Was geschah am . . . 13. Februar 1945?

Vor 80 Jahren wurde Dresden im Feuersturm eingeäschert

Dresden war eine der schönsten Städte Europas, doch was zählte das in einem grausamen Krieg? Im Februar 1945 legten britische Bomber das „Elbflorenz“ in Schutt und Asche. Ein angemessenes Gedenken fällt bis heute schwer.

Nach den alliierten Bombenangriffen vom Februar 1945 war das einstige Elbflorenz einen Schuttlandschaft.

© Imago/Gemini Collection

Nach den alliierten Bombenangriffen vom Februar 1945 war das einstige Elbflorenz einen Schuttlandschaft.

Von Markus Brauer/KNA

m 21.45 Uhr heulten die Sirenen. Eine Viertelstunde später setzten britische Mosquito-Flugzeuge ihre Zielmarkierungen über Dresden. 244 Maschinen entluden kurz darauf 900 Tonnen Spreng- und Brandbomben direkt über der Altstadt, die nach wenigen Minuten zwischen der großen Elbschleife und dem Hauptbahnhof in Flammen stand.

Sachsens barocke Metropole, eine der wenigen noch nicht zerstörten deutschen Städte, hatte es an diesem 13. Februar 1945 doch noch schwer getroffen. Für die vom Schock der Detonationen gezeichneten Menschen in den Luftschutzkellern hieß es nun, dem Feuer zu entkommen, Verwundete und Tote zu bergen, wenn möglich zu löschen.

13. Februar 1945: Der Horror von Dresden beginnt

Aber der Horror von Dresden hatte gerade erst begonnen. Drei Stunden nach der ersten Welle erreichen weitere 529 britische Bomber ihr Ziel. Neben gewaltigen Mengen Sprengstoff werfen sie Hunderttausende Stabbrandbomben und Phosphorkanister auf die gesamte Innenstadt.

Die Brände vereinigen sich rasch zu einem tobenden Feuersturm. In den brennenden Straßenzügen werden die Opfer vom Sog in die Flammen gerissen. In den Kellern, wo überwiegend Frauen, Kinder, alte Leute ausharren, steigt die Hitze auf 600 Grad. Tausende ersticken, verbrennen oder werden in der heißen Luft zu „Asche-Leichen“.

„Tote, Tote, Tote“

„Überall Tote, Tote, Tote“, erinnerte sich der damals 15-jährige Christian Just, der mit seiner Mutter wie viele Dresdner aus dem Inferno Richtung Elbwiesen flüchtete und bei dem Angriff seinen Vater verlor. „Mitten auf dem Weg lag ein dunkler, formloser Haufen, obenauf etwas mit langen Haaren. Daran allein zu erkennen, dass dies eine tote Frau war. Mehr kann ich nicht beschreiben.“

Bis zu 25.000 Menschen, so ermittelt später eine Historikerkommission, starben in dieser Bombennacht. Auf einer Fläche von 15 Quadratkilometern lag das einstige „Elbflorenz“ in Schutt und Asche. In den folgenden zwei Tagen vernichteten Angriffe der US-Luftwaffe das, was noch übrig war.

Symbol für den Bombenkrieg

Mehr als 160 deutsche Städte, von denen etliche mühelos den Sprung auf die heutige Welterbeliste geschafft hätten, wurden im Zweiten Weltkrieg von alliierten Bombern zerstört. Feuerstürme wüteten auch in Kassel, Darmstadt oder Hamburg, wo im Juli 1943 mit bis zu 40.000 Toten sogar mehr Menschen umkamen. Dennoch steht Dresden im kollektiven Bewusstsein wie keine andere Stadt für den Bombenkrieg.

Und bis heute fällt ein angemessenes Gedenken daran schwer, diskutieren Historiker über eine Bewertung des Angriffs. Die eine Seite sieht die Zerstörung der Kulturmetropole und Massentötung von Zivilisten, noch dazu kurz vor der Niederlage Nazideutschlands, als sinnloses Kriegsverbrechen.

Die andere Seite hält den Angriff für militärisch gerechtfertigt – wie lange die Wehrmacht noch durchhalten würde, sei nicht absehbar gewesen – und stellt ihn in den Kontext der deutschen Schuld an Krieg und Holocaust. Noch in den Trümmern suchte die Gestapo nach entkommenen Juden, denen das angerichtete Chaos vermutlich das Leben rettete.

Auch Winston Churchill distanzierte sich

Neonazis wie Linksextreme instrumentalisieren den Gedenktag jährlich mit abstoßenden Parolen. Die einen halten an der Opferzahl der NS-Propaganda von 200.000 fest und behaupten gar einen „Bomben-Holocaust“, die anderen ergehen sich in Häme für die Opfer des Angriffs.

Sogar der damalige britische Premierminister Winston Churchill, der die Flächenbombardements auf Deutschlands Städte zur Brechung der Moral stets gutgeheißen hatte, distanzierte sich im März 1945 von der Zerstörung Dresdens: „Der Moment scheint mir gekommen, wo die Frage der Bombardierung deutscher Städte einfach zum Zwecke der Erhöhung des Terrors, auch wenn wir andere Vorwände nennen, überprüft werden sollte.“

Dresdens militärische Bedeutung

Bomber-Chef Arthur Harris verwies dagegen auf Dresdens militärische Bedeutung als wichtiger Verkehrsknotenpunkt für die nahe Ostfront und intaktes Verwaltungszentrum. Schon wegen der deutschen Luftangriffe auf London, Coventry, Warschau oder Rotterdam stellte er seine Strategie nie in Frage.

In der britischen Öffentlichkeit dominiert weiter die Auffassung, dass der Bombenkrieg gegen Deutschland eine traurige Notwendigkeit im Kampf gegen ein teuflisches Regime war, der Fall Dresden wird gleichwohl kontrovers diskutiert.

Zumindest die wichtigsten architektonischen Schätze wie Zwinger und Semperoper wurden in Dresden wieder aufgebaut. Die 2005 wiedereröffnete Frauenkirche auf dem rekonstruierten Neumarkt steht als Symbol für Frieden und Versöhnung. Spenden dafür kamen auch aus Großbritannien.

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Erstellt:
12. Februar 2025, 11:24 Uhr
Aktualisiert:
12. Februar 2025, 12:27 Uhr

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