Voller Einsatz für Amphibien
Bürgerpreis Rems-Murr 2019: Ehrenamtliches Engagement in drei Kategorien geehrt – Nabu Backnang erhält den Leserpreis
Bei der 16. Verleihung des Bürgerpreises Rems-Murr der Kreissparkasse Waiblingen gab es erstmals kein Motto, sondern die drei Themenfelder Natur und Umwelt, soziales und gesellschaftliches Leben sowie Sport und Kultur. Die Gewinner des Leserpreises vom Nabu Backnang wurden für die Biotoppflege und die Begleitung der Amphibienwanderung ausgezeichnet.
Von Lorena Greppo
BACKNANG/KERNEN IM REMSTAL. Ein Ehrenamt könne zwar richtig viel Spaß machen, manchmal sei es aber auch anstrengend und frustrierend, hob Ines Dietze, die Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Waiblingen, im Rahmen der Verleihung des Bürgerpreises Rems-Murr 2019 in Kernen hervor. An die Verantwortlichen und Helfer der vorgestellten Initiativen gerichtet, sagte sie: „Wären Sie Personen, die sich schnell entmutigen lassen, wären Sie heute nicht hier.“ Mit dem Bürgerpreis wolle die Kreissparkasse das Engagement in der Region sichtbar machen und würdigen. Denn: „Ohne den Einsatz der Ehrenamtlichen wären die Angebote der Städte und Gemeinden wesentlich ärmer.“
44 Vereine, Institutionen und Initiativen aus dem Rems-Murr-Kreis haben sich für den Bürgerpreis 2019 beworben, sodass die Jury – bestehend aus Vertretern von Verwaltung, Kreissparkasse und sozialen und karitativen Einrichtungen – „die Qual der Wahl“ hatte. Man habe intensiv diskutiert, die Bewerbungen nach den Kriterien der Vorbildfunktion, Innovation, Intensität und Zukunftsorientierung bewertet, so Dietze. Zudem gab es eine Neuerung bei der Preisvergabe: Bislang war jedes Jahr ein Motto ausgelobt worden. Dieses entfiel 2019, stattdessen wurden die drei Themenfelder Natur und Umwelt, soziales und gesellschaftliches Leben sowie Sport und Kultur einzeln berücksichtigt. Als Gewinner gekürt wurden die Wegmeisterei des Schwäbischen Albvereins Rems-Murr-Gau, das Projekt #therealmi 2.0 sowie die Initiative Streuobst sammeln für die soziale Jugendarbeit (siehe Infobox). Der Albverein habe als Partner der Remstal-Gartenschau und der Heimattage Winnenden viel zum Gelingen der Veranstaltungen beigetragen, hob Landrat Richard Sigel in seiner Rede hervor.
Helfer haben gut 3500 Tiere sicher über die Straße gebracht
Er verwies darauf, dass heutzutage alles schnelllebiger geworden sei. „Es wird immer schwieriger, genügend Zeit aufzubringen“, befand er. Dass dann manche Menschen in gemeinnützige Projekte viel Zeit und Mühe investieren, sei mit Geld eigentlich nicht aufzuwiegen. „Das macht die Ehrenamtlichen zu Vorbildern, die wir in unserer heutigen Zeit dringend brauchen“, so der Landrat. Sie wolle man wertschätzen und zum Weitermachen motivieren. Sigel ermutigte die Ehrenamtlichen zudem, sich im Spendenportal „Gut für den Rems-Murr-Kreis“ zu registrieren, um die eigene Bekanntheit zu steigern und Gelder zu akquirieren.
