Übereinstimmung mit Parteien wirft oft Fragen auf
Wahl-O-Mat: Warum passt das Ergebnis nicht zu mir?
Es kann vorkommen, dass der Wahl-O-Mat völlig unerwartet eine Übereinstimmung mit einer Partei anzeigt, die nicht die eigenen Überzeugungen teilt. Woran liegt das?
Von Lukas Böhl
Der Wahl-O-Mat ist bereits seit 2002 eine wichtige Orientierungshilfe der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) bei großen Wahlen in Deutschland. Während man in der Regel davon ausgeht, dass das Ergebnis ungefähr den eigenen Vorstellungen entspricht, kann auch das Gegenteil passieren: Die Partei mit der größten Übereinstimmung passt überhaupt nicht zu den eigenen Werten. Was sagt ein solches Ergebnis aus?
Etwa 8 Prozent sind vom Ergebnis überrascht
Die Bundeszentrale für politische Bildung erhebt seit 2004 Daten zur Nutzung des Wahl-O-Mats. Aus den gut 20 Jahren an Erhebungen ist bekannt, dass ungefähr 92 Prozent der Nutzer in ihren politischen Meinungen durch den Wahl-O-Mat bestätigt werden. Das heißt, bei durchschnittlich 8 Prozent der Nutzer stimmt das Ergebnis nicht mit der persönlichen Vorstellung überein. Auch hierfür liefert die BPB einige mögliche Erklärungen.
Warum das Ergebnis abweichen kann
Nach Angaben der BPB kann ein vom eigenen Überzeugungsmuster abweichendes Ergebnis beim Wahl-O-Mat mehrere Gründe haben:
- Die Themenauswahl ist zu klein: Möglicherweise ist ein Thema, das Ihnen besonders wichtig ist, nicht vertreten. Die 38 Thesen des Wahl-O-Mats werden so ausgewählt, dass sie eine möglichst hohe Relevanz, Verständlichkeit und Unterscheidbarkeit zwischen den Parteien gewährleisten. Wahrscheinlich sind daher einige Themen unterrepräsentiert.
- Personalentscheidung: Ein weiterer Grund für die Abweichung könnte laut der BPB eine Personalentscheidung sein. Die Zustimmung für eine Partei basiert hier auf einem bestimmten Kandidaten (oder einer Gruppe von Kandidaten) und nicht unbedingt auf der Partei als Ganzes. Beim Wahl-O-Mat treten dann möglicherweise die unterschiedlichen Ansichten zutage.
- Grundwerte: Vielleicht bevorzugt man eine bestimmte Partei auch aufgrund eines spezifischen Themas, das einem persönlichen Grundwert entspricht. Dies könnte zum Beispiel Klimaschutz oder Digitalisierung sein. Abseits dieses Themengebiets könnte es jedoch durchaus Unterschiede in der Meinung geben.
- Falsche Vorstellung: Die BPB führt auch die Möglichkeit an, dass ein Nutzer schlichtweg eine falsche Vorstellung von einer Partei hat. Es ist denkbar, dass gewisse Positionen zu unterschiedlichen Themen in der Vergangenheit nicht mit der bevorzugten Partei abgeglichen wurden und es jetzt zu einer Überraschung kommt.
Lesetipp: Die Wahlprogramme der Parteien zusammengefasst
Ergebnis extrem links oder rechts?
Die wahrscheinlich größte Überraschung beim Wahl-O-Mat tritt immer dann auf, wenn das Ergebnis besonders stark von den eigenen Vorstellungen abweicht. Oft ist das der Fall, wenn die Übereinstimmung mit extremistischen Parteien aus dem linken oder rechten Spektrum am größten ist. Hierzu schreibt die BPB auf ihrer Webseite, dass viele der Thesen nicht zwingend eine extremistische Tendenz erkennen lassen. Aber natürlich positionieren sich auch die Parteien aus den beiden Enden des politischen Spektrums zu eher unverfänglichen Themen wie Digitalisierung oder Landwirtschaft.
Eine Übereinstimmung mit Parteien aus diesen Lagern heißt daher nicht automatisch, dass man selbst deren extreme Überzeugungen teilt. Die BPB empfiehlt, immer auch die Begründungen der Parteien zu den Thesen zu lesen und sich über den Wahl-O-Mat hinaus mit den Wahlprogrammen der Parteien zu beschäftigen. Der Wahl-O-Mat sei keine Wahlempfehlung, sondern solle eher als Startschuss für eine intensivere Auseinandersetzung mit den Parteien verstanden werden, so die BPB.