Vom Bildschirm auf die Teller

Als Jahresauftaktveranstaltung hat die Volksbank für ihre Mitarbeiter ein Livekochevent auf die Beine gestellt. Vorstände und Betriebsrat kochten im Küchenstudio vor, die Angestellten durften es zu Hause nachmachen.

Jürgen Beerkircher, Armin Österle und Wolfgang Matt (von links) zeigten vor der Kamera, wie es geht. Die Volksbankmitarbeiter konnten das Ganze live verfolgen und die Gerichte zu Hause nachkochen. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Jürgen Beerkircher, Armin Österle und Wolfgang Matt (von links) zeigten vor der Kamera, wie es geht. Die Volksbankmitarbeiter konnten das Ganze live verfolgen und die Gerichte zu Hause nachkochen. Foto: A. Becher

Von Renate Schweizer

BACKNANG. Betriebsausflug? Gibt’s nicht mehr. Weihnachtsfeier? Fiel flach. Arbeit gibt’s allerdings noch, nicht zu knapp sogar. Aber kann man immer nur arbeiten? Nein, fanden Vorstand und Mitarbeiter der Volksbank Backnang. Wer miteinander arbeitet, soll auch miteinander feiern – nur wie kann das gehen in diesen Zeiten? Auf der Suche nach einem Feierformat, das die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Abstand zusammenbringt, Verantwortungsbewusstsein mit Spaß vereint und dann womöglich noch mit einem Festmahl verbunden ist, wurden die Banker fündig beim Kochwerk, der Eventlocation in den Räumen der Backnanger Firma Küche und Design. Die Vorstände kochen im schicken Küchen- und Aufnahmestudio (und unter den kritischen Augen der Belegschaft) und die Mitarbeiter samt ihren Familien jeweils bei sich zu Hause. Alle live und alle digital verbunden und alle haben ihren Spaß dabei.

Damit das alles so reibungslos klappen kann, war viel Vorarbeit nötig: Ein paar Tage vor dem Event bekamen alle Teilnehmer (mehr als 130 Personen) das Rezept zugeschickt und eine Liste der Dinge, die sie in der Küche greifbar haben sollten: Pfanne, Schneebesen, soundsoviele Töpfe, scharfes Messer und so weiter. Denn bei den Bankmitarbeitern, wie in den meisten anderen Branchen auch, ist natürlich alles vertreten: Hobbykoch-Halbprofis mit High-End-Küchenausstattung auf der einen Seite und kochtechnische Anfänger andererseits, die womöglich schon beim Spiegeleibraten ins Schwitzen kommen und dann merken, dass sie keinen Pfannenwender im Haus haben, um das Teil aus der Pfanne zu heben.

130 Pakete mit Zutaten wurden im Vorfeld zusammengestellt.

Am Tag davor konnten dann die persönlichen Lebensmittelpakete (je nach Familiengröße) zum Feierabend in den Volksbankfilialen mitgenommen werden: Sämtliche Zutaten fürs Festmahl, abgewogen und verpackt bis hin zum Schnittlauch- und Kräuterstrauß für die Gnocchi in 130 Paketen – eine logistische Großtat. Es ist ihre bislang größte Veranstaltung dieser Art und Vater und Sohn Georg und Stefan Hopp, die Geschäftsführer von Küche und Design, sind froh, dass es so gut funktioniert. Sie stellen die „Heldin im Hintergrund“ vor: Julia Kroner ist Werkstudentin der dualen Hochschule im vierten Semester (Marketing/Media/Vertrieb) und mit Feuereifer bei der Sache. „Es ist toll, was ich hier alles kennenlerne und machen kann“, erzählt sie mit leuchtenden Augen. „Eine Riesenherausforderung war zum Beispiel, dass die Kühlkette niemals abreißt“ und damit das dann auch zu Hause klappt, war auf dem vakuumierten Fleisch, der Sahne und den anderen empfindlichen Lebensmitteln in jedem einzelnen Paket ein Aufkleber: „Bitte im Kühlschrank lagern“. Der Fonds für die Soße und alles, was fertig vorbereitet sein musste, wurde in der Profiküche von Küche und Design von Hand vorgekocht – Tatsache, kein Fertigprodukt. Sie flitzt weiter, denn jetzt, beim Kochevent selbst, ist ihr Platz hinter der Kamera. König am Herd ist Koch Udo Grabl: Er leitet an, mit Blick in die Kamera und zu den schuftenden Volksbankvorständen, witzelt, unterhält, verliert niemals den Überblick über Mensch und Material und brutzelnde Pfannen, gibt Tipps („die freie Hand über das Messer legen“), beantwortet Fragen der Co-Köche online und analog und schnippelt nebenher Kräuter, dass einem schon vom Zusehen Hören und Sehen vergeht.

Als heimlicher Star des Livekochentertainments erweist sich Armin Österle, Betriebsrat und Volksbankhausmeister, der mit den Vorständen kocht. „Besseres TV als Armin kann’s gar nicht geben“, ploppen da die Kommentare aus dem Netzwerk auf. Tatsache: Kommentiert alles, weiß alles (besser), mischt sich überall ein („He Udo, die brauchen hier dringend ein Schnittlauchkommando!“) und mischt alle auf – es macht Spaß, da zuzugucken. Die Vorstände Jürgen Schwab, Wolfgang Matt und Markus Trautwein mitsamt dem Vorstandsvorsitzenden Jürgen Beerkircher sind derweil konzentriert bei der Arbeit, allesamt ausgestattet mit einheitlichen Schürzen und verteilt über die Kochinseln im großen Raum. Chef am Mischpult der umfangreichen Technik ist in stoischer Ruhe Georg Beïs – das funktioniert dermaßen gut, dass man am Ende Kameras, Mikros und das ganze Riesentechnikequipment fast vergisst – und so soll es ja sein.

Was es nun eigentlich zu essen gab, möchte jetzt vielleicht einer wissen? Das wird nicht verraten – die Mitarbeiter der Volksbank erinnern sich ganz bestimmt.

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Erstellt:
30. Januar 2021, 11:30 Uhr

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