Volkshochschulen sollen digitaler werden: 6,3 Millionen

dpa/lsw Stuttgart. Ministerin Schopper hat als Schülerin einen Schreibmaschinenkurs an der VHS gemacht. Künftig soll das Tippenlernen auch online möglich sein. Nach Corona ist auch in den Volkshochschulen nur noch wenig so wie vorher.

Fritz Kuhn, Vorsitzender des VHS-Verbandes. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Archivbild

Fritz Kuhn, Vorsitzender des VHS-Verbandes. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Archivbild

Die Volkshochschulen im Südwesten wollen den digitalen Schub aus der Corona-Krise nutzen und ihr Angebot auch künftig verstärkt auf Onlinekurse ausrichten. Das Land will dieses Ziel unterstützen und gibt 6,3 Millionen Euro für die digitale Ausstattung und die Weiterbildung von Lehrkräften. „Die Volkshochschulen werden analog-digital sein“, kündigte Fritz Kuhn, seit acht Jahren Vorsitzender des VHS-Verbandes, am Donnerstag in Stuttgart an.

Es solle eine Mischung aus klassischen Kursen und digitalen Formaten werden. „Wir haben keine Zielzahl“, erklärte Kuhn. Das Mischverhältnis von Online und Präsenz müsse in der Praxis ausprobiert werden. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) zeigte sich zuversichtlich, dass die rund 160 Volkshochschulen im Land damit auch für neue Gruppen attraktiv werden könnten.

Die Direktorin der VHS Stuttgart, Dagmar Mikasch-Köthner, sagte, während der Corona-Lockdowns seien nach und nach immer mehr Kurse ins Homeoffice verlegt worden. „Wir sind mutig, aber auch etwas unvorbereitet gestartet“, räumte sie ein.

Vor Corona seien landesweit etwa drei Prozent der Kurse online abgehalten worden. Im Frühjahr dieses Jahres sei es dann etwa jeder zweite Kurs gewesen. Wie Kuhn betonte sie, es gehe vor allem darum, Zugangshürden zu den VHS abzubauen. Der frühere Stuttgarter Oberbürgermeister sagte, es sei völlig klar, dass Präsenzkurse auch eine wichtige soziale Komponente für viele Teilnehmer hätten. Und trotzdem: „Die Volkshochschulen werden sich in ihrer Arbeit verändern.“

Das Kultusministerium sieht die VHS mit ihrem öffentlichen Bildungsauftrag in der Pflicht, „den Wandel der Gesellschaft mit zu gestalten und einer digitalen Spaltung der Gesellschaft aktiv entgegenzuwirken“. Dafür müssten sich die Volkshochschulen selbst weiterentwickeln: in ihren Inhalten, Angebotsformaten und ihrer eigenen Struktur.

Um das voranzubringen will das Ministerium vier „digitale Pilot-Volkshochschulen“ mit bis zu 720 000 Euro fördern. Diese Einrichtungen sollen sich jeweils mindestens zwei weitere suchen, mit denen sie kooperieren. Schopper sagte dazu: „Mit diesem Projekt beschreiten wir bundesweit Neuland und werden eine Vorreiterrolle bei der Digitalisierung in der Weiterbildung übernehmen.“

Das Land hatte jüngst Corona-Hilfen in Höhe von 12 Millionen Euro für die unter Corona leidenden VHS zugesagt. Da seit Dezember kein Präsenzunterricht möglich war, waren hohe Verluste aufgelaufen.

© dpa-infocom, dpa:210715-99-394194/4

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Erstellt:
15. Juli 2021, 14:09 Uhr

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