20 Jahre Youtube
Vom Elefanten-Clip zum größten Videodienst der Welt
YouTube soll bei einem Abendessen entstanden sein. Die PayPal-Kollegen Steve Chen, Chad Hurley und Jawed Karim sollen die Plattform erfunden haben, auf der jeder Videos hochladen kann.
![Vom Elefanten-Clip zum größten Videodienst der Welt YouTube Logo: Der Videodienst feiert sein 20-jähriges Bestehen (Archivfoto).](/bilder/youtube-logo-der-videodienst-feiert-sein-20-jaehriges-872026.jpg)
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YouTube Logo: Der Videodienst feiert sein 20-jähriges Bestehen (Archivfoto).
Von red/AFP
Youtube entstand angeblich beim Abendessen: Auf einer Dinnerparty sollen sich Steve Chen, Chad Hurley und Jawed Karim - Arbeitskollegen beim Bezahldienst Paypal - die Plattform ausgedacht haben, auf die jedermann Videos hochladen kann. Am 14. Februar 2005 ging die Website Youtube.com online, in den folgenden 20 Jahren entwickelte sie sich von der Videotausch-Plattform für Nerds zum größten Videodienst der Welt mit Milliarden von Zuschauern.
Karim stellte am 23. April 2005 das erste Video ein: „Ich im Zoo“ heißt der 19-sekündige Clip, in dem Karim vor einem Elefantengehege im Tierpark von San Diego von den langen Rüsseln der Tiere schwärmt. 348 Millionen Mal wurde er inzwischen angesehen. Keiner der drei Entwickler ahnte damals vermutlich, wie groß ihre Idee eines Tages werden würde.
„Youtube wurde von Technikfreaks gegründet, die einen Video-Hosting-Dienst wollten, um sich immer wieder Janet Jacksons „Garderoben-Fehlfunktion’ während des Super Bowls anzusehen“, sagt der Analyst Ross Benes vom Marktforschungsunternehmen eMarketer. „Heute ist es der größte digitale Videodienst der Welt, was die Nutzungsdauer und die Werbeeinnahmen betrifft - ein absoluter Gigant.“
Das ist das Erfolgsgeheimnis von Youtube
Im vergangenen Jahr erreichte Youtube weltweit mehr als 2,5 Milliarden Zuschauer. Laut Google sehen Nutzer täglich allein auf Fernsehgeräten mehr als eine Milliarde Stunden Youtube-Videos. „Vor 20 Jahren wäre man ausgelacht worden, wenn man gesagt hätte, dass diese Website zur Bedrohung für Disney, ABC und CBS werden würde“, sagt Benes mit Blick auf große US-Sender und Streamingdienste. „Aber genau das haben sie erreicht.“
Das Erfolgsgeheimnis von Youtube besteht darin, dass anders als bei den traditionellen Sendern keine Produktionskosten anfallen - es sind die Nutzer, die die Videos produzieren. Die Palette von Inhalten ist riesig - von Konzertmitschnitten über Werbespots für politische Kampagnen bis hin zur Anleitung für die Waschmaschinenreparatur. „Die Menge an neuen Inhalten ist so groß, dass die Leute immer wieder vorbeischauen“, sagt Benes. Jede Minute werden Google zufolge mehr als 500 Stunden Videomaterial auf Youtube hochgeladen.
2006 kaufte der Suchmaschinenbetreiber Google Youtube für 1,65 Milliarden US-Dollar in Aktien - laut Analysten ein entscheidender Moment. Google nutzte sein Know-how im Bereich Werbung, um ein erfolgreiches Modell zu entwickeln, bei dem die Einnahmen mit den Produzenten der viel geklickten Videos geteilt werden.
Kostenlose „Kids“-App auf den Markt gebracht
Auch die Technologie wurde verbessert und Google verhandelte mit Filmstudios, um Urheberrechtsverletzungen zu bekämpfen. „Die Piraterie ist bei Youtube nicht mehr so ausgeprägt wie früher“, urteilt Benes. Das Unternehmen brachte zudem eine kostenlose „Kids“-App auf den Markt, die als sicherer Ort für Kinder beworben wird, und passt seinen Algorithmus ständig an um zu vermeiden, dass Nutzer, Werbetreibende und Regierungen angegriffen oder beleidigt werden.
Tech-Analyst Rob Enderle schreibt einen Großteil der erfolgreichen Entwicklung von Youtube der ehemaligen Geschäftsführerin Susan Wojcicki zu, die vergangenes Jahr starb. „Sie war phänomenal in ihrem Job und zeigte, wie so etwas gemacht werden sollte“, sagt er.
Benes rechnet damit, dass Youtube innerhalb der kommenden zwei Jahre mehr zahlende Abonnenten haben wird als alle US-Kabelfernsehsender. Die Plattform konkurriert mit Streaming-Diensten wie Netflix, Disney und Amazon Prime sowie mit Tiktok und den Reels von Instagram um die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Als Reaktion auf die Popularität der Tiktok-Clips führte Youtube seine eigenen Kurzvideos ein, die „Shorts“, die täglich mehr als 70 Milliarden Mal aufgerufen werden.
„YouTube ist ein Teil von mir, es ist mein Job.“
„Als ursprüngliche Streaming-Videoplattform hat sich Youtube kontinuierlich weiterentwickelt und differenziert“, sagte Mike Proulx vom Marktforschungsunternehmen Forrester. „Es ist zum Standard für nutzergenerierte längere Videos geworden.“
Robert G. ist begeisterter Youtuber, seit 2009 lädt er Videos hoch. „Ich bin wirklich froh, dass sich Youtube verändert“, sagt er und freut sich, dass nun nicht nur etablierte, sondern auch aufstrebende Produzenten auf der Startseite zu finden sind. „YouTube ist ein Teil von mir, es ist mein Job.“