Wachsfiguren: Kloster führt Krippenkunst weiter
dpa/lsw Berg. Ochs, Esel und 41 weitere Gestalten bevölkern die barocke Krippe im Kloster Kellenried. Einige der aus Wachs geformten Charaktere zählen wohl zu den ältesten Figuren dieser Epoche - und erstrahlen nun in neuem Glanz. Im Kloster entstehen unterdessen ständig neue Figuren.
Nach fünf Jahren ist eine der bedeutendsten Barockkrippen im Land erstmals wieder im oberschwäbischen Kloster Kellenried zu sehen. Einige der 43 Figuren zählen dem Landesdenkmalamt zufolge zu den ältesten erhaltenen barocken Krippengestalten. Josef, einen Hirten, eine Hirtin und mehrere Verkündigungsengel sollen demnach schon Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden sein. Seit 2016 liefen Arbeiten zur Restaurierung, nun erstrahlen die Figuren in neuem Glanz. Im Kloster wird die Kunst der Wachskrippen unterdessen in einer eigenen Werkstatt fortgeführt.
Begonnen hat diese Arbeit nach Angaben des Klosters Kellenried in Berg (Landkreis Ravensburg) schon im Jahr 1956. An der Barockkrippe sei damals ein Kopf zerbrochen, eine künstlerisch begabte Schwester habe sich an der Reparatur versucht. Die von ihr modellierten Köpfe kamen demnach gut an - und da die Werkstatt für Alabasterfiguren mangels Nachfrage geschlossen werden musste, boten sich die Wachsfiguren für die Schwestern als neuer Erwerbszweig an.
„Die Krippenfiguren aus unserer eigenen Werkstatt erfreuen sich immer noch großer Beliebtheit“, sagt Schwester Charis Doepgen. „Gekauft werden sie vor allem von Familien, die größeren Figuren auch von Kirchengemeinden.“ Viele Kunden hätten schon eine Hauptgruppe mit der Heiligen Familie, die jährlich Zuwachs bekomme. In der Werkstatt fertigen Schwestern und Mitarbeiterinnen daher in Handarbeit jährlich Hunderte Figuren aus Wachsköpfen und -händen auf bekleideten Drahtskeletten.
Auch die barocke Krippe ist nach Angaben des Klosters nicht in einem Guss entstanden. Die Figuren gehörten demnach ursprünglich eigentlich nicht zusammen, sondern wurden im 19. Jahrhundert von Benediktinerinnen in Salzburg gesammelt. Bei einigen sind Köpfe und Hände aus Wachs gefertigt, andere bestehen dagegen komplett aus Holz. Als Schwestern aus Gurk in Kärnten 1924 ins neu gegründete Kloster Kellenried in Oberschwaben zogen, brachten sie die Figuren mit. Die fehlende Maria gestalteten die Benediktinerinnen in ihrer Wachswerkstatt einfach selbst.
Die Restaurierung der Barockkrippe kostete nach Angaben des Landesdenkmalamts 75.000 Euro. Einen Großteil der Kosten hat nach Angaben des Klosters der Förderverein der Abtei mit 44.000 Euro übernommen. Zu sehen ist die Krippe noch bis 2. Februar 2022.
© dpa-infocom, dpa:211220-99-448546/3