Zusätzlich zu der Auswahl der Jury wurde auch in diesem Jahr wieder der Leserpreis der Backnanger Kreiszeitung und Murrhardter Zeitung ausgelobt. Unter fünf Kandidaten konnten sich die Leser entscheiden – und haben mit einer Mehrheit von etwa 40 Prozent der Stimmen die Nabu-Ortsgruppe Backnang zum Sieger gewählt. Weit über 1000 Stunden haben die Ehrenamtlichen allein in diesem Jahr in die Biotoppflege und Unterstützung der Amphibienwanderung investiert, wie die Hauptverantwortliche Marion Schieber-Stitz erklärte. Dabei seien sie zum Teil bis 1 Uhr nachts im Einsatz gewesen und hätten morgens um 5 Uhr weitergemacht. Einen wahren Froschregen habe es in diesem Jahr in den hiesigen Biotopen gegeben. „Am Geburtstag der Tochter habe ich die Gäste stehen lassen“, erzählte Schieber-Stitz, deren offenes Auftreten im Gespräch mit Moderatorin Kimsy von Reischach das Publikum begeisterte.
Seit Februar laufen sie und ihre Mitstreiter täglich die Zäune im Biotop Pfaffenrinne sowie in den Spitzwiesen ab, sammeln Frösche, Kröten, Salamander und andere Tiere auf, und bringen sie sicher über die Straße. Die Hauptverantwortliche machte klar: „Wenn wir das nicht tun würden, würden die kleinen Kröten es nicht schaffen.“ Der Verkehr erweist sich für die Amphibien nämlich allzu oft als Todesurteil. Etwa 3500 Tiere haben die Ehrenamtlichen des Nabu Backnang und ihre Helfer zusammengenommen schon transportiert – und sie sind noch nicht fertig damit. Sie habe seit Beginn des Projekts vier Kilogramm abgenommen, erzählte Schieber-Stitz lachend. Mit der Organisation der Helferdienste ist sie quasi rund um die Uhr beschäftigt, hinzu kamen noch der Auf- und Abbau der Zäune und mehr.
„Sie sind nachts an der Straße aktiv, während andere vielleicht im Auto vorbeirauschen und nichts von Ihrem Einsatz wissen“, merkte BKZ-Redaktionsleiter Kornelius Fritz an. Er überreichte den Verantwortlichen den mit 1000 Euro dotierten Leserpreis und sagte dazu: „Solche Schaffer, ohne die nichts gehen würde, stehen ganz selten im Mittelpunkt.“ Ihrem Engagement mehr Aufmerksamkeit zu verleihen, sei ein Beitrag, den die Zeitung leisten könne. Deshalb unterstütze man den Bürgerpreis gerne.
Schwäbischer Albverein Wegmeisterei Rems-Murr-Gau (3000 Euro): Ein Wanderwegenetz von etwa 1300 Kilometern muss instand gehalten und teilweise sogar ausgebaut werden. Dafür setzen sich die 36 Wegwarte des Albvereins ein. Sie schneiden Weggrün zurück, erneuern Markierungen und überprüfen Brücken. Im Jahr der Remstal-Gartenschau, der Winnender Heimattage und des 40-jährigen Bestehens des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald haben die Ehrenamtlichen besonders viel zu tun. Das Projekt gewann den Bürgerpreis im Themenfeld Natur und Umwelt.
#therealmi 2.0 (2500 Euro): Das mobile Theaterprojekt zeigt an Schulen einen Film, in dem Social Media und Cybermobbing eine wichtige Rolle spielen. Anschließend wird das Gesehene mit den Schülern theaterpädagogisch nachbereitet, die Jugendlichen sollen zum Nachdenken über den eigenen Umgang mit Social Media angeregt werden und diesen in der Folge für sich gewinnbringend gestalten. Die Beteiligten haben schon zehn Schulen im Kreis besucht, damit soll aber noch nicht Schluss sein. Das Projekt gewann den Bürgerpreis im Themenfeld Sport und Kultur.
Streuobst sammeln für die soziale Jugendarbeit (2500 Euro): Das Projekt der Bürgerstiftung Winnenden bringt Kindergartengruppen und Schulklassen gemeinsam mit Mitgliedern der örtlichen Obst- und Gartenbauvereine und ehrenamtlichen Helfern auf die Streuobstwiesen der Region. Dort sammeln die Teilnehmer das Obst auf. Der Erlös kommt den jeweiligen Einrichtungen zugute, gleichzeitig bekommen die Teilnehmer auch wertvolles Wissen über die Natur vermittelt. Das Projekt gewann den Bürgerpreis im Themenfeld soziales und gesellschaftliches Leben.