Vom Anzug in die Sportklamotten
Karrieren abseits des Sports (1): Max Friedrich ist seit über acht Jahren Bürgermeister in Berglen, trotzdem spielt er weiterhin Tischtennis bei seinem Verein in Kleinaspach. Ins Training schafft er es kaum noch, doch für die Spiele nimmt er sich immer Zeit.
Von Kristin Doberer
Wenn Berglens Bürgermeister Maximilian Friedrich am Wochenende bei einem Spatenstich ist, eine Versammlung besucht oder ein Gebäude eröffnet, liegt im Auto sehr oft die fertig gepackte Sporttasche im Kofferraum. Denn nicht selten düst er von Terminen direkt zu Sporthallen und an die Tischtennisplatte. Obwohl nämlich das Bürgermeisteramt viel Zeit in Anspruch nimmt, bleibt er dem Tischtennis weiter treu. Seit 2012 ist er Rathauschef in der etwa 6500 Seelen großen Gemeinde. Im Juni dieses Jahres wurde er für weitere acht Jahre wiedergewählt, als Politiker sieht er sich deshalb aber trotzdem nicht. Er sehe sich eher als Problemlöser, als Pragmatiker.
Tischtennis ist seit der Kindheit ein Teil im Leben von Maximilian Friedrich. Mit sieben, acht Jahren hat er in Lippoldsweiler mit dem Sport begonnen. Der Tischtennisverein dort war sehr erfolgreich und legte großen Wert auf die Jugendarbeit. Als sich der Klub Jahre später aufzulösen drohte, wechselte Friedrich erst für ein Jahr nach Oberbrüden und dann mit 18 zu seinem jetzigen Verein. „Man lernt auf Turnieren die Gegner ja kennen und die Grundsympathie hat hier gleich gestimmt.“ Und sie stimmt immer noch, seit nun 15 Jahren spielt Friedrich bei den TTF Kleinaspach.
Den Tischtennisfreunden in Kleinaspach will er auch weiterhin treu bleiben.
Zum Training kann er allerdings nur sehr selten kommen, die Abende sind meistens mit Veranstaltungen bei örtlichen Vereinen in Berglen, Gremien oder Sitzungen belegt. Auch müsse er in den Abendstunden häufig die Sachen aufarbeiten, die tagsüber liegen geblieben sind. „Das ist sicher kein Job mit einer 40-Stunden-Woche“, erklärt der 33-Jährige. Bei den Verbandsspielen dagegen versucht er, immer da zu sein, „und zu 90 Prozent schaffe ich das auch“, erklärt Friedrich. Es komme aber häufig vor, dass er nach einem Termin den Anzug und Krawatte schnell gegen Sportklamotten tauscht und direkt zu einem Spiel fährt. „Andersrum kommt es auch vor. Da springe ich nach einem Spiel schnell in die Dusche und weiter geht’s zu einem Abendtermin.“ Weil er der Spieler mit dem vollsten Terminkalender ist, kümmert er sich auch um die Organisation der Partien. Das ermöglicht es ihm, die Begegnungen bei Bedarf auf einen anderen Tag zu verschieben oder mal eine Stunde vorzuverlegen. Meistens könne er die Spiele und die Verpflichtungen als Bürgermeister gut unter einen Hut bringen. Klappt es mal nicht, ist für ihn aber auch klar: „Der Beruf geht immer vor.“
Trotz seiner relativ niedrigen Trainingsbeteiligung spielt er in der ersten Mannschaft in Kleinaspach. „Solange ich die Leistung erbringe, ist das wohl in Ordnung.“ Hier wirke der sportliche Erfolg aus seiner Jugendzeit noch immer sehr stark nach, war er einst doch bei Turnieren lange erfolgreich und stand auch bei baden-württembergischen Meisterschaften schon an der Platte. Dennoch stiegen er und sein Team im vergangenen Jahr in die Kreisliga A ab.
Dem Verein aus Aspach will er auch weiterhin treu bleiben. Nicht nur, weil er dort sehr zufrieden ist, sondern auch, um eine klare Trennung zu seinem Bürgermeisteramt in Berglen hinzubekommen. „Natürlich will ich die örtlichen Vereine unterstützen, aber in Berglen bin ich mit allen beim ‚Sie‘. Da hätte das keine gute Außenwirkung, wenn ich nur einen kleinen Kreis, also die Teamkollegen, duze.“ Auch trage der Sport dazu bei, dass er auf dem Boden bleibt. „An der Platte ist jeder gleich, egal welchen Beruf er hat. Man trifft hier einfach mal andere Leute, spricht über andere Dinge.“ Wichtig sei dabei nicht nur der Wettkampf, sondern auch das Zusammensitzen im Anschluss. Der Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen und Themen, die nicht ausschließlich mit Berglen zu tun haben, sei für ihn ein sehr wichtiger Ausgleich. „Hier kann ich einfach der Privatmensch sein und den Kopf frei bekommen. Außerdem tut der Sport körperlich sehr gut, ansonsten sitze ich ja viel am Schreibtisch“, sagt Maximilian Friedrich. Er habe bemerkt, dass seit seiner Wahl zum Bürgermeister allgemein mehr Aufmerksamkeit auf seiner Person liegt. Auch beim Sport stehe er mehr unter Beobachtung. Bei manchen Spielen werde er erkannt und auch angesprochen. „Vor allem seit unsere Spiele im Kreis Waiblingen sind, da kommen dann auch immer mal Fragen auf.“
Da er keine Probleme hat, vor Menschen zu sprechen, übernimmt er im Verein noch weitere Pflichten. Zum Beispiel die Begrüßung der gegnerischen Mannschaften oder andere öffentliche Aufgaben. Das seien aber nicht die einzigen Gemeinsamkeiten zwischen seinem Hobby und dem Berufsalltag. „Bei beidem braucht man vor allem Nervenstärke, beim Tischtennis kann ein Spiel ganz schnell vorbei sein oder auf Messers Schneide stehen.“ Man müsse dann einen klaren Kopf bewahren. Auch Ehrgeiz ist sowohl im Sport wie auch in der Lokalpolitik ein wichtiger Faktor, ohne Ehrgeiz könne man kein Spiel und auch keine Wahl gewinnen. „Außerdem muss man seine Gemeinde voranbringen wollen, man muss etwas erreichen wollen.“
In der neuen Serie Karrieren abseits des Sports stellen wir regelmäßig Athleten aus der Region in ihrem Berufsalltag vor. Dabei geht es zum einen um bekannte Sportler in ihrem Beruf, zum anderen um solche, die einen ungewöhnlichen Beruf ausüben oder in ihrem Job besonders erfolgreich sind.