Wahlkampf in Sulzbach auf der Zielgeraden
Bürgermeisterwahl Sulzbach Das Kandidatenquartett präsentiert sich erneut den Sulzbacher Bürgern und geht auch auf deren Fragen ein. Und die stellvertretende Bürgermeisterin Edelgard Löffler appelliert an alle, zur Wahl zu gehen.
Von Christoph Zender
Sulzbach an der Murr. „Wer wird uns als Neubürger in Sulzbach begrüßen?“, brachten Melissa Markhert und Ron Schmidt, die kürzlich nach Sulzbach gezogen sind, ihre Erwartungen an die Kandidatenvorstellung auf einen Nenner. Diese fand am Montagabend vor einigen Hundert Besuchern in der Festhalle der Murr-Gemeinde statt. In einer Art „Speeddating“ hatten die Bewerber die Möglichkeit, sich innerhalb von 20 Minuten ihren Wählern zu präsentieren und Fragen zu beantworten. Über das Zeitlimit wachten Edelgard Löffler, stellvertretende Bürgermeisterin von Sulzbach, und der Hauptamtsleiter der Gemeinde, Michael Heinrich; Wettbewerbsgleichheit lautete das Gebot des Abends. Im Saal durfte sich auch nur der jeweilige Redner aufhalten.
Schöner Nebeneffekt: Der Weg vom separierten Warteraum kam dem Einzug in eine Wahlkampfarena gleich: Hand in Hand mit ihren Lebenspartnern schritten die vier Bewerber durch die Mitte der Zuschauerreihen zur Bühne. Für Kenner amerikanischer Wahlkampfveranstaltungen vielleicht etwas wenig Glamour. Daran dachte wohl auch Veronika Franco Olias, als sie spontan verkündete: „Nächstes Mal brauchen wir Musik beim Einlauf.“ An welche nächste Gelegenheit und an welches Musikstück sie dabei dachte, ließ sie während ihrer Bewerbungsrede offen. Selbstbewusst, fokussiert und rhetorisch versiert, beschrieb sie ihre Motivation für die Kandidatur. „Konkrete Kommunalpolitik kann Lebensumstände von Menschen verändern. Als Bürgermeisterin kann und will ich das tun.“
Motivationen für das Amt und
Visionen für Sulzbach dargelegt
Wenn der Kleidungsstil eines Menschen sinnbildhaft für seine persönlichen Überzeugungen steht, gelang dies Markus Laiblin bei seinem Auftritt perfekt. Zünftig in einen Trachtenjanker gewandet, ließ er bei seinem Statement zum Auftakt keinen Zweifel aufkommen, was ihm besonders am Herzen liegt: „Wir alle leben darin. Wir alle leben davon.“ Was wie ein Rätsel anmutet, löst sich sehr leicht auf, wenn man die Anfangsbuchstaben der Wörter hintereinander liest: „Wald“. Das lebens- und liebenswerte Sulzbach mit seinen Menschen gaben bei ihm den Impuls für die Kandidatur.
Die Vielfalt des Bewerberfelds wurde auch in der Vorstellung von Andreas Fillgraff deutlich. Ausgestattet mit einer eigens entworfenen Werbetafel skizzierte er seine Motivation und seine Hauptthemen. Beides speist sich bei ihm aus seinem breiten ehrenamtlichen Engagement als Elternbeirat, Fußballtrainer und Helfer beim Deutschen Roten Kreuz. „Als Ehrenamtlicher habe ich nur begrenzte Möglichkeiten. Als Bürgermeister kann ich Dinge bewegen“, so Fillgraff.
Als Letzter im Bunde gelang es Christian Ehnis ebenso, die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen. „Sie hören im Wahlkampf viel von Ideen und Visionen. Sulzbacher sind pragmatischer, schauen tiefer und wollen Fakten.“ Hierin sieht er seine Stärken, die er sich in seiner Ausbildung und bei seinen vielseitigen internationalen Tätigkeiten angeeignet hat. Die Fachthemen aller Konkurrenten zeigten eine große Schnittmenge: Kindergärten, Schulen, eine bürgernahe, digitale und transparente Verwaltung, Raum für Wohnen und Gewerbe sowie die Verkehrssituation in Sulzbach.
Kaum überraschend, drehten sich auch die meisten Fragen des Publikums hierum. „Ich habe alle Programme gelesen. Die sind mehr oder weniger deckungsgleich. Es kommt auf die Person an“, brachte es Annika Allinger auf den Punkt. Interessant war in diesem Kontext, wie die Bewerber aus ihren eigenen Karriereperspektiven auf das angestrebte Amt schauen. Konkret hierzu befragt, bejahte Veronika Franco Olias, dass dies eine weitere Stufe auf der von ihr schnell erklommenen Karriereleiter darstellt. Selbstbewusst entgegnete sie aber auch: „Ich habe keinen Grund, aus Bittenfeld wegzugehen. Wir wollen in Sulzbach sesshaft werden.“
Anders sieht die Ausgangslage bei Christian Ehnis und Markus Laiblin aus. Nach eigenen Angaben sind sie bereit, ihre gut dotierten Jobs in der freien Wirtschaft aufzugeben, um sich mit dem Bürgermeisteramt einen Herzenswunsch zu erfüllen. Beides klingt für Hanna Scheub plausibel: „Ich nehme Laiblin, Ehnis und auch Fillgraff ihr Engagement für Sulzbach voll ab. Und wenn sich am Ende eine sehr gute Bürgermeisterin oder ein sehr guter Bürgermeister nach acht Jahren wieder verabschiedet – na und. Der oder die wird bestimmt einen Mehrwert für Sulzbach gebracht haben.“
Mit der Veranstaltung vom Montagabend ist der Kampf um das Sulzbacher Rathaus nun auf die Zielgerade eingebogen. „Bitte nehmen Sie Ihr Wahlrecht wahr. Dies ist ein hohes Gut“, schlug Edelgard Löffler zum Abschluss die Brücke zum Wahlsonntag am ersten Adventssonntag.