. November 2022, 11:30 Uhr

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