Vom Nutzen der Gleichförmigkeit

Juweliere verwenden eine Maßeinheit, deren Name sich einem Baum verdankt: das KARAT. Das Wort ist vom altgriechischen „keration“ abgeleitet, was „Hörnchen“ bedeutet – gemeint seien die bockshornartig gekrümmten Fruchthülsen des Johannisbrotbaums, schreiben die einschlägigen Wörterbücher. Die Samen darin seien nämlich so gleichförmig, dass sie jahrhundertelang als präzise Gewichtseinheit verwendet wurden, liest man oft. Bloß stimmt es nicht: Das Gewicht der Samen kann von Baum zu Baum erheblich schwanken, ebenso stark wie bei vielen anderen Früchten und Kernen auch. Ein Forscherteam aus der Schweiz und Spanien hatte deswegen die Idee, das Augenmaß ihrer Versuchspersonen mit Johannisbrotbaumsamen zu testen: Selbst Gewichtsabweichungen von nur fünf Prozent konnten die Probanden zuverlässig feststellen. Wenn man genug Abweichler dieserart aussortiert, könnte die Nutzung der Samen als Gewichtseinheit vielleicht wieder praktikabel erscheinen. Aber für den heutigen Handel ist all das ohnehin irrelevant, denn im Jahr 1907 wurde das Karat international standardisiert. Der Begriff meint seither exakt 0,2 Gramm.

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Erstellt:
9. Januar 2019, 03:14 Uhr

